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VW ID.7 Tourer GTX: Der Kombi ist schöner, nicht besser

20.08.2024 18:00 Uhr | Lesezeit: 3 min
Der Kombi des VW ID.7 wird wohl rund 65 Prozent der ID.7-Verkäufe ausmachen. Der sportlich definierte GTX deutlich weniger.
© Foto: Michael Blumenstein

Kombis hatten zu den Anfangszeiten vor allem Vorteile beim Kofferrauminhalt. Irgendwann wurden sie auch die schöneren Automobile – sagen viele. Dieser Punkt trifft auch beim VW ID.7 Tourer GTX zu, mit dem wir rund um Stockholm rollen konnten.

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Was macht einen guten Kombi aus? Klar, Platz im Kofferraum und vielleicht noch ein kleines Plus auf der Rückbank, vor allem bei der Kopffreiheit. Das war, grob runtergebrochen, die Idee der Kombis. Vertriebler, Außendienstler, Vielfahrer, Familienmenschen fuhren ab den 1990er Jahren gern Kombi. Und gern Kombi mit Dieselmotor unter der Haube.


VW ID.7 Tourer GTX

VW ID.7 Tourer GTX in der Seitenansicht vor dem Meer bei Stockholm stehend Bildergalerie

Rarität: Elektro-Kombis wie der VW ID.7 Tourer

Der Diesel verflüchtigt sich, nicht nur im Geruch. Die Leute wollen weniger Diesel und mehr Hybrid. Hinzu kommt der beständige Schwenk vom Kombi zum SUV, die sind ja noch praktischer – angeblich. Die Welt und der Geschmack wandeln sich. Stichwort Elektromobilität: Bei VW startete das E-Zeitalter megaholprig mit dem ID.3 und all seinen Problemen. Etwas besser machten es ID.4 und ID.5. Viel besser der ID.7 – tatsächlich eine der besten E-Limousinen am Markt und fortan wohl der beste E-Kombi und vielleicht Anstoß zur Renaissance der Kombis.

Denn bislang gibt es kaum Lastenträger unter den E-Autos. MG 5 war der erste, Nio ET5 Touring kam danach und etwa zeitgleich auch die Derivate Opel Astra Sports Tourer Electric und Peugeot e-308 SW. Und nun kommt der ID.7 Tourer, zeitgleich auch als Sportversion GTX. GTX kennen VW-Fans bereits vom ID.4 und 5. Auch diese haben mehr Leistung durch einen zweiten E-Motor und damit Allradantrieb anstelle des sonst bei den MEB-Modellen (Modularer Elektro-Baukasten) üblichen Heckantriebs. Nachteil Allrad: Der damit eklatant größere Wendekreis, der von wendigen 10,9 Metern auf branchenübliche 12,3 Meter beim GTX anwächst. 

Hinten werkelt wie bei den Heckantriebs-Versionen der bekannt effiziente Synchronmotor APP 550 und vorn wird nun ein Asynchronmotor mit 109 PS bei Bedarf zugeschaltet. Zusammen ergibt das 340 PS Systemleistung. VW schwärmt von dem Leistungszuwachs. Im Alltag ist es eher so: okay. Braucht das jemand? Nein. Auch die „Basisversion“ mit 286 PS ist alles andere als schmächtig. Der zusätzliche Frontmotor gefällt vor allem, wenn  Allradantrieb im Schnee gefragt ist. Wie oft? Selten. Dennoch wird sich der GTX gut verkaufen, der sogar weniger lang durchhält als die Pro-Version mit neun kWh kleinerem 77-kWh-Akku – so viel zum Thema „Reichweite über alles“.

Dem VW ID.7 Tourer GTX hätte man mehr zugetraut

Zu erkennen gibt sich der GTX an einer neu gestalteten Front- und Heckschürze sowie eigenen, bulkigen Seitenschwellern und speziellen 20-Zoll-Felgen, die – die wie alle ID.7 mit Mischbereifung (235 vs. 255) wenig flottenfreundlich ausgerüstet sind. Das Tauschen von vorn nach hinten ist damit passe. Wer will, kann kostenfrei ein Downgrade auf 19-Zöller inklusive Ganzjahresreifen wagen, allerdings ebenso mit zwei Reifenbreiten. Beleuchtete Logos an Front und Heck gibt es mittlerweile für alle ID.7. Hat danach wirklich jemand gefragt? Angeblich ja.

Innen zeigen sich die GTX-Insignien mit roten Kedern (muss man mögen) sowie Schriftzug im Sitz und Spängchen am Lenkrad. Irrelevante Kleinigkeiten, die keinerlei Einfluss auf die Funktion haben. Schön ist, dass sich die Materialien im ID.7 bestens anfassen und alles einen preisgerechten Eindruck hinterlässt.

VW ID.7 Tourer GTX Rücksitze
Viel Platz. Für viele sogar zu viel. Dafür hat der Kofferraum kaum mehr abbekommen als bei der ID.7 Limousine.
© Foto: Michael Blumenstein

VW ID.7 war ursprünglich nur als Tourer geplant

Das Platzangebot für die Insassen im 4,96 Meter langen ID.7 Tourer ist generös. In der Länge und Breite sind Limousine und Tourer übrigens exakt identisch. Interessant: Die Limousine kam zwar etwas früher auf den Markt, doch ursprünglich sollte es nur den Kombi geben, wie aus VW-Kreisen zu hören ist. Da sich aber Limousinen weltweit besser verkaufen – oder weniger schlecht –, wurde diese Karosserieform „nachgeschoben“.

Im Kofferraum unterscheidet sich der GTX vom normalen ID.7 Tourer gar nicht. Und wenn man genau hinsieht, unterscheidet sich das Kofferraumvolumen des Tourer im Vergleich zur Limousine kaum. Schade, die Tugenden des Kombi bleiben beim Tourer etwas auf der Strecke. In der Normalstellung der Rücksitze besteht der Mehrwert aus etwa einer Tragetasche. 545 Liter passen ins Kombiheck unters Rollo, 532 Liter bei der Limousine.

Seinen erhöhten Nutzwert gibt der Tourer erst bei dachhoher Beladung oder nach dem Umklappen der in zwei Stellungen hemdsärmelig zu arretierenden Rückenlehne preis. Aber auch da lautet das Verhältnis „nur“ 1.714 zu 1.586 Liter pro Kombi. VW hat es nicht einmal geschafft, die immerhin 1,95 Meter lange Ladefläche eben zu bekommen. Hinzu kommt eine Zuladung von maximal 461 Kilogramm – da darf ein Golf mehr zuladen.

VW ID.7 GTX: Beim (Strom-)Laden ist Potenzial vorhanden

Dafür besticht der GTX mit nun 340 PS Leistung, die 545 Newtonmeter Drehmoment gab es bereits vorher. VW spricht vom stärksten Serien-Kombi, den VW bisher produzierte. Ob das ein relevantes Merkmal in Zeiten von E-Auto ist, bei denen Klassekameraden nochmals 150 PS draufpacken, darf angezweifelt werden. Denn um PS-Leistung und Fahrperformance dürfte es den wenigsten Elektro-Mobilisten gehen. Ihnen kommt es vielmehr auf eine perfekte Ladeperformance an. Immerhin hat VW beim GTX nachgeschärft. Der Pro S und der hier gefahrene GTX schaffen in der Spitze 200 kW. Und wenn die Ladekurve ähnlich gut verläuft wie beim ID.7 Pro mit 77er-Akku und 175 kW maximaler Leistung, kann man zufrieden sein. VW verspricht 26 Minuten bei der Lade-Mittelstrecke von 10 auf 80 Prozent Akkustand. Das ist gut, bedeutet aber immer noch mit An- und Abfahrt, Anstöpseln und Abstöpseln rund 35 Minuten – wenn alles klappt.

Weniger happy macht indes die Tatsache, dass man bei VW nach wie vor nichts vom 22-kW-AC-Laden hören will. Auch auf Nachfrage gibt es zu einem möglichen Start des schnellen Langsamladens keinen Kommentar. Damit verspielt VW abermals Chancen bei Vielfahren, die sich über jede Minute weniger Ladezeit freuen. Dafür implementiert man nun Spiele-Apps ins 15-Zoll-Infotainmentsystem, die mittels eigenem Smartphone gesteuert werden können – zum Überbrücken der Wartezeit. Leute, macht die Ladezeit so kurz, dass man nicht zum Spielen kommt.


VW ID.7 Tourer GTX 4Motion

Testwagenpreis 63.995 € (brutto)
Doppel-Heckmotor | 250 kW/340 PS | 545 Nm
5,5 s | 180 km/h
Verbrauch 16,6–18,8 kWh
Reichweite 584–516 WLTP-Kilometer
Akkukapazität 86 kWh (netto)
Ladeleistung AC 11 kW | DC 200 kW 
Maße 4.961 x 1.862 x 1.549 mm
Kofferabteil 545–1.714 Liter
Versicherung HK 20 | VK 24 | TK 23
Wartung 2 Jahre
Garantie 2 Jahre | 8 Jahre/160.000 km (Akku)



VW ID.7 GTX: Große Räder kosten Reichweite

Daher bleibt nach wie vor auf der Effizienz das Augenmerk der Entwickler. Die Effizienz der Elektromotoren, wie auch die der Aerodynamik. Bei beiden Punkten haben die VWler gute Arbeit geleistet. 0,23 lautet der Aero-Bestwert des ID.7 als Limousine – gut, aber das machen andere besser. Der Tourer hat aufgrund der ungünstigen Heckform, an der Verwirbelungen entstehen und das Fahrzeug sozusagen bremsen, einen Cw-Wert von 0,25. Für einen Kombi prima. Wer nun  den Tourer GTX mit 21 Zoll großen Optionsräder ordert (20-Zoll ist Serie), wird abermals bestraft und landet bei einem Cw-Wert von etwa 0,27. Ja, die großen Schlappen kosten letztendlich Reichweite, wie uns Dirk Wiese, Aerodynamiker bei VW, wissen lässt. Dass die Windschnittigkeit so wichtig ist und auch am Serienfahrzeug noch Potenzial vorhanden ist, sieht man an den ab sofort bei allen ID.7 (bis auf die GTX-Modelle) kleinen „Vorhang“ vorn im Radkasten (siehe Foto). Diese „Air Curtains“ verbessern den Strömungsverlauf und senken den Luftwiderstand minimal.

Generell sind die Reichweiten beim VW ID.7 gut, wenngleich der GTX Tourer das Schlusslicht bildet. Mit seinen nutzbaren 86 kWh kommt er auf 516 bis 584 Kilometer. Der ID.7 Pro S Tourer schafft bis zu 690 Kilometer. Was der GTX im Alltag schafft, muss ein erster Test zeigen. In Schweden, wo wir den ID.7 Tourer GTX rund um Stockholm auf maximal 100 km/h scheuchen konnten, ist es unsinnig, einen erfahrenen Verbrauchswert zu kommunizieren. Das Tempolimit ist aber ein Grund, warum sich in Schweden niemand über nicht erreichbare WLTP-Angaben aufregt, die werden einfach unterschritten.

VW ID.7 Tourer GTX Schriftzug an der Beifahrertür in schwarz
Der GTX bekommt serienmäßig 20-Zoll-Räder montiert. Wer möchte, kann (kostenneutral) auch 19-Zöller wählen, die direkt mit Ganzjahresreifen ausgeliefert werden.
© Foto: Michael Blumenstein

70.000 Euro werden es für den ID.7 Tourer GTX dann doch

Was wir auf den teils buckeligen Landstraßen im Norden Europas erfahren konnten: Der Unterbau des GTX mit dem DCC-Zusatzfahrwerk (1.550 Euro brutto) bügelt die Straße sauber glatt, merzt Ecken und Kanten trotz 20-Zoll-Rädern gut aus und wirkt sehr agil. Von der versprochenen Sportperformance und den eingearbeiteten Kniffen beim GTX-Fahrwerk (Dämpfer und Stabis neu, Abstimmung geändert etc.) ist indes kein Alltags-Mehrwert zu spüren. Und es wird niemand mit dem knapp 2.400 Kilogramm schweren ID.7 GTX Tourer über die Nordschleife bügeln.

So bleibt der ID.7 Tourer GTX vor allem etwas für Menschen, denen der Kombi besser gefällt als die Limousine. Zumal der Aufpreis des Tourer mit 840 Euro (brutto) VW-untypisch gering ist. Dafür werden für den ID.7 Tourer GTX (340 PS) mit sinnvoller Ausstattung etwas mehr als 70.000 Euro fällig. Den ID.7 Tourer Pro S als 286-PS-Hecktriebler mit ebenfalls 86er-Akku (Heckantrieb) gibt es ähnlich konfiguriert für knapp 68.000 Euro und die Basis Pro kostet knapp 63.000 Euro – und bleibt nach wie vor unser Kauftipp.

 

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