Es wirkt wie eine Mission Impossible: Vor uns liegt eine steile Bergstraße mit tief ausgefahrenen, spiegelglatten Spurrillen. Und hier soll der mit weiß-blau-schwarzer Folie getarnte Testwagen aus dem Stand hochfahren, ohne Spikes, ohne Ketten? Aber es klappt, und das klappt sogar ziemlich gut. Der Prototyp mit Allradantrieb legt beim Tritt aufs Fahrpedal langsam, aber scheinbar unaufhaltsam an Tempo zu, zieht das Steilstück hoch, ohne erkennbar zu ruckeln und zu regeln. Aufgabe erfüllt, das gibt wieder einen Haken im Lastenheft beim Kältetraining nahe des Polarkreises. Christoph Starzynski, bei Mercedes Leiter Gesamtfahrzeugentwicklung und Integration, drückt das so aus: "Bei der Wintererprobung in Schweden hat unser elektrischer GLC gezeigt, wie zuverlässig und robust er selbst unter extremen Bedingungen ist.“
Der künftige GLC mit EQ Technologie, wie er korrekt heißt, ist wegen des großen Akkus unter der Fahrkabine einen Tick länger als das Verbrenner-Pendant, er bietet laut der Testingenieure das gleiche Platzangebot und den gleichen Fahrkomfort – mit Vorteilen bei der Geräuschentwicklung. Flüsterleise arbeitet sich der mit Messgeräten vollgestopfte Testwagen durchs Gelände, dank der Luftfederung lässt sich die Karosserie bei Bedarf ein paar Zentimeter in die Höhe lupfen. Damit sind später mal auch ausgefahrene Schotterpisten oder der anspruchsvolle Weg zur Berghütte kein Problem. Und genau diese Fähigkeiten würden ja von einem Midsize-SUV erwartet, so der Experte auf dem Beifahrersitz.
Mercedes GLC EQ im Kältetraining

Mercedes GLC soll Maßstäbe setzen
Bei Performance, Reichweite, Effizienz und Ladegeschwindigkeit soll der vollelektrische GLC Maßstäbe setzen, heißt es bei Mercedes vollmundig. Dass er sich dabei der auch der bei seinem Markenkollegen CLA eingesetzten Technik bedient, liegt auf der Hand. So kann beim Allradler der E-Motor an der Vorderachse per Disconnect Unit (DCU) blitzschnell zu- oder abgeschaltet werden. Sensoren erkennen in Sekundenbruchteilen durchdrehende Räder und verteilen das Drehmoment entsprechend. Leistungsdaten nennt Mercedes noch nicht, im CLA leistet der Heckmotor jedenfalls in der ersten Ausbaustufe 200 kW / 272 PS, von der Front kommen nochmal 80 kW / 109 PS dazu. Die 800-Volt-Architektur ermöglicht schnelles Laden mit bis zu 320 kW. Auch für den GLC werden mehrere Akku-Versionen zu haben sein.
Ein Schwerpunkt bei der Wintererprobung des Strom-GLC lag beim Thema thermischer Komfort. Das Wohlfühlklima an Bord soll nicht zu Lasten der Effizienz gehen. Deshalb kommt eine neuartige, multimodale Wärmepumpe zum Einsatz. Sie verbraucht laut der Entwickler für die Temperierung des Innenraums nur rund ein Drittel der Energie wie ein elektrischer Zuheizer unter identischen Bedingungen
. Die Wärmepumpe nutzt nämlich parallel drei Energiequellen. Zum einen die Abwärme der Antriebseinheit, zum anderen die Abwärme der Batterie und dazu noch die Umgebungsluft. Bei den Wintertests konnte der neue Zuheizer seine Fähigkeiten jedenfalls unter Beweis stellen: Auch vor dem Schnellladen, während der Akku in den idealen Temperaturbereichs gebracht wurde, blieb der Innenraum angenehm temperiert.
Neuer Mercedes-Benz CLA - Prototypenfahrt

Mercedes GLC: Innovatives Bremsmodul
Ebenfalls ein Neuzugang unter dem Blech des GLC mit EQ-Technologie ist das Bremsmodul. In diesem werden die bisher räumlich getrennten Zutaten wie Bremskraftverstärker, Hauptzylinder und ESP-Regelung zusammengefasst. Dadurch soll die Rückgewinnung von Bremsenergie verbessert und so die Reichweite erhöht werden. Beim Fahren bemerkt man davon nichts – und genau diesen Effekt wollten die Techniker erreichen: Das Pedalgefühl bleibt stets gleich, egal, ob rekuperiert oder per "Reibbremse" verzögert wird. Ein Übergang zwischen den beiden Betriebszuständen ist nicht zu spüren.
Da der elektrische GLC erst im kommenden Jahr auf den Markt kommt, nennt Mercedes noch keine Preise. Zu rechnen ist aber mit einem Einstandspreis von mindestens 80.000 Euro.