Im März 2015 zur Präsentation der zweiten Generation des VW Touran war die Welt noch in Ordnung – bei VW. Zumindest nach außen. Intern brodelte es sicherlich schon. Denn aus den USA wurden die ersten Stimmen laut, dass den TDI-Motoren zu hohe Emissionen entweichen, in der Realität, nicht bei den vorgeschriebenen Messverfahren. Die Bombe platze zur IAA 2015 Mitte September, das Ergebnis ist bekannt.
VW Touran 2.0 TDI DSG (2025)
BildergalerieOldie als Neuwagen: VW Touran TDI
Zehn Jahre später fährt noch immer eben dieses VW-Modell als Neuwagen zu den Kunden – optisch nahezu unverändert und noch immer als TDI. Wir haben uns den VW Touran 2.0 TDI mit 150 PS und Doppelkupplungsgetriebe ein vielleicht letztes Mal aus der Nähe angeschaut. Das Lebensende spürt dieser in Wolfsburg produzierte Auto-Opa bereits und lässt es sich hier und da auch anmerken. Dennoch brilliert er mit Tugenden, die man bei vielen neu entwickelten Fahrzeugen vergebens sucht. Die gute alte Zeit kann man mit dem Touran nochmal aufleben lassen – inklusive nun sauberem TDI, sofern man einen Selbstzünder ob der Kilometerlaufleistung überhaupt benötigt.
Wir fuhren in den zwei Wochen Testzeitraum rund 2.500 Kilometer mit dem Touran – entspannte Kilometer. Und wir konnten gut nachvollziehen, wieso VW den Kompaktvan noch immer im Programm hat und noch immer Menschen nach solch einem Automobil fragen und es auch kaufen. So verkaufte sich der Touran 2024 knapp 10.872 Mal in Deutschland. Vom VW Polo wurden nur 15 Autos mehr zugelassen und von Teslas Bestseller, dem Model Y, rund 300 weniger.
Warum das so ist, ist schwierig zu beantworten. Wollen die meisten Menschen beim Neukauf meist das neueste Produkt haben, wählen nach wie vor viele Autokäufer ein Modell, das zehn Jahre bereits am Markt ist und lediglich technisch aufgefrischt wurde – dazu später mehr. Der Fiat 500 (Verbrenner), der VW T6.1 und Mazda MX-5 waren und sind ähnliche Beispiele.
Einfach praktisch, der VW Touran
Fangen wir bei den praktischen Details des Touran an. Auf lediglich 4,53 Metern bietet der Vann phänomenal viel Platz für fünf Personen. Der Testwagen war sogar als Siebensitzer konfiguriert (Aufpreis 850 Euro brutto). Und ganz hinten können mittelgroß gewachsene Menschen durchaus auch für ein paar Kilometer mitgenommen werden.
Wem fünf Plätze oder weniger ausreichen, der bekommt hinten ein Stauvolumen von sagenhaften 834 Litern. Dachhoch beladen, versteht sich. Ein Gepäcknetz sichert das Ladegut vor dem Hineinfallen in den Fahrgastraum. In den Testwagen wurden die integrierten Kindersitze hineinkonfiguriert. Für 230 Euro hat man so die Möglichkeit, ein Kind sicher mitzunehmen, ohne den lästigen Ein- und Ausbau von Kindersitzen. Wer zwei Kinder hat, bekommt das auch auf der anderen Seite für weitere 230 Euro.
Von der ehemals vorhandenen Vielfalt aus Motoren mit 1.0, 1.2, 1.4, 1.5, 1.6 (TDI), 1.8 und 2.0 Litern sind wir meilenweit entfernt. Es gibt noch einen 1.5 TSI mit 150 PS (Handschaltung und DSG) und den gefahrenen 2.0 TDI mit 150 PS, sowie eine 122-PS-Version davon, die stets mit Handschaltung zum Kunden rollt. Bei den Ausstattungen wird es auch spärlich: Goal, Comfortline und Highline lauten die Ausstattungslinien. Einen Cross-Touran mit offroadiger Beplankung gibt es längst nicht mehr – würde aber sicherlich den Zeitgeist bedienen.
VW Touran erst ab 40.000 Euro
Erschreckenderweise geht der Van-Spaß erst bei 40.445 Euro (brutto) los. Viel Geld. „VW-Klientel“ schielt sicherlich auch mal zum neuen VW Tiguan, den es mit 130-PS-TSI und DSG bereits ab 38.250 Euro gibt und der auf den Zentimeter gleich lang ist. Und ja, auch in den Kofferraum des SUVs passt nicht viel weniger und in jedem Fall genug. Welche Argumente sprechen also für den Touran? Ehrlicherweise sehr wenige.
Einfachheit lassen sich heute viele Menschen etwas extra kosten. Da gibt es Hotels, die einen ins Jahr 1920 zurückversetzen. Und Menschen zahlen dafür mehr als für „aktuelle“ Hotels. Also alles basic, wenig und nichts lenkt vom Wesentlichen – dem Entspannen – ab. So in etwa könnte man das Fahren im Touran auch ansehen. Es gibt perfekt platzierte Spiegelversteller und Fensterhebertasten in der Türverkleidung. Die Türentriegelung ist genau dort, wo man sie vermutet: vor den echten Türgriffen. Der DSG-Wahlhebel kann blind bedient werden. Der Spurhalteassistent und auch der Tempowarner können mittels Lenkstockhebel easy aufgerufen und abgeschaltet werden. Die Sonnenbrille finden bei Nichtgebrauch seinen Platz genau dort, wo man es von früher her kennt. Es gibt Ablagen noch und nöcher, kleine Netze fangen Kleinzeug auf, Lüfterdüsen lassen sich einfach verstellen und auch die Bedienung der Lenkradtasten findet man blind, da es echte Tasten sind, die man nach ein paar Tagen kennt.