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01.03.2016 12:00 Uhr
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So fühlt sich Roland Schüren. Der Flottenbetreiber aus Hilden setzt Stromer zur Kundenbindung und Mitarbeitermotivation ein. Dabei erfährt er Zuspruch, stößt aber auch auf Widerstand.

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_ Das vergangene Jahr war kein gutes für Fans der Elektromobilität. Das verdeutlicht nicht nur der Blick auf die Jahreszulassungen und die immer noch homöopathisch wirkende Dosis von Neuwagen mit Batterieantrieb - das Kraftfahrtbundesamt zählte für den Gesamtmarkt 33.630 Stromer, davon 11.101 Plug-ins und 12.363 Elektro-Pkw, was einem Anteil von 1,7 Prozent entspricht. "Wir sind nicht vorangekommen, sondern haben Rückschritte erlitten", klagt auch Roland Schüren. Der Unternehmer meint dabei aber nicht die geringe Nachfrage nach Stromern. Als Inhaber der gleichnamigen Großbäckerei adressiert Schüren sein Urteil vielmehr an das Wirtschaftsministerium, das für sein Gefühl bei der E-Mobilität auf der Bremse steht.

Grüner Weg

Schürens Flotte besteht aus drei Nissan eNV200 und einem Mercedes-Benz Vito E-Cell, die emissionsarm rund um die Firmenzentrale in Hilden touren. Damit zählt Schüren schon zu den großen E-Flottenbetreibern im Mittelstand. Begründet liegt das Interesse in der konsequenten Ausrichtung der Firmenpolitik auf Nachhaltigkeit. Nach dem Bau der eigenen Fotovoltaikanlagen 2011 und 2013 war der Kauf der surrenden Transporter nur konsequent.

Trotz hoher Anschaffungskosten fährt die Bäckerei damit zwar zahlreiche Vorteile ein, dennoch ist man von der aktuellen Politik enttäuscht - in erster Linie, was den Umgang mit den Ladesäulen betrifft. Deren mangelhafter Ausbau zu einem deutschlandweiten Netz ist neben den E-Fahrzeugpreisen immer noch das K.O.-Kriterium für viele Flottenbetreiber, nicht selbst grüner zu werden.

Die gut 20-seitige Ladesäulenverordnung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie forciert zwar die nötige Standardisierung der Ladeinfrastruktur, trifft in ihren Forderungen aber die Falschen, meint Schüren: "Per definitionem sind nun fast alle Ladesäulen öffentlich, sodass an jede einzelne nun weitere bürokratische Anforderungen gestellt werden. Was für uns als eigenständigen Betreiber der Ladesäulen, was eh schon defizitär ist, eine weitere Belastung bedeutet. Zumal bei den Schnellladesystemen künftig das CCS-System gefordert ist, was allerdings jene diskriminiert, die bislang rein auf das Chademo-System, wie es auch von Nissan verwendet wird, setzen. Hier soll scheinbar jenen Autoherstellern, die bislang noch keine Ladeinfrastruktur selbst aufgebaut haben, geholfen werden, und das auf Kosten der Fuhrparkbetreiber."

Kunden laden

Konkret geht es um die Ladeinfrastruktur für Schürens vier E-Transporter. Die Ladesäulen können auch von den Kunden der Bäckerei an der Zentrale in Hilden sowie an zwei Filialen genutzt werden - und das im Moment noch kostenfrei. "Das sind vielleicht drei Kunden am Tag, die an einer unserer Säulen kostenfrei laden", sagt der Inhaber. Aber hier zeigt sich schon einer der positiven Nebeneffekte von E-Mobilität. Die Kundenbindung wächst. Damit dies funktioniert, muss das Laden natürlich so unkompliziert sein wie der Brötchenkauf. Deshalb gibt es hierfür drei Varianten: eine Leihkarte aus der Bäckerei, eine individuelle Ladekarte des Kunden, die er von der Bäckerei erhält, oder das Laden per Giro-go-Funktion auf der Sparkassen-EC-Karte.

Gerade in dem letzten Punkt, dem kontaktfreien Bezahlen von Beträgen bis 20 Euro, sieht Schüren Potenzial beim Begleichen der Stromer-Rechnung, die in der Regel zwischen fünf und sechs Euro liegt."Das System ist barrierefrei und funktioniert rund um die Uhr. Sollten wir also in Zukunft Geld fürs Aufladen verlangen, würde es darüber sehr einfach gehen. Zumal wir dabei auch Treