Volvo EX90 Twin Motor Ultra: High-end, made in USA
Volvo EX90 Twin Motor Ultra: High-end, made in USA
10.02.2025 12:31 Uhr | Lesezeit: 5 min
Der Volvo EX90 ist der größte, stärkste und schwerste Serien-Volvo. Wir sind mit dem 117.810 Euro teuren „EX90 Twin Motor Performance AWD Ultra“ durch Hamburg und drum herum geflüstert.
Die USA waren und sind fürs Opulente bekannt. Klar, dass auch die größten Pkw aus den USA kommen – schon immer. Der Cadillac Escalade ist das vielleicht plakativste Beispiel der Jetztzeit. Zwischen 5,38 und 5,75 Meter messen die Mega-SUV und haben auch mal ein Leergewicht von deutlich jenseits der drei Tonnen – der Escalade IQ sprengt nicht nur größenmäßig die Euro-Dimensionen.
Da wirkt ein Mercedes EQS SUV mit 5,12 Metern und 2,9 Tonnen Gewicht (EQS 580) fast schon schmächtig und gehört bei uns dennoch zu den Riesen auf der Straße. Sein Produktionsort befindet sich in den USA. Tuscaloosa, Alabama, um es zu präzisieren. Mit 5,11 Metern und 2,8 Tonnen kommt der BMW XM ähnlich monströs daher. Das Plug-in-Hybrid-Monster mit bis zu 748 PS wird gleich nebenan produziert, in Spartanburg, South Carolina. Volvo schickt nun den EX90 ins Rennen um die Gunst der Kunden. Und auch er wird im Land der unbegrenzten Möglichkeiten produziert. Ebenfalls in South Carolina, in Ridgeville, nahe Charleston. Mit 2,8 Tonnen verteilt auf 5,04 Meter ist er der Zwerg unter den elektrifizierten Euro-SUV, made in USA – und sogar kürzer als ein 5er-BMW.
Auf den ersten Blick ist das kaum verwunderlich, denn Volvo übt sich gern in Zurückhaltung. Sei es bei der Höchstgeschwindigkeit, beim (skandinavischen) Design und auch beim Prahlen. Dabei hätten die Schweden allen Grund dazu. 763.389 Autos konnten 2024 abgesetzt werden. 62.326 davon trafen auf deutsche Straßen, was einem „Deutschland-Plus“ von 39,3 Prozent im Verglich zum Vorjahr entspricht. Letztes Jahr waren 22 Prozent aller neu zugelassenen Volvo in Deutschland auspufffrei. Erreicht wurde das mit den Modellen EX30, XC40 und C40, die mittlerweile in EX40 und EC40 umgetauft wurden. Meistverkaufter Volvo bei uns: der Volvo XC 60, stets noch mindestens mit einem Auspuff an Bord.
20. Februar 2025 – Veranstaltung für Fuhrparkverantwortliche
Am 20. Februar (Donnerstag) findet in Hannover das Autoflotte Business Forum statt. Fuhrparkverantwortlicher können dort den Volvo EX90 und weitere Volvo-Modelle selbst testen. Zudem gibt es am Vormittag flottenrelevante Vorträge zu den Themen Risk- und Schadenmanagement, Elektromobilität und Software-Defined-Vehicle. Alle Details zum Netzwerk-Event und Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: www.autoflotte.de/volvo
Perfektes Design am Volvo EX90
Von außen betrachtet hat die Designabteilung in Göteborg beim EX90 nahezu perfekte Arbeit geleistet. Ohne Vergleichsgrößen wirkt er fast zierlich. Die Proportionen stimmen, die sauberen Verläufe lassen Freunde zeitloser Eleganz mit der Zunge schnalzen. Wie riesig der Wagen ist, merkt man entweder wenn ein EX30 daneben steht oder aber, wenn man in den EX90 einsteigt. Die Pforten öffnen sich weit, erhobenen Hauptes klettert man hinein und versucht, den Fauteuil auf seine Maße einzustellen. Versuchen ist hier wohl bei vielen Neulingen das Stichwort. Denn der kleine rechteckige Knubbel direkt am Sitz lässt seine Funktionsweise nicht sofort erschließen. Der nächste Handgriff geht meist zur Lenkradverstellung. Doch diese ist nicht an der Lenksäule. Wer danach sucht, findet sie im Menü des Infotainmentsystems, wie auch die Verstellung der Außenspiegel. Beides wird nach dem Aktivieren im Display über die Lenkradtasten verstellt. Gen Z wird es lieben – angeblich. Nur braucht die noch ein paar Jahrzehnte, bis der EX90 ins Beuteschema fällt.
Innenraum des Volvo EX90: luftig, hochwertig, schön
Das Interieur ist von Haus aus hochwertig. Viele Möglichkeiten zur Individualisierung – wie bei anderen Premiumherstellern – gibt es jedoch nicht. Leder ist beispielsweise nicht zu haben, dafür aber die Option „Tailored Wool“. 1.200 Euro kostet der Mix aus 30 Prozent Wolle und 70 Prozent Polyester, der die Sitze bespannt – sieht sehr schön aus. Ob es ein Sechs- oder Siebensitzer sein soll, wählt man kostenfrei. Zumindest dann, wenn man nicht die Basisversion möchte. Beim Core kosten die Extrasitze 2.300 Euro (brutto). Doch ein echter Siebensitzer ist der EX90 eher nicht. Erwachsene sitzen auf den beiden letzten Plätzen eingepfercht. Beim Sechssitzer lassen sich immerhin die Füße zwischen Sitzplatz drei und vier nach vorn strecken. Als Sechssitzer wirkt der EX90 staatsmännisch und darf als Chauffeur-affine bezeichnet werden – die Chinesen freut’s. Bei sechs Plätzen verzichtet man auf eine Option, die Eltern mit Kindern eventuell haben wollen. Denn für 310 Euro bekommt der mittlere Fondsitz eine Hochsitz-Funktion, wie beim VW Touran.
20. Februar 2025 – Veranstaltung für Fuhrparkverantwortliche
Am 20. Februar (Donnerstag) findet in Hannover das Autoflotte Business Forum statt. Fuhrparkverantwortlicher können dort den Volvo EX90 und weitere Volvo-Modelle selbst testen. Zudem gibt es am Vormittag flottenrelevante Vorträge zu den Themen Risk- und Schadenmanagement, Elektromobilität und Software-Defined-Vehicle. Alle Details zum Netzwerk-Event und Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: www.autoflotte.de/volvo
Der EX90 ist (eigentlich) ein Luxusprodukt
Zurück auf den bequemen Fahrerplatz. Der einzige Kritikpunkt beim haptischen Erleben des EX90 befindet sich im Lenkrad. Das Drücken der Lenkradtasten sieht man auch Tage danach noch und das Geräusch bleibt im Ohr: knarzknarz. Wie beschrieben (Lenkrad und Spiegel) ist die Bedienung gewöhnungsbedürftig. Das Öffnen des Handschuhfaches gelingt im EX90 theoretisch mittels Touch-Funktion unten rechts im Display. Für die Preisklasse ist das suboptimal. Vor allem dann, wenn der Button keinerlei Reaktion verursacht und das Handschuhfach geschlossen bleibt. „Zwei für vier“ beim Thema Fensterheber-Tasten kennen wir von VW-ID-Modellen, Ford Capri, Volvo EX30 und nun auch vom EX90 – bei allen ist der Vorteil für den Fahrer nicht vorhanden. Auch das Aktivieren des Abstandstempomaten gelingt vielleicht nur nach einem Online-Tutorial – intuitiv war gestern.
