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VW Touran 2.0 TDI DSG: So gut ist gestern noch heute

13.01.2025 13:58 Uhr | Lesezeit: 3 min
Der VW Touran ist auch 2025 noch als Neuwagen erhältlich. Autoflotte hat den VW Touran 2.0 TDI DSG getestet.
© Foto: Michael Blumenstein

Vans waren vor 20 Jahren der Hit. Heute vermissen einige die Tugenden der Pampersbomber, viele andere sehen im SUV den Heilsbringer. Wir haben mit dem VW Touran einen Oldie als Neuwagen probiert – und Erstaunliches festgestellt.

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Im März 2015 zur Präsentation der zweiten Generation des VW Touran war die Welt noch in Ordnung – bei VW. Zumindest nach außen. Intern brodelte es sicherlich schon. Denn aus den USA wurden die ersten Stimmen laut, dass den TDI-Motoren zu hohe Emissionen entweichen, in der Realität, nicht bei den vorgeschriebenen Messverfahren. Die Bombe platze zur IAA 2015 Mitte September, das Ergebnis ist bekannt.


VW Touran 2.0 TDI DSG (2025)

VW Touran 2.0 TDI DSG Highline in dunkelblau stehend schräg von vorn fotografiert Bildergalerie

Oldie als Neuwagen: VW Touran TDI

Zehn Jahre später fährt noch immer eben dieses VW-Modell als Neuwagen zu den Kunden – optisch nahezu unverändert und noch immer als TDI. Wir haben uns den VW Touran 2.0 TDI mit 150 PS und Doppelkupplungsgetriebe ein vielleicht letztes Mal aus der Nähe angeschaut. Das Lebensende spürt dieser in Wolfsburg produzierte Auto-Opa bereits und lässt es sich hier und da auch anmerken. Dennoch brilliert er mit Tugenden, die man bei vielen neu entwickelten Fahrzeugen vergebens sucht. Die gute alte Zeit kann man mit dem Touran nochmal aufleben lassen – inklusive nun sauberem TDI, sofern man einen Selbstzünder ob der Kilometerlaufleistung überhaupt benötigt.

Wir fuhren in den zwei Wochen Testzeitraum rund 2.500 Kilometer mit dem Touran – entspannte Kilometer. Und wir konnten gut nachvollziehen, wieso VW den Kompaktvan noch immer im Programm hat und noch immer Menschen nach solch einem Automobil fragen und es auch kaufen. So verkaufte sich der Touran 2024 knapp 10.872 Mal in Deutschland. Vom VW Polo wurden nur 15 Autos mehr zugelassen und von Teslas Bestseller, dem Model Y, rund 300 weniger.

Warum das so ist, ist schwierig zu beantworten. Wollen die meisten Menschen beim Neukauf meist das neueste Produkt haben, wählen nach wie vor viele Autokäufer ein Modell, das zehn Jahre bereits am Markt ist und lediglich technisch aufgefrischt wurde – dazu später mehr. Der Fiat 500 (Verbrenner), der VW T6.1 und Mazda MX-5 waren und sind ähnliche Beispiele.

Optional und für lediglich 230 Euro (brutto) pro Seite gibt es im VW Touran nach wie vor integrierte Kindersitze.
Kindersitze gibt es gegen 230 Euro (pro Seite) bereits ab Werk im VW Touran installiert. Wer sie nicht benötigt, klappt die Sitzfläche herunter und tauscht die spezielle Kopfstütze gegen die herkömmliche aus.
© Foto: Michael Blumenstein

Einfach praktisch, der VW Touran

Fangen wir bei den praktischen Details des Touran an. Auf lediglich 4,53 Metern bietet der Vann phänomenal viel Platz für fünf Personen. Der Testwagen war sogar als Siebensitzer konfiguriert (Aufpreis 850 Euro brutto). Und ganz hinten können mittelgroß gewachsene Menschen durchaus auch für ein paar Kilometer mitgenommen werden.

Wem fünf Plätze oder weniger ausreichen, der bekommt hinten ein Stauvolumen von sagenhaften 834 Litern. Dachhoch beladen, versteht sich. Ein Gepäcknetz sichert das Ladegut vor dem Hineinfallen in den Fahrgastraum. In den Testwagen wurden die integrierten Kindersitze hineinkonfiguriert. Für 230 Euro hat man so die Möglichkeit, ein Kind sicher mitzunehmen, ohne den lästigen Ein- und Ausbau von Kindersitzen. Wer zwei Kinder hat, bekommt das auch auf der anderen Seite für weitere 230 Euro.

Von der ehemals vorhandenen Vielfalt aus Motoren mit 1.0, 1.2, 1.4, 1.5, 1.6 (TDI), 1.8 und 2.0 Litern sind wir meilenweit entfernt. Es gibt noch einen 1.5 TSI mit 150 PS (Handschaltung und DSG) und den gefahrenen 2.0 TDI mit 150 PS, sowie eine 122-PS-Version davon, die stets mit Handschaltung zum Kunden rollt. Bei den Ausstattungen wird es auch spärlich: Goal, Comfortline und Highline lauten die Ausstattungslinien. Einen Cross-Touran mit offroadiger Beplankung gibt es längst nicht mehr – würde aber sicherlich den Zeitgeist bedienen.

VW Touran erst ab 40.000 Euro

Erschreckenderweise geht der Van-Spaß erst bei 40.445 Euro (brutto) los. Viel Geld. „VW-Klientel“ schielt sicherlich auch mal zum neuen VW Tiguan, den es mit 130-PS-TSI und DSG bereits ab 38.250 Euro gibt und der auf den Zentimeter gleich lang ist. Und ja, auch in den Kofferraum des SUVs passt nicht viel weniger und in jedem Fall genug. Welche Argumente sprechen also für den Touran? Ehrlicherweise sehr wenige.

Einfachheit lassen sich heute viele Menschen etwas extra kosten. Da gibt es Hotels, die einen ins Jahr 1920 zurückversetzen. Und Menschen zahlen dafür mehr als für „aktuelle“ Hotels. Also alles basic, wenig und nichts lenkt vom Wesentlichen – dem Entspannen – ab. So in etwa könnte man das Fahren im Touran auch ansehen. Es gibt perfekt platzierte Spiegelversteller und Fensterhebertasten in der Türverkleidung. Die Türentriegelung ist genau dort, wo man sie vermutet: vor den echten Türgriffen. Der DSG-Wahlhebel kann blind bedient werden. Der Spurhalteassistent und auch der Tempowarner können mittels Lenkstockhebel easy aufgerufen und abgeschaltet werden. Die Sonnenbrille finden bei Nichtgebrauch seinen Platz genau dort, wo man es von früher her kennt. Es gibt Ablagen noch und nöcher, kleine Netze fangen Kleinzeug auf, Lüfterdüsen lassen sich einfach verstellen und auch die Bedienung der Lenkradtasten findet man blind, da es echte Tasten sind, die man nach ein paar Tagen kennt.


VW Touran TDI 150 DSG Highline

Testwagenpreis 63.465 € (brutto)
R4/1.968 cm3 | 110 kW/150 PS
360 Nm ab 1.600 U/min
7-Gang-DKG | 206 km/h | 9,3 s 
WLTP-Verbrauch 5,7 D | 150 g/km
Effizienz E
Maße 4.527 x 1.829 x 1.668 mm
Kofferabteil (7-Sitzer) 117/633/1.857 Liter
Versicherung HK 14 | VK 19 | TK 22
Wartung 2 Jahre/30.000
Garantie 2 Jahre



Alles im VW Touran: Matrixlicht, Soundsystem, AGR-Sitze

Dennoch hat sich VW nicht versperrt, neues in den Touran zu bringen. Exzellente Matrixscheinwerfer, Volldigital-Cockpit mit vielfacher Individualisierungsmöglichkeit, großer Touchscreen ohne Lautstärke-Knopf, aber mit allem was man mittlerweile meint, zu brauchen; und mit einer Ablesbarkeit, die besser kaum sein könnte. Dynaudio-Soundsystem (680 Euro) für die anspruchsvolle Kundschaft, kabellose Smartphone-Spiegelung und induktives Laden des Handys. Hier besteht jedoch das Problem, dass das Smartphone beim Laden unter dem „Deckel“ schnell zu heiß wird und im schlimmsten Fall das Handy vor dem Nutzen abgekühlt werden muss – nicht sonderlich durchdacht. Die neuen Modelle haben beim Induktivladen eine Kühlfunktion integriert. Besser sind die bequemen, AGR-zertifizierten Massagesitze vorn (für schmale 530 Euro) mit Vierfach-Kopfstützen-Verstellung. Okay, die Massagefunktion entspricht nicht mehr dem Stand der Technik (es wabert nur eine unmotivierte Welle über den Rücken) und die Sitzposition ist vanartig hoch, das muss man akzeptieren. Die hinteren drei Einzelsitze lassen sich in der Neigung den Sitzgewohnheiten der Fondpassagiere anpassen und bei Bedarf komplett zusammenklappen, sodass eine eben Ladefläche und 1.980 Liter Volumen entsteht. 673 Kilogramm dürfen Insassen und Gepäck zusammen wiegen. Wer einen Anhänger ziehen möchte, darf auf den Kugelkopf 1.800 Kilogramm packen, bei Nichtgebrauch verschwindet dieser elegant hinter dem Stoßfänger. 

Der VW Touran ist ein Langstreckenfahrzeug

Von außen wirkt der Touran im Vergleich zu heutigen Autos zierlich. Die schlanken A-, B- und C-Säulen in Kombination mit den großen Fensterflächen ergeben das vielleicht aktuell übersichtlichste Automobil. Das Design ist klar gezeichnete, unaufgeregt und ein wenig klassen- und zeitlos. Wer es innen schön haben will, bekommt fast alles. Der Preis entspricht dann dieser Prämisse: 60.000 Euro sind für einen VW Touran 2.0 TDI DSG problemlos „realisierbar“. Das ist in der Tat absurd.

Denn der Antrieb ist dennoch bestenfalls Stangenware mit dem man gut und sparsam motorisiert lange Strecken absolvieren kann. Mit Sechs Litern ist man flott unterwegs und schafft dank 58-Liter-Tank rund 1.000 Kilometer Nonstop. In gut neun Sekunden wäre der Standardsprint ohne Mühe absolviert und etwas mehr als 200 km/h sind machbar. Auch bei dem Tempo liegt der 1.680 Kilogramm schwere Touran ausgesprochen satt und regungslos. In der höchsten der drei Ausstattungen, Highline, rollt der Touran auf 17-Zoll-Rädern. Beim Testwagen montierte VW sogar die maximal möglichen 18-Zöller (915 Euro) und kombinierte diese mit dem adaptiven Fahrwerk DCC (1.060 Euro). Die Kombination kann zwar aus dynamischer Sicht und aus Komfortaspekten überzeugen, ein ständiges Poltern der Vorderachse ist jedoch der Preis der großen Räder und ein wenig störend.

So beweist der VW Touran 2.0 TDI DSG, wie man ein zehn Jahre am Markt befindliches Automobil nach wie vor attraktiv halten kann. Und es gibt genug Kunden, die dieses Verhalten goutieren. Zeitgleich ist es nachhaltiger als alle sechs bis sieben Jahre ein komplett neues Auto zu konstruieren. Auch ein Aspekt, der immer wichtiger wird. Und, dass die Autos nicht mehr besser werden, ist in den meisten Fällen auch ein Fakt.

 

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