Japan bedeutet nicht nur im Automobilbereich: ziemlich speziell. Zumindest mit der Euro-Brille betrachtet. Das war schon immer so und ist es noch heute. Jedoch gefällt mittlerweile das, was japanische Autos seit jeher ausmacht – eine gewöhnungsbedürftige Bedienphilosophie – besonders gut. Denn viele andere Hersteller sind in den letzten Jahren bei dem Thema falsch abgebogen.
Mitsubishi Outlander PHEV (2025)

Outlander wird in Okazaki produziert
Aber fangen wir vorn an: Der neue, in Okazaki (mittig zwischen Tokio und Kyoto) produzierte Mitsubishi Outlander ist nicht neu. Ihn gibt es seit 2021 in Japan, den USA und in anderen Bereichen der Welt. In Europa ist er neu und steht ab sofort bei den Händlern mit einem Plug-in-Hybrid-Motor – und nur mit diesem.
So richtig frisch wirkt das Design des Outlander nicht, eher beliebig. Betrachtet man jedoch die Zeit, in der er designt wurde, könnte man ihn als Trendsetter bezeichnen. Denn die Scheinwerferanordnung ist heute zwar Usus, damals aber wow. Allerdings erkennt man in 30 Jahren genau, aus welcher automobilen Epoche der Mitsubishi Outlander stammt. Richtig viel, an dem sich das Auge beim Betrachten des Mitsubishi Outlander festhält, gibt es nicht.
Der Antrieb weist ebenso Merkmale auf, die 2025 gesetzt sind, um in Europa und vor allem in Deutschland an den Start gehen zu können. Phev mit 85 Kilometern Reichweite und einem sehr sparsamen Verbrauch auf den ersten 100 Kilometern von unter einem Liter Superbenzin, das sichert hierzulande die 0,5-Prozent-Versteuerung der dienstwagenberechtigten Outlander-Piloten. Klassischerweise ist Mitsubishi im Privatmarkt tief verankert. Rund 70 Prozent der Käufer kaufen (oder leasen) einen Mitsubishi privat. Beim Outlander dreht sich das Bild. Klar, bei einem Einstandspreis von 50.000 Euro (brutto) muss man einiges auf der hohen Kante haben. Bei 50 Prozent bewegt sich der Split aber nach wie vor.

Phev sichern Stromversorgung in Japan
Das Thema Phey hat nicht nur bei Mitsubishi Tradition. Ende 2013 kam der erste Plug-in-Hybrid bei Mitsubishi zum Einsatz, in der dritten Generation des Outlander. In Japan spielen Teilzeitstromer eine große Rolle, können sie bei Stromausfällen aufgrund von unvorhergesehenen Wetterereignissen den Strombedarf des Hauses decken. 22,7 Kilowattstunden speichert der Akku des Outlander 2025 und kann damit bei normalem Strombedarf einen 4-Kopf-Haushalt rund drei Tage über Wasser halten. Wie? Mittels bidirektionalem Laden. Standard in Japan, Utopie in Deutschland (noch). Dazu hatte man sich in Japan auf den Steckertyp Chademo geeinigt. Über diesen geht schon immer Strom rein und auch wieder raus. Allerdings begrenzt der Steckertyp die maximale Ladeleistung in der Praxis noch immer auf lahme 50 kW (DC), während die CCS-Fahrzeuge im Rest der Welt teilweise bereits über 300 kW erreichen.
Aber: Einen Plug-in-Hybrid muss man nicht am Schnelllader anschließen, das nervt im ungünstigsten Fall genau die, die Strom zwingend für ihre E-Autos benötigen. Kein Drama also. Oder doch? Mit rund 3,5 kW und er Einphasigkeit ist jedoch das AC-Laden an der Wallbox so langsam wie zu Beginn der Elektromobilität und das Laden wird zum Geduldsspiel. Oder aber wie Mitsubishi-Deutschland-Chef Jens Schulz es ausdrückt: „Unsere Kunden laden primär zuhause und im Büro“. Das Vollladen dauert im Bestfall 6,5 Stunden – und die Blockiergebühr schlägt zu. Während der Ladepause kann man sich wenigstens selbst einen Tee kochen. Ein 1.500-Watt-Schuko-Anschluss befindet sich im Kofferraum.
Mitsubishi hat beim Outlander innen sehr viel richtig gemacht
Das Thema Laden ist der einzige echte Knackpunkt des Mitsubishi Outlander 2025 – aber eben laut Jens Schulz nicht für alle. Alle erfreuen sich hingegen am guten Platzangebot für die Insassen, das man von einem 4,71-Meter-SUV jedoch auch erwartet. Ebenso schmeicheln die tollen Ledersitze in der Topausstattung „Top“, bei der es gegen Aufpreis das im Testwagen verarbeitete extraweiche Leder gibt – bitte wählen, sofern man feines Leder mag.
Die Verarbeitung und die Materialauswahl ist tadellos. Alles sieht sauber aus, alles fasst sich sehr fein an und die Tasten und Drehregler verströmen ein Gefühl von guter Qualität. Ja, sowohl Tasten als auch Drehregler gibt es im Outlander und sie beweisen abermals, dass das eine gute Lösung ist. Wer möchte, kann im Outlander auch viel touchen und guckt dabei stets auf den Bildschirm. Wer das tut, wird in Kürze jäh vom Gepiepe der Gesichtsüberwachung unterbrochen. Die ist hypersensibel, kann aber wohl laut Aussage von MMD over the Air an die Gepflogenheiten der deutschen Kunden angepasst werden. Oder bis dahin: einfach mit einem schwarzen Klebeband überkleben. Piept beim Start kurz, dann nicht mehr, und lästiges und langes Gesuche zum Abschalten entfällt. „Shortcuts“ zum Deaktivieren des Spurhalteassistenten und des Tempowarners gibt es, man muss sie nur erst einmal gefunden und gesetzt haben.

Drei Motoren an Bord
Nach dem Drücken des Startknopfes und dem Einlegen des einen vorhandenen Ganges mittels echtem Hebel setzen sich die Motoren in Bewegung. Oft nur einer, manchmal zwei und bei voller Leistungsabfrage nach kurzer Zeit auch der dritte, der Benziner. Ganz grob haben alle in etwa dieselbe Leistung und zusammen kommen etwas mehr als 300 PS heraus. Das reicht für eine Beschleunigung in unter acht Sekunden und wird elektronisch bei Tempo 180 eingebremst. Das Erstaunliche an diesem Trio: Man merkt nichts vom Hin- und Herschalten der drei Motoren. Also gar nichts. Die machen es ruhig und gelassen unter sich aus, wer wie viel PS auf die Straße bringt. Damit gehört der Antrieb zweifelsohne zu den perfektesten, die es auf dem Markt der Plug-in-Hybride gibt. Selbst bei voller Beschleunigung ist der 2,4-Liter-Vierzylinder nur unterschwellig zu hören. Ein sympathisches „Uuuuuiiiiii“-Pfeifen der E-Motoren begleitete die Tempoorgie und schnitzt einem ein Grinsen ins Gesicht.