Die dritte Generation Amarok ist eigentlich ein Ford Ranger - beide Unternehmen arbeiten bei den Leicht-Nutzfahrzeuge intensiv zusammen. Da der Ranger ein prima Pick-up ist, hat VW damit eine gute Entscheidung getroffen. Meist kostet der "Volkswagen" ein paar Euro mehr, verfügt aber über eine etwas bessere Ausstattung. Optisch orientiert er sich an der gängigen Pkw-Palette, ist also als VW zu erkennen.
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Um die Frage nach dem richtigen Motor zu beantworten, vergleichen wir einen Amarok Life (die leicht gehobene Ausstattung) als 2.0 TDI mit 205 PS und einen Amarok Aventura (die teuerste Ausstattung) als 3.0 TDI mit 250 PS. Die Ausstattungsvarianten sind größtenteils an Motorvarianten gebunden. Den V6 gibt's erst ab Style, die Basisversion mit dem hier nicht gefahrenen 170-PS-Diesel nur in der Grundausstattung.
Ehe wir der Frage nach den Motoren nachgehen, ein paar grundsätzliche Dinge: Wer den Amarok als Arbeitsgerät einsetzt, bleibt am besten bei der Basisversion. Unlackierte Stoßfänger, 16-Zoll-Stahlräder und schlichtes Weiß drücken den Grundpreis auf 40.837 Euro. Aktuell laufen Sonderfinanzierungen mit 1,99 % für den Life sowie ein Basisleasing ab 437,- Euro/Monat. Der Life ist ein interessantes Angebot. Mit den von der EU vorgeschriebenen Assistenzsystemen, 17- oder 18-Zoll-Alus, Multifunktionslenkrad, Einparkhilfe, intelligenter Geschwindigkeitsregelanlage und Basic-Entertainment - um nur einiges zu nennen - ist er sinnvoll ausgestattet.
Warum bei einem Pick-up die Stoßfänger lackiert sind - beide Testwagen treten so auf -, bleibt unverständlich. In Kombination mit den Alus, gerade den 20- bzw. 21-Zöllern des Aventura, läuft man stets Gefahr, Felgen oder Lack zu beschädigen. Zugegeben sieht es schick aus, auch in Kombination mit der Dachreling. Die hat aber wenigstens einen praktischen Sinn, denn VW hat die statische Dachlast auf 350 Kilogramm erhöht. Wie ein Fremdkörper wirkt dagegen die Anhängerkupplung. Dass die bei 3,5 Tonnen Anhängelast nicht filigran sein kann, ist klar. Aber so ein Brocken ... Zumal die Handhabung entsprechend inkommod ist, wenn man sie abnehmen und verstauen will. Und einen adäquaten Stauraum gibt's auch nicht.
Der Innenraum ist beim Life schön, beim Aventura in feinem Leder luxuriös. Beim Topmodell gibt es zudem eine elektrische Zehnwege-Einstellung der vorderen Sitzmöbel. Ein echter Luxus ist im High-End-Modell die sehr gut funktionierende Sitzklimatisierung. Wobei auch die Sitze im "Life" bequem und manuell ausreichend gut verstellbar sind.
Der Innenraum ist sehr gut verarbeitet und bei beiden Fahrzeugen pflegeleicht. Die digitalen Instrumente sind gut ablesbar, das Haupt-Display misst 12,3 Zoll. Die Anzeigen lassen sich im angemessenen Rahmen individuell anpassen. Über das Multifunktionslenkrad kann der Fahrer alle wichtigen Funktionen schnell anwählen. Ebenso wie es in der Mittelkonsole Taster gibt, mit denen sich unter anderem das Bedienmenü und die Fahrmodi anwählen lassen, ohne dass man den Touchscreen braucht.
Besagte Unterfunktionen lassen sich im Aventura via 12-Zoll-Bildschirm in der Mittelkonsole bedienen. Im Style muss sich der Nutzer auf ein 10,1-Zoll-Display bescheiden. Beide gefallen mit einer gestochen scharfen Grafik, lassen sich aber leider nicht in der Position verändern, sprich nicht zum Fahrer hin anwinkeln. Ein äußert wohlklingender Luxus ist hier das 640-Watt-Soundsystem von Harman Kardon im Aventura. Das macht aus dem Amarok quasi ein Opernhaus mit Ladefläche.
Die induktive Lademöglichkeit fürs Smartphone sowie die schnell arbeitende Kopplungsfunktionen von Apple Carplay oder Android Auto sind guter Standard.
VW betont, dass der Edel-Amarok auch Gelände kann. Das trifft vor allem zu, wenn der Käufer zusätzliches Geld ausgibt. Denn dann gibt es einen automatischen Allrad, der standardmäßig nicht nur die Kraft bedarfsgerecht an jedes Rad verteilt und sich untersetzen lässt, sondern außerdem wahlweise elektrisch das hintere Differenzial sperrt.
Im Life manifestiert sich das in den Fahrprogrammen 2H, 4H und 4L. Beim Aventura gibt's außerdem 4A - die automatische und bedarfsgerechte Zuschaltung der Vorderräder ohne manuelles Zutun des Fahrers. Negativ ist uns die starke Verspannung des Antriebsstrangs aufgefallen, sobald alle vier Räder angetrieben werden.
Last but not least ein paar Worte zu den Eigenschaften des Amarok als Arbeitstier. Der Pick-up darf auch unter Ausnutzung der einen Tonne Nutzlast noch 3,5 Tonnen ziehen. Von der statischen Dachlast bleiben dynamisch 85 Kilogramm übrig. Und wer sich im Gelände festfährt, hat jetzt einen robusten vorderen Abschlepphaken, an dem man den vollgeladenen Amarok schadlos aus dem Dreck ziehen kann. Nicht zu vergessen, passt jetzt eine Europalette zwischen die Radkästen und kann an jedem Zurrpunkt mit 400 daN Kraft gesichert werden.
Der Neue ist ergo ein komfortabler, fahrsicherer Offroader mit vielen gut funktionierenden Assistenzsystemen, der Arbeit und Vergnügen gleichermaßen kann. Womit die Frage nach der Motorisierung noch immer ungeklärt ist. Der V6 ist ein souveräner Antrieb mit mächtig Drehmoment, der Kraft im Überfluss hat. Dazu ist er sehr leise und hat einen tollen Klang. Die Entscheidung wird erschwert, weil auch der Vierzylinder mit 205 PS und 500 Nm stark ist - er lässt einen in puncto Lautstärke aber nie im Unklaren, wie viel er gerade schaffen muss ...
Eine Frage ist für uns unbestritten die nach dem Getriebe. Der Zehngang-Automat ist in jedem Fall besser. Inzwischen ist die Zahnradbox so gut, dass auch Anhängerbetrieb sehr gut geht. Und das Rühren im Sechsgang-Schaltgetriebe ist in so einem modernen Auto einfach nicht mehr zeitgemäß - und bringt auch im Gelände keine echten Vorteile. Der 2.0 TDI Life wäre also eine sehr gute Wahl. Wenn öfter 3,5 Tonnen am Haken hängen, geht die Empfehlung dagegen zum 3.0 TDI. Er ist mit (Tacho) 190 km/h zehn km/h schneller, genehmigt sich im Test mit 12,4 l/100 km aber auch ganze 1,7 Liter mehr Sprit als der 2.0 TDI. Vielleicht hilft hier der Preis.
Als Style mit Automatik beträgt die Brutto-Differenz für die beiden Zylinder 8.391 Euro. Und zum Life, den es als V6 nicht gibt, sind es noch mal 5.108 Euro. "Volkspreise" sind das längst nicht mehr.