Die Plastikwüste hat ausgedient, Auto-Innenräume werden (noch) individueller. Haben Kunden gerade erst das offenporige Holz auf Armaturenbrettern und in Türverkleidungen – zum Beispiel im BMW i3 oder Volvo XC90 – schätzen gelernt, zeigt die IAA schon neue Moden: Armaturenbretter aus Schiefer oder Granit zum Beispiel.
Steine im Auto? Was in Zeiten von Leichtbau wie ein schlechter Scherz klingt, zeigt Zulieferer Faurecia in Halle 5. Die wichtigste Information vorweg: Die millimeterdünne Schicht Schiefer, die im Showcar verarbeitet ist, soll nicht schwerer sein als ein vergleichbares Teil aus Holz. Die Gewinnung: Im Steinbruch wird auf einen Schieferblock Harz aufgetragen. Dabei ist die Haftung zwischen Harz und Steinschicht stärker als zwischen Stein und Stein, so dass die oberste Schicht vorsichtig abgeschält werden und dann flexibel weiter verarbeitet werden kann.
Strick ist chic
Besonders flexibel einsetzen lässt sich auch Strick. Die modischen Maschen könnten künftig auch in Auto-Innenräume Einzug halten. Maschinenhersteller Stoll, der schon Strickmaschinen für den Sportschuh Nike Flyknit entwickelt und hergestellt hat, kombiniert Funktion und Design: In dem Faurecia-Ausstellungsstück ist zum Beispiel eine Art Organizer integriert, der kostengünstig ohne eine einzige Naht komplett aus einem Stück gestrickt ist. Auch leitfähige Maschen wären denkbar.
Bei Maserati sitzen Autofahrer künftig auf edler Seide, das Ausstellungsstück dazu kann man in Halle 6 bewundern. Dabei arbeitet der Luxusautobauer mit dem Modehaus Ermenegildo Zegna zusammen. Dazu wird Leder von Poltrona Frau mit der besonders edlen Naturfaser Maulbeerseide kombiniert. Die kommt auf den Sitzinnenflächen, den Türpaneelen und auf Dachhimmel und Sonnenblenden zum Einsatz.
Von der Mode inspiriert sind auch die besonders individuellen Autositzbezüge, die Johnson Controls in Halle 5 zeigt. Der Zulieferer hat ein neues Druckverfahren entwickelt, mit dem Sitzstoffe besonders präzise bedruckt werden. Zum Beispiel können so die die derzeit angesagten Farbverläufe, aber auch sehr feine Linien dargestellt werden. Weil nicht für jedes Design ein neuer Stoff entwickelt werden muss, kann ein Autohersteller künftig seinem Kunden die irrsten Kombinationen anbieten – der braucht nur genug Fantasie. (sp-x)