Schön gelöst indes: Das Kombiinstrument hinter dem Lenkrad zeigt alles Wissenswerte klar und verständlich an. Das Head-up-Display ist eine gelungene Zugabe. Gelungen ist auch das Bowers & Wilkins-Soundsystem für 3.050 Euro (bei den Ausstattungen Plus und Ultra). Ein Aufpreis, der „den Bock zwar nicht mehr fett macht“, aber auf die mindestens 90.500 Euro (Startpreis EX90 Plus mit Heckantrieb) obendrauf kommt.
Bowers & Wilkins Soundsystem im Volvo EX90
Beim Plus und beim Ultra ist ab Werk bereits ein Bose-System mit 14 Lautsprechern an Bord. Lohnt also der Aufpreis zum Bowers & Wilkins? Das lassen wir – trotz audiophilem Gemüt – besser einen Profi beurteilen. Laut Stefan Schickedanz, Hifi-Redakteur und Betreiber des Portals stereoguide.de, klingt das „High-Fidelity-Audio-System“ so: „Das System des Volvo EX90 ist mit dem im Polestar 3 von den einzelnen Komponenten nach Datenblatt identisch. Allerdings erscheint mir die Abstimmung im Volvo besonders ausgewogen, was auch mit dem einzigen von außen erkennbaren Unterschied in der Hardware zusammenhängen könnte: Beim Polestar sitzen die Aluminium-Doppelkalotten-Hochtöner im Spiegeldreieck, beim EX90 direkt neben dem Continuum-Mitteltöner in der Tür. Das ist ideal von den Laufzeiten des Schalls, weil man möglichst alle Frequenzen aus dem gleichen Ursprung wiedergeben möchte. Vielleicht wirkt der Klang deshalb im EX90 besonders ausgewogen. Der Bass ist sehr kräftig, man spürt zudem bei Impulsen die Power von 1.610 Watt, die insgesamt 25 Lautsprecher antreiben. Was die Räumlichkeit der Abbildung betrifft, markieren Volvo EX90 und Polestar 3 mit ihrem Dolby-Atmos-3D-Surround-Sound das Beste, das wir kennen. Tonal und dynamisch liegt der Volvo ebenfalls ganz weit an der Spitze. So gesehen ist der Preis verglichen mit den High-End-Audio-Systemen einiger Mitbewerber wirklich sehr fair.“ Okay, um es kurz zu machen: bitte kaufen. Weitere Infos im erklärenden Youtube-Short von Stefan.
Volvo EX90 Twin Motor AWD Performance Ultra
Testwagenpreis 117.810 € (brutto) Permanent-Synchron-Front- + -Heckmotor 380 kW/517 PS | 910 Nm | 180 km/h | 4,9 s WLTP-Verbrauch 21,2 kWh/100 km Reichweite 599 Kilometer Akkukapazität 107 kWh (netto) 400-Volt-System Ladeleistung AC 11 kW | DC 250 kW Maße 5.037 x 1.964 x 1.744 mm Kofferabteil 697–2.173 Liter Versicherung HK 22 | VK 28 | TK 24 Wartung 2 Jahre/30.000 km Garantie 3 Jahre/100.000 km | 8 Jahre/160.000 km Akku
Volvo EX90: Heckantrieb reicht (eigentlich)
„Clever“ gelöst hat Volvo die Ausstattungsstruktur des EX90. Eigentlich „reicht“ der Plus mit Heckantrieb und 272 PS für 90.700 Euro (plus ein paar Extras). Doch dann gibt es keine Pixel-Scheinwerfer, keine Akustikverglasung und keine Massagesitze. Wer das will, zahlt knapp 12.000 Euro drauf und bekommt dann gleich noch Allradantrieb, 408 PS und den geringfügig größeren Akku.
Beim Fahrwerk hatten wir das Standard-Setup im Testwagen, also Doppelquerlenker vorn und Mehrlenker-Hinterachse sowie 21,6 Zentimeter Bodenfreiheit. Als Option gibt für die Allradversionen für 2.700 Euro die Luftfederung. Die Spreizung reicht dort von 21 bis 25 Zentimetern Bodenfreiheit. Die Wattiefe, für alle, die mit dem Luxusdampfer die Meere kreuzen wollen, beträgt 45 Zentimeter. Der EX90 ist aber auch mit dem klassischen Stahl-Aluminium-Setup astrein fahrbar. Trotz optionaler 22-Zoll-Bereifung (Serie 20) ist der Komfort gut und passend zum Fahrzeug. Lediglich kleine Anregungen werden spürbar weitergegeben. Empfehlung: Bei 20 Zoll Serienbereifung bleiben und sich über eine einheitliche Reifengröße (255er) freuen. Ab 21 Zoll gibt es Mischbereifung mit 295er am Heck.
Verbrauch und Reichweite des Volvo EX90
Ob sich damit die Leistung des EX90 Twin Motor AWD Performance besser oder schlechter verwalten lässt, können wir nicht beurteilen. Die 517 PS, die Volvo dem Topmodell "Performance" spendiert hat, gehen jedoch im Normalfall angenehm sanft zugange. Erst beim Kickdown erwachen die Permanentmagnet-Synchronmotoren an Vorder- und Hinterachse und lassen 245 PS vorn und 272 PS hinten los. Da jammern die Winterreifen deutlich und es geht in knapp fünf Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.
Wer das ab und an nutzt, ist eher weniger am Stromverbrauch interessiert. 21,2 kWh sollen es auf 100 Kilometern bei milden Temperaturen sein. Bei den zwei Allradversionen hat man maximal 111 kWh im Akku, 107 sind davon nutzbar. Die Heckantriebs-Version besitzt rund zehn kWh weniger, kommt aufgrund der besseren Effizienz aber identisch weit – rund 600 Kilometer nach WLTP.
Beim Laden freut man sich über das Maximum von 250 kW am passenden DC-Ladepunkt und wundert sich vielleicht über die billig wirkende Ladeklappe und den Ladepfropfen. An städtischen 22-kW-Standorten holt einen die Realität ein: nur 11 kW AC laden. Für ein Luxus-SUV ist das zu wenig: zehn Stunden Standzeit bei leerem Akku. Die Blockiergebühr wird nur umgangen, wenn der Ladevorgang währenddessen zwei Mal gestoppt und gestartet wird.
So ist der Volvo EX90 vor allem ein phänomenal schönes Automobil mit ein paar Bedienschwächen. Ein phänomenales Elektro-Automobil ist er eher nicht. Dafür fehlen dem Premium-Fahrzeug ein 800-Volt-System mit Ladeleistungen jenseits der 300 kW, ein 22-kW-AC-Anschluss, ein Verbrauch von unter 20 kWh auf 100 Kilometer (schafft Teslas Model X), ein (wirklich beleuchteter) Ladeanschluss auf der rechten Fahrzeugseite und letztendlich eine Garantie auf das Gesamtfahrzeug, die nicht bei 100.000 Kilometern endet. Aber der Volvo EX90 hat auch Details zum Verlieben, wie das Bowers & Wilkins-Soundsystem, das geschmeidige Fahren und das herrschaftliche Gefahrenwerden sowie die Materialauswahl und das Gefühl im EX90 zu Hause zu sein – auch komplett ohne Leder.
20. Februar 2025 – Veranstaltung für Fuhrparkverantwortliche
Am 20. Februar (Donnerstag) findet in Hannover das Autoflotte Business Forum statt. Fuhrparkverantwortlicher können dort den Volvo EX90 und weitere Volvo-Modelle selbst testen. Zudem gibt es am Vormittag flottenrelevante Vorträge zu den Themen Risk- und Schadenmanagement, Elektromobilität und Software-Defined-Vehicle. Alle Details zum Event und Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: www.autoflotte.de/volvo
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