Klar, jetzt werden einige sagen: „meine E-Klasse ist aber besser“. Mag sein, doch zu welchem Preis? Ach ja, richtig, gerade bei Mercedes ist das nicht mehr so einfach zu beantworten. Bei Škoda gibt es hingegen nach wie vor Preislisten. Und Autos, die man sich leisten kann und sich viele auch leisten wollen – die Verkaufszahlen sprechen eine klare Sprache. Vielleicht auch, weil Škoda nach wie vor ein Motorenprogramm anbietet, bei dem viele fündig werden. Selbst in Zeiten, in denen der Kostendruck die Vielfalt sukzessive einschränkt.
So geht für Vielfahrer nach wie vor nichts über den Diesel. Altbekannt und doch so sauber wie nie. Korrekt: Man verbläst noch fossilen Kraftstoff. Auch richtig: Man kann das CO2-Dilemma freiwillig reduzieren. HVO gibt es mittlerweile an vielen Tankstellen – auch in Deutschland. Der Aufpreis liegt bei 10 Eurocent pro Liter. Und ja, HVO ist nicht die Lösung. Aber eine Option, wenn der Diesel das Nonplusultra für einen ist.
Skoda Superb Combi 2.0 TDI (2024)
BildergalerieDer Skoda Superb ist ber bessere VW Passat
Das ist auch der auf gut 4,90 Meter gewachsene Škoda Superb – ohje, so viele Vorschusslorbeeren. Aber fangen wir mal an: Über das Platzangebot brauchen wir uns hier nicht mehr auszulassen. Das ist mal wieder über jeden Zweifel erhaben. Dass der VW Passat nun fast ein Klon des Škoda ist, ist auch hinlänglich bekannt – oder auf Wunsch auch anders herum. Produziert werden beide in Bratislava, in der Slowakei. Zwischen der A-Säule und der D-Säule gibt es praktisch keine Differenzierung. Okay, die Felgen, that’s it. Front und Heck sind eigenständig modelliert – welches besser gezeichnet wurde, bleibt Geschmacksache. Keine Geschmacksache: Den Škoda gibt es nach wie vor auch als Limousine, den Passat ausschließlich als Variant, also Kombi. Limousine will bei uns niemand, ist aber eine echte Überlegung wert, da 924 Euro günstiger und im Kofferraum kaum Verzicht angesagt ist.
Innen unterscheiden sich die Busenfreunde aus Tschechien und Deutschland deutlicher – zum klaren Vorteil des Tschechen. Die Materialien fassen sich im Superb wohliger an und man verzichtet auf effekthascherisches LED-Geleuchte. Die Bedienung gelingt dank physischer Schalter und Rolltasten im Lenkrad besser und das Ambiente wirkt freundlicher und durchdachter. Warum Passat wählen? Ja, warum eigentlich? Eventuell des Images wegen. Škoda ist halt noch immer längst nicht da, wo VW mal war und auch noch nicht da, wo VW mittlerweile angekommen ist. Aber nah dran. Und das zu günstigeren Kursen. Doch da treffen wir direkt einen wunden Punkt: Günstig ist Škoda längst nicht mehr. Der getestete 2-Liter-TDI mit DSG und vernünftiger, aber keineswegs übertriebener Ausstattung landet bei … tadaaa: 54.000 Euro – schluck. Die wollen erst einmal abgedrückt werden. Zumal man dann noch immer nicht im Luxus schwelgt und keineswegs übermotorisiert ist.
Der Skoda Superb ist blind bedienbar
Bleiben wir innen. Hier unterscheidet sich der Superb von vielen anderen Automobilen der Neuzeit. Denn Škoda hat nach wie vor für relevante Bedienvorgänge haptische Bedienelemente vorgesehen. So gibt es innen wie außen richtige Türgriffe, bei denen man einfach zugreifen kann. Jeder Beifahrer versteht das „System“ sofort und gelangt ohne pantomimische Erklärungen ins Fahrzeug. Für die Veränderung der Innenraum-Temperatur dreht man, ohne hinschauen zu müssen, einfach an den simplen „Smart-Dials“. Die Lautstärke wird mit dem mittleren Drehregler verstellt, und wer will, kann darüber noch mehr steuern – muss es aber nicht. Die Lautstärke via Rändelrad, Assistenzsysteme mit einem Druck auf die Taste am Lenkrad und Bestätigung via, richtig, Rändelrad. So einfach geht das. Und der Tempomat wird mittels separatem Lenkstockhebel aktiviert. Dass der DSG-Wählhebel (DSG ist bei allen Superb Serie) nun mega-klobig anstelle des Scheibenwischerhebels fungiert, ist der einzige echte Kritikpunkt. Das Ding fühlt sich billig an und bedingt nun zum Einschalten des Heckwischers die linke Hand vom Lenkrad zu nehmen. Die Wischfunktionen sind in den überladenen Blinkerhebel gewandert.
Beim Infotainmentsystem (serienmäßig zehn Zoll groß) hat man im Konzern auch dazugelernt. Viele Shortcuts, die selbst ausgewählt werden können, beschleunigen das Finden der von einem selbst meistgenutzten Funktionen im 13-Zoll-Display (Serie in der Ausstattungslinie Selection). Wer ein Navi für 1.000 Euro bestellt (Serie in der Ausstattungslinie L&K) bekommt mal wieder etwas Cleveres dazu: den kleinen Putzklotz zum Displayreinigen. Der findet seinen Platz in der nicht mehr verstellbaren Mittelarmlehne (da wurde auch gespart) und reinigt den Screen wie der Teufel.
Der Zenit ist beim Skoda Superb überschritten
Festzuhalten bleibt: Bei der Materialauswahl ist auch beim Superb keinesfalls ein Schritt nach vorn gelungen. Zu perfekt waren die Fahrzeuge, die bislang vom Band rollten, irgendwann ist eben Ende Gelände – oder eben der Zenit überschritten. Zu fühlen unter anderem an den Smart-Dials und dem Gangwahlhebel, die sich ein bisschen nach Playmobil anfassen. Dafür gefällt der großzügige Einsatz von Stoff, der weder Fettfingern noch Staub und Kratzern eine Chance gibt. Und auf dem kleinen Rest Klavierlack an der Mittelkonsole entdeckt man dessen Nachteile sofort wieder.
Der von uns gefahrene „Selection“ hat gigantisch gute Sitze ab Werk. Mit vierfach verstellbarer Kopfstütze, ausziehbarer Schenkelauflage in Kombination mit dem in der Höhe justierbaren Gurtverlauf findet hier jeder die perfekte Sitzposition und wird auf Knopfdruck sogar hart durchmassiert – ein Segen auf langen Strecken. Wer möchte, kann den Superb-Innenraum mit schwarzem oder braunem Leder aufwerten. Kostenpunkt für die schmeichelnde Tierhaut: 3.290 Euro.