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Große Freiheit

01.04.2016 06:00 Uhr

Die Flotte bei Wacker Chemie ist recht speziell und dennoch wirkt Dieter Winklhofer entspannt. Er hat einen Partner, der ihm Freiheiten verschafft, die der Flottenchef dann einfach weiterreicht.

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_ Wer die A94 gen Osten bis zum Ende fährt, landet in Burghausen. Hier - zwischen dem Geburtsort des emeritierten Papstes Benedikt in Marktl am Inn und der Salzach, die Deutschland von Österreich trennt - ist vieles überschaubarer als anderswo. Das würde sogar Dieter Winklhofer unterschreiben, und das, obwohl er Flottenmanager von gut 550 Dienstwagen ist, den Einkauf von 2.000 Nutzfahrzeugen und einen Teil des Mobilitätskonzepts mitverantwortet, das gut 6.000 Fahrräder sowie 56 Buslinien einschließt.

One-Man-Show

Jeder nahende Schichtwechsel setzt eine kleine Völkerwanderung in Gang, wenn die Wackerianer aus den Pendlerbussen steigen und ihre oft kilometerlangen Wege auf dem Werksgelände per Fahrrad in Angriff nehmen. Wackerianer, so werden die Mitarbeiter bei Wacker Chemie genannt, die hier am Stammsitz in Burghausen fast 10.000 zählen. Wenn der Leiter Kommunikation, Klaus Millrath, so etwas wie der Sprecher der Wackerianer ist, dann ist Dieter Winklhofer ihr Mobilitätsmanager - und zwar als One-Man-Show.

"Vor Jahren haben wir mal nachgeprüft, dass das Flottenmanagement im Grunde 3,5 Stellen benötigt. Also sind wir auf Partnersuche gegangen und habe einen Flottendienstleister ausgeschrieben", berichtet der Bayer. Den Zuschlag erhielt die TÜV-Süd-Tochter Fleet Company. Zusammen betreibt man seit zehn Jahren aktives Flottenmanagement, das trotz des immensen Wachstums des Fuhrparks, der seit dem Start der Kooperation um rund ein Drittel wuchs, auf Nachhaltigkeit setzt. Gut, in Branchen wie der Chemie gelten per se strenge Regularien. Dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass Fuhrparkleiter Winklhofer die Firmenwagenberechtigten als "super vernünftig" lobt. "Unser Fuhrpark besteht zu 80 Prozent aus User-Chooser-Modellen und erzielt damit einen Flottendurchschnitt von 132 Gramm CO2. Das zeigt, dass Eigenverantwortung funktionieren kann. Im Grunde könnte ich auch auf eine CO2-Obergrenze ganz verzichten, denn man muss nicht immer alles reglementieren."

Natürlich gibt es nicht nur auf dem Werksgelände von der Größe eines ausgewachsenen Stadtteils Regeln. Auch die Firmenwagenberechtigten müssen beispielsweise je nach Fahrleistung zwei- oder viermal im Jahr ihren Führerschein vorzeigen. "Verliert ein Fahrer seinen Führerschein, dann meldet er es bei Wacker eigenständig", berichtet Winklhofer stolz. Dieses gute Miteinander im weitverzahnten Mobilitätskonzept wurde jüngst vom TÜV Süd mit dem "Green Fleet"-Award prämiert. Was den Flottenmanager natürlich stolz macht, aber ihn nicht daran zweifeln lässt, worum es wirklich geht: "Für uns ist es nicht wichtig, dass wir Ihnen als Zeitung ein tolles Bild liefern. Wir können keine heile Flottenwelt entwerfen, die nicht bedarfsgerecht ist. Bei uns funktioniert dies nur, weil wir den Gedanken der Nachhaltigkeit auf vielen Ebenen zusammenbringen. Da liegen Preis, Qualität und eben Nachhaltigkeit auf einem Niveau."

Teste selbst!

Dass sich dabei Dinge schnell wandeln können, weiß das Eigengewächs Winklhofer, der seit einem Vierteljahrhundert Wacker die Treue hält. In dieser Zeit hat er sich deshalb eine Eigenschaft bewahrt: Neugierde. Jedes E-Fahrzeug, das angeschafft werden könnte, testet Winklhofer selbst, und zwar oft bis zur Grenze. "Ich weiß gar nicht genau, wie oft ich bis zur Reichweitengrenze der E-Modelle herangefahren bin und auch mal abgeschleppt werden musste", lacht Winklhofer. Wenn dies einem regulären Nutzer passieren würde, gäbe es wohl weniger zu lachen, aber genau dafür sieht sich der Wackerianer als Tester in der Pflicht.

Weitgehend ungefährlich sind die Fahrten mit dem Stromer-Duo auf dem Werksgelände. Zwei Mercedes-Benz Vito E-Cell-Prototypen shutteln Gäste surrend zum Zielort. Wenn Mitarbeiter ohne Dienstwagen auf Tour gehen, können sie auf einen Pool von gut 40 Autos zurückgreifen. Die Auslastung liegt bei gut 90 Prozent. Für weitere Fahrten in der Gruppe dienen Pendeltaxis. Sozusagen als Bahnersatz nutzen einige Mitarbeiter die oft mehrstündigen Touren beispielsweise zum sächsischen Standort in Nünchritz als ausführliche Besprechungsmöglichkeit.

Car Policy

Wer mit dem eigenen Dienstwagen unterwegs ist, reist ebenfalls nicht allein. Eine Armada von Helferlein ist zwingend immer mit an Bord. "Unsere Car Policy umfasst den automatischen Abstandswarner, den Totwinkelassistenten, den Spurhaltewarner und das Park Distance Control als Pflichtelemente", betont der Flottenmanager. Für aktive Sicherheit sorgen freiwillige Fahrsicherheits- und Ökotrainings. Dass beides Früchte trägt, zeigt beispielsweise, dass der Flottenverbrauch im Alltag nur gut 19 Prozent über dem Normwert liegt. Und das, obwohl viele SUV geordert werden. Was aber auch einen Sicherheitsaspekt einschließt. "Die erhöhte Fahrposition ist auf den langen Bundesstraßenpassagen nach Burghausen ein absoluter Vorteil", bekräftigt der Fuhrparkleiter.

Die Freiheit eines Gehaltsumwandlungsmodells nutzen bei Wacker deutlich mehr als fünf Prozent der Mitarbeiter - Tendenz steigend. Wird ein Stromer geordert, wird dieser auf TCO-Basis abgerechnet, also inklusive der Stromkosten. Den Einbau der Wallbox übernimmt ein Partnerunternehmen, die Abrechnung folgt über die Fleet Company. Gerade in den E-Modellen sieht Winklhofer viel Potenzial. Das hat zum einen mit Wacker selbst zu tun. Denn der Chemie-Riese forscht an leistungsfähigen Batterien. Zum anderen kommen aus Sicht des Flottenleiters die reinen E-Motor-betriebenen Fahrzeuge dem Firmengedanken der Nachhaltigkeit recht nahe. Doch hier muss sich noch einiges ändern, vor allem an der Denkweise: "Es ist schade, dass es im Moment immer noch so ist, dass die Fahrzeuge mit dem höchsten CO2-Ausstoß die günstigsten Fahrzeuge sind", klagt Winklhofer."Da passt irgendetwas nicht und da muss sich was verändern. Das betrifft auch die Unternehmenswelt sowie die Fuhrparkmanager."

Passendes Image

Der aktuelle Reichweitenkönig Tesla ist dennoch für den Bayern keine Lösung. "Der Tesla ist für Führungskräfte super. Aber als Poolfahrzeug wie unsere BMW i3 funktioniert das nicht. Damit würden wir ein falsches Signal nach außen senden, wenn unsere Außendienstler plötzlich zum Kundentermin mit einem Model S auftauchen würden. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass auch andere E-Fahrzeuge bald die Fähigkeiten eines Teslas haben werden."

Auch was den Kenntnisstand eines Flottenmanagers betrifft, hat Winklhofer eine klare Meinung: "Jeder, der einen Fuhrpark in dieser Größe leiten will, muss sich zum zertifizierten Flottenmanager ausbilden lassen. Ohne diese Ausbildung kein vernünftiges Fuhrparkmanagement. Das ist das Credo aller Fuhrparks, die ich mittlerweile kennengelernt habe." Die damit erworbene Fähigkeit, stets den Überblick zu bewahren, hilft Winklhofer dabei, so entspannt zu wirken - trotz seiner nicht alltäglichen Aufgaben.

In Kürze

Wacker Chemie

Wacker ist ein global operierender Chemiekonzern mit rund 16.700 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund 4,83 Milliarden Euro (2014). Es gibt fünf Geschäftsbereiche mit 25 Produktionsorten. Tochtergesellschaften und Vertriebsbüros gibt es in 28 Ländern (Amerika, Asien, Australien, Europa). rs

Auf einen Blick

Der Fuhrpark

- Anzahl der Fahrzeuge: ca. 550 Dienstfahrzeuge und ca. 2.000 Nutzfahrzeuge (Stapler, Kombis)- Art der Finanzierung: 99% Leasing bei Dienstwagen, Kauf und Miete bei Nutzfahrzeugen- Laufzeiten der gängigen Dienstwagen-Modelle: 48 Monate und 30.000 km p. a.- Tankkarten: OMV Routex, Shell und neu die Novofleet für alle Dienstwagennutzer- externe Dienstleister: Fleet Company (seit rund zehn Jahren)- Mitarbeiter im Flottenmanagement: einer- wesentliche Punkte der Car Policy: wie bei vielen Unternehmen, jedoch mit Pflichtsicherheitsausstattung: elektr. Abstandhalter, Totwinkel-, Spurverlassenwarner, PDC und Freisprecheinrichtung

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