Moderne Diesel-Pkw überschreiten im Alltag die EU-Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stickoxide um ein Vielfaches. Das zeigen Tests und Berechnungen für das Umweltbundesamt (UBA), deren Ergebnisse der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag vorlagen. Demnach stoßen Diesel, die der aktuell gültigen Abgasnorm Euro 6 entsprechen, auf der Straße im Schnitt 507 Milligramm Stickoxide pro Kilometer aus – der Grenzwert liegt aber bei nur 80 Milligramm. Rechtlich reicht es bislang allerdings, wenn die Diesel unter Laborbedingungen die EU-Vorgaben erfüllen.
Um den Wert zu ermitteln, wurden laut UBA anders als bisher für betriebswarme Motoren Messungen bei allen in Deutschland typischen Außentemperaturen berücksichtigt. An kühlen Tagen steigt der Stickoxid-Ausstoß stark an. Die Euro-6-Norm ist die strengste der Abgasnormen in der Europäischen Union. Die Behörde hatte Mitte 2016 angekündigt, angesichts des Abgas-Skandals eigene Messungen durchführen zu lassen.
Die gesamte deutsche Diesel-Flotte aus neueren und älteren Autos sei viel schmutziger als angenommen, kritisiert das UBA. Bisher sei man davon ausgegangen, dass 2016 im Schnitt 575 Milligramm Stickoxide (NOx) aus dem Auspuff kamen. Laut UBA waren es in Wirklichkeit aber durchschnittlich 767 Milligramm.
Über 50 Modelle getestet
Gemessen wurden demnach unter anderem die Abgaswerte von 25 Diesel-Pkw der Euro-6-Norm und 27 Euro-5-Modellen – und zwar unterschiedliche Fahrzeuggrößen vom Kleinwagen bis zum SUV-Geländewagen. "Die neuen Werte bilden die Diesel-Pkw-Emissionen in Deutschland repräsentativ ab", heißt es beim Umweltbundesamt.
Am schmutzigsten seien bei Einberechnung der Temperaturen Euro-5-Diesel mit einem NOx-Ausstoß von durchschnittlich 906 Milligramm pro Kilometer – das Fünffache des EU-Grenzwerts von 180 Milligramm. Euro-4-Diesel, für die ein Grenzwert von 250 Milligramm gilt, stoßen demnach im Schnitt 674 Milligramm Stickoxide aus. (dpa)