Der Diesel ist tot, wird immer wieder geschrieben und erzählt. Stimmt. Für Privatpersonen war er das aber eigentlich schon immer und dennoch haben viele sich für einen Selbstzünder entschieden. Viel Bums, wenig Verbrauch und so sauber … Daher gab es sogar mal Zeiten, in denen der Selbstzünder bei den Zulassungszahlen die Nase vorn hatte.
Das hat sich grundlegend gewandelt: Der Dieselskandal, verbesserte Turbo- und Hybrid-Benziner, Pari beim Kraftstoffpreis und andere Faktoren haben dazu geführt, dass der Diesel unattraktiver wurde. Zudem dünnten die Hersteller das Motorenangebot stark aus, denn eins ist auch klar: Dieselmotoren sind in der Entwicklung und Produktion sehr teuer. Einige Marken bieten heute selbst bei den verbrauchsintensiveren SUV gar keinen Diesel mehr an.
Für berufliche Vielfahrer (und auch private) ist der Diesel aber nach wie vor der wirtschaftlichste Antrieb – zumindest dann, wenn man den Faktor Zeit in diese Berechnung mit einfließen lässt und Ladepausen beim E-Auto als Lebenszeit-Verschwendung angesehen werden. Und bei einem Literpreis von oft unter 1,60 Euro ist die Fahrt zur Tankstelle nicht mehr gleichzusetzen mit dem Gang nach Canossa – zudem ist der Diesel anno 2024 sauberer denn je. Dieses Mal hoffentlich wirklich.
Peugeot 308 SW 1.5d
BildergalerieDas Design des Peugeot 308 polarisiert
Wir haben uns daher einen kompakten Diesel in die Redaktion nach München geholt. Einen bezahlbaren und einen alten Bekannten. Der Peugeot 308 (und die Vorgänger) haben immer schon einen gesunden Absatz gehabt – weltweit, aber auch in Deutschland. Mit 1.139 Zulassungen wurde der Franzose zwar nur ein Drittel so oft zugelassen wie der Stallgefährte Opel Astra, aber dennoch so oft wie der Toyota Corolla, der bekanntermaßen das omnipräsente Uber-Fahrdienst-Modell darstellt. Also gar nicht so schlecht.
So richtig verwundern tut das nicht. Nimmt der Peugeot 308 in der Kompaktklasse ob seines Designs doch eine Sonderstellung ein. Viele Kombi-Alternativen, wenn man in der Klasse beheimatet ist, gibt es nicht. Der erwähnte Astra, der Golf, der Octavia, der Leon sowie der Kia Ceed, der Hyundai i30 und – noch ein letztes Jahr – der Ford Focus sind als Kombi zu haben. Alle sehen jedoch wenig progressiv aus. Das versucht in jedem Fall der 308 mit seinen verkniffen dreinschauenden Leuchten vorn und hinten und den breit ausgestellten Kotflügeln. Auf 4,63 Metern haben die Franzosen einen durchaus ansehnlichen und dennoch wiederzuerkennenden Wagen zusammengezimmert.
Der Peugeot 308 besitzt besondere Touchfelder
Im Interieur geht das Besondere weiter. Der Tacho ist ein Hybrid aus Digitalanzeige und Head-up-Display. Ähnlich wie beim Toyota Prius sitzt der Informationsgeber weit vorn und man schaut über das kleine (sehr kleine) Lenkrad hinweg. Dass mit dem Lenkrad ist Geschmackssache. Aber so viel sei geschrieben: Man gewöhnt sich daran. Was Gimmicks wie das im Tacho visualisierte Heck des 308 bewirken sollen, bleibt offen. Beim Tritt auf die Bremse leuchten auch im Display die Bremslichter – ablenkender Unsinn ist das. Interessant wäre zu wissen, ob beim Ausfall einer (echten) Bremsleuchte diese auch im Tacho nicht mehr leuchtet (Spaß!).
Die Bedienelemente kennt man aus sämtlichen Stellantis-Konzernmarken, daher versteht man nach dem x-ten Modell die Logik. Wiederum besonders hat Peugeot die Sache mit dem Infotainmentsystem gelöst. Die Touchfelder unter dem Display sind einigermaßen frei mit den Präferenzen zu belegen. Das klappt gut und toucht sich passabel, auch wenn nicht immer die Treffsicherheit so gegeben ist, wie sie bei einer physischen Taste möglich ist. Hinter dem Display verbirgt sich abermals Stellantis-Logik – die kann man mögen. Das kleine Bedienelement für die Gangwahl ist gut platziert und intuitiv nutzbar. Gut, dass im 308 eher wenig Klavierlack installiert ist. Weniger gut ist die starke Windschutzscheiben-Spiegelung von Armaturenbrett-Lautsprecher sowie Lüftungsgitter und Plastikleiste, die das Kombiinstrument einrahmt.
Tolle Sitze im Peugeot 308 SW Allure
Überzeugen kann indes der bei der mittleren Ausstattungslinie Allure serienmäßig installierte AGR-Fahrersitz, der sich zu aller Begeisterung auch noch manuell justieren lässt. Da hat der Konzern von Opel lernen dürfen. Eine Sitzheizung ist mit an Bord, eine Lenkradheizung gibt es hingegen nicht. Außerdem fehlt im Allure das Matrixlicht. Dieses bietet Peugeot lediglich in der rund 3.000 Euro (brutto) teureren Topausstattung GT an. Eine schwierige Preispolitik und sie passt nicht zu Peugeot, die sich gern am oberen Ende der Rangfolge im Stellantis-Konzern sehen. Ein beleuchtetes Handschuhfach und eine ebenso mit Licht illuminierte Mittelkonsole gehen eher in diese Richtung und sind im Alltag hilfreich.
Hilfreich ist im Alltag auch stets eine übersichtlich gestaltete Karosserie. Diese besitzt der Peugeot 308 SW definitiv nicht. Aufgrund der sehr kleinen Heck- und Seitenscheiben sind die Aussichten nach hinten eher mies. Als durchschnittlich gehen hingegen die Platzverhältnisse für die Insassen durch. Der Peugeot ist wie sein Bruder Opel Astra kein Raumriese. Ins Heck passen 608 Liter. Da ist selbst das Maß der Dinge, der Skoda Octavia Combi, mit 640 Liter nur geringfügig geräumiger.
Bei der Motorenvielfalt ist von Vielfalt auch beim 308 nicht mehr viel übrig. Immerhin bekommt man im 308 SW „alles“. Aber von allem nur eins. Einen Elektromotor mit 156 PS, einen Plug-in-Hybrid mit 180 PS, einen 48-Volt-Hybrid mit 136 PS, einen Benziner mit 130 PS und „unsern“ Diesel mit 131 PS. Wer noch immer schalten will, muss den Basisbenziner wählen. Der 48-Volt-Antrieb besitzt ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, der e-308 eine Eingang-Automatik und alle anderen die Achtgang-Wandlerautomatik. Diese ist eigentlich eine gute Wahl. In Kombination mit dem knurrigen Vierzylinder aber keine harmonische. Das Automatikgetriebe agiert oft zu hektisch und lässt die kräftigen 300 Newtonmeter Drehmoment nicht zu Wort kommen, bringt aber Unruhe ins Auto und erhöht den Verbrauch.