Von Michael Kirchberger/sp-x
Die VW-Edelmarken Bentley, Bugatti und Lamborghini beflügeln die Phantasien und bereichern die Träume des gemeinen Volkes, auch wenn sie natürlich letztlich nur einer Handvoll wirklich gut situierter Menschen vorbehalten sind, die nun wirklich keine Zeit für Benzinpreisvergleiche hat. Auch auf der 66. IAA in Frankfurt (bis 27. September) vermitteln sie Leistung und Luxus der gehobenen Art.
Bentley hat die letzte Scheibe der PR-Wurst auf den Teller gelegt, nach vielen Nachrichten-Portionen in Form von Vorankündigungen und Konzeptcar-Premieren steht nun das Luxus-SUV Bentayga im Rampenlicht. Der Name ist Programm, erinnert an das Lied der verstorbenen Sängerin Alexandra, das von der Sehnsucht in der Taiga berichtet. Die sollen eine edelste Inneneinrichtung und satte 447 kW / 608 PS wecken, die eine W12-Maschine aus 6 Liter Hubraum generiert. Je nach Betriebssituation arbeitet der TSI-Motor mit direkter oder indirekter Benzineinspritzung, auch eine Zylinderabschaltung soll den Konsum zügeln. 900 Nm Drehmoment stemmt das Triebwerk, es beschleunigt den gut zwei Tonnen schweren Bentayga in 4,1 Sekunden von Null auf 100 km/h und letztlich auf mehr als 300 km/h, macht ihn damit zum derzeit schnellsten Serien-SUV des Marktes. 292 g/km CO2 soll er emittieren, das entspräche einem Normverbrauch von fast 13 Liter Benzin auf 100 Kilometer.
Innen gibt es Leder, Holz und Edelstahl, normalerweise vier Sitze. Auf Wunsch wird der Innenraum für den Transport von Fahrer plus vier Passagiere konfiguriert, zusätzlich findet sich als Extraausstattung ein Klappsitz im Laderaum. Der Chauffeur kann die Motorkennlinie über den Charisma-Schalter verändern, sanftes Säuseln und geschmeidige Kraftentfaltung oder wuchtiges Wummern und brachialen Antritt werden geboten. Ob Prinz Harry den Bentyaga irgendwann für seinen Jagdausflug wählen wird? Vermutlich lässt er lieber die Flinte im Schrank und nimmt den Helikopter.
16-Zylinder-Benziner mit 1.500 PS
Ein dicke Schaufel mehr wirft der Veyron-Nachfolger von Bugatti unter den Kessel, noch steht er als Vision Gran Tourismo (siehe Bildergalerie unten) in Frankfurt, wird aber Ende des Jahres als Bugatti Chiron in Kleinserie bei der französischen Marke entstehen. 1.102 kW / 1.500 PS soll der modifizierte 16-Zylinder-Benziner liefern, er wurde im Vergleich zum aktuellen Triebwerk mit 883 kW / 1.200 PS deutlich modifiziert. Vier Zylinderbänke werden von jeweils zwei Turboladern beatmet, vier von ihnen sollen elektrisch betrieben werden, um das Ansprechverhalten um unteren Drehzahlbereich zu verbessern und obendrein den Treibstoffverbrauch zu verringern. Und ähnlich wie beim Porsche 918 unterstützt ein Elektromotor den Vortrieb und er soll auch beim Spritsparen helfen. Denn mit dem, was der Chiron auf der Standarddistanz verbrauchen wird, dürfte ein VW Polo gut 400 Kilometer weit kommen.
In Blau lackierter Kohlenfaser-Karosserie debütierte der Ultra-Sportler beim IAA-Konzernabend von Volkswagen, also in der Traditionsfarbe der Marke. Besonders auffällig ist neben der geduckten Front und den Windleitschaufeln auf den hinteren Kotflügeln die vom Dach bis zum mächtigen Heckflügel ziehende Finne. Sie soll bei hohen Geschwindigkeiten für mehr Stabilität sorgen. Dass der Chiron den Geschwindigkeitsrekord der Straßenserienfahrzeuge für Bugatti in naher Zukunft erneut schnappen wird, ist mehr als sicher.
Lamborghini zeigt in Frankfurt die offene Version des Huracán LP 610-4 mit dem Beinamen Spyder. Nachdem Gallardo Spyder, der das bestverkaufte offene Modell der Marke war, soll er nun zum Grundpreis von 186.449 Euro netto diesen Erfolg deutlich übertreffen. Der 5,2 Liter-V10-Motor leistet 449 kW / 610 PS und beschleunigt den allradgetriebenen, 1.542 Kilogramm schweren Huracán Spyder in 3,4 Sekunden von Null auf 100 km/h. Er erreicht 324 km/h Höchstgeschwindigkeit, und verbraucht dank Zylinderabschaltung nach Norm 12,3 Liter Benzin auf 100 Kilometer.
Sehr flache Stoffmütze
Markantes Kennzeichen des Supersportlers ist das elektrohydraulisch in 17 Sekunden und bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h schließende Softtop. Die Stoffmütze liegt sehr flach auf der Aluminium-Karbon-Karosserie, nur 1,18 Meter reckt sich der Lambo in die Höhe. Ein automatischer Überrollschutz verbirgt sich hinter den beiden Sitzen und soll Fahrer und Beifahrer bei einem Unfall behüten.
Das Luxus-Trio von den Edelmarken des VW-Konzerns ist zwar ebenso wie die Volumenmodelle der anderen Hersteller mit umfassenden Assistenzsystemen ausgestattet, geht aber nicht mit dem allgegenwärtigen Zukunftsziel des autonomen Fahrens an den Start. Das hat bereits stellvertretend Porsche-Chef Matthias Müller unlängst als "Hype" abgetan. Wäre ja noch schöner, wenn Vollblut-Autos am Zügel geführt werden sollen. Hier gibt der Chauffeur am liebsten selber Gas. Und das nicht zu knapp. (sp-x)