_ Um ein Gespür für den serbischen Markt zu erhalten, blicken wir zunächst auf die statistischen Zahlen und auf die Besonderheiten sowie Unterschiede dieses Landes im Vergleich zu den europäischen Nachbarn. Zudem schauen wir auf die Trends, die sich für die Flottenbetreiber in Serbien abzeichnen (siehe Kasten "Im Überblick").
Entwicklung des Flottenmarkts
In Serbien gibt es kein öffentliches Zentralregister und es ist schwierig, die tatsächliche Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge zu ermitteln. Es ist aber möglich, die Anzahl der verkauften Fahrzeuge zu verfolgen. Im Jahr 2017 wurden 26.878 Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge verkauft. Auf der anderen Seite importierte das Land im gleichen Zeitraum rund 160.000 Gebrauchtwagen, wie der serbische Verband der Importeure von Fahrzeugen und Autoteilen vorrechnet.
Diese Zahl ist ein Indikator dafür, dass Gebrauchtwagen in dem Balkan-Staat nach wie vor ein großer Trend sind. Wahrscheinlich lässt sich die Situation mit der aktuellen Wirtschaftslage und den schlechten finanziellen Ressourcen der Bevölkerung erklären. Die Zahl der Neufahrzeuge in 2017 entspricht einem Marktwachstum von 14,7 Prozent gegenüber 2016. Die Daten für das erste Quartal 2018 zeigen, dass 6.305 Neufahrzeuge gekauft wurden, im Vergleichsquartal 2017 waren es 5.361 (Quelle: Serbischer Verband der Importeure von Fahrzeugen und Autoteilen). Dies spricht für eine langsame Veränderung der Situation und eine ansteigende Nachfrage nach Neufahrzeugen. Grundsätzlich nimmt seit 2014 das Volumen am Neuwagenmarkt stetig zu.
Im Jahr 2017 lag das Verhältnis zwischen Neu- und Gebrauchtwagen sowie leichten Nutzfahrzeugen bei 1:6. Gebrauchtwagen sind meist zwischen zwölf und 18 Jahre alt und erfüllen meist nur die Euro-3-Norm.
Automobilproduktion vor Ort
Serbien gehört zu jenen Ländern, die Fahrzeuge produzieren. So baut Fiat dort seinen 500L. Die Fabrik in der Stadt Kragujevac beschäftigt derzeit rund 2.400 Mitarbeiter und ist eine der modernsten Produktionsstätten innerhalb der Fiat Chrysler Automobiles Group. Zum Februar 2018 betrug die Gesamtproduktion von FCA Serbien 500.000 Einheiten. Im Jahr 2017 produzierte man laut eigenen Angaben 75.000 Autos.
Bevorzugte Antriebe
In Serbien sind die Dieselmotoren nach wie vor sehr beliebt bei den Fahrern von Gebrauchtfahrzeugen. Die dadurch konstanten Wachstumsraten von Dieselkraftstoff im Vergleich zu Benzin führen aber auch zu stetig steigenden Steuern für diese Fahrzeuge. Daher steigt wiederum die Nachfrage nach Fahrzeugen mit einem Ottomotor. Die Anzahl der mit alternativen Kraftstoffen betriebenen Fahrzeuge ist allerdings vernachlässigbar gering.
Bevorzugte Marken
Neben Fiat gehören Skoda und Volkswagen zu den beliebtesten Automarken. Im Jahr 2015 gab es 3.746 registrierte Skodas. Auf dem zweiten Platz lag Fiat mit 3.678 vor VW mit 1.922 Fahrzeugen. Ford war die viertstärkste Automarke (1.502 zugelassene Fahrzeuge) und knapp dahinter landete Dacia auf Platz fünf (1.498 Neuzulassungen). Zwei Jahre später, also 2017, hatte sich die Situation leicht verändert. Mit 3.742 Einheiten nahm Fiat die Spitzenposition ein. Skoda wurde Zweiter (3.386) und VW blieb Dritter (2.475). Das Quintett der führenden Automarken komplettierten Renault und Ford mit 1.998 respektive 1.735 neu zugelassenen Fahrzeugen. Diese Zahlen betreffen den Gesamtmarkt, da es in Serbien leider keine separaten Daten über die Privat- und Flottenkunden gibt, so dass mögliche Unterschiede zwischen diesen Kundensegmenten nicht bewertet werden können. Zahlen gibt es allerdings von den führenden Leasinggebern. Hier lag Porsche Leasing 2016 und 2017 in Führung, gefolgt von SOGE Leasing und der Raiffeisen Leasing (siehe Grafiken 1 und 2).
Im Überblick
Trends und Unterschiede im serbischen Flottenmarkt
_ Die Leasingbranche in Serbien folgt den westeuropäischen Trends. Leasing wird immer beliebter. "Wenn wir über die Finanzierungsart sprechen, können wir die beiden Leasing-Segmente Operating (Full-Service) und Financial Leasing nicht genau vergleichen. Aus der Markterfahrung lässt sich aber ableiten, dass alle Unternehmen, die über große Flotten verfügen, Operating-Leasing als erste Wahl nutzen und dass das Finanzierungsleasing meist kleineren Unternehmen vorbehalten ist", sagt Vladimir Aljinovic, Head of Fleet Management Porsche Finance Group Serbia. Man importiert eine große Anzahl von Gebrauchtwagen. Viele dieser Fahrzeuge sind sehr alt und entsprechen nicht den europäischen Umwelt- und Sicherheitsstandards. Viele Autos passieren aufgrund ihres hohen Alters kaum die Fahrzeuginspektion. "Hier liegt eine große Herausforderung für Serbien", betont Aljinovic. "Es gilt, das Bewusstsein für diese Standards zu schärfen mit Blick auf eine Mitgliedschaft in der EU. Der eingeschränkte Import von Gebrauchtfahrzeugen könnte eine mögliche Lösung für das aufgeführte Problem sein. Besonders Autos unter der Euro-4-Norm sollten verboten werden."
Thilo von UlmensteinManaging Partner bei Fleetcompetence Europe. Das Schweizer Beratungsunternehmen unterstützt mit seiner Expertise Unternehmen im Bereich Flotten- und Mobilitätsmanagement. Es ist mit einer Tochtergesellschaft in Deutschland vertreten und verfügt darüber hinaus über ein Netzwerk spezialisierter Fachexperten in Europa. Das Unternehmen bietet nationales und internationales Consulting für Flottenbetreiber und Dienstleister an und führt für sie Schulungen und Trainings sowie Marktstudien durch. Mit dem "International Fleet Meeting Geneva" hat Fleetcompetence Europe zudem innerhalb weniger Jahre eine anerkannte Networking-Plattform am Autosalon Genf für die internationale Flotten-Branche geschaffen.Weitere Informationen: www.fleetcompetence.com
- Ausgabe 07/2018 Seite 34 (327.5 KB, PDF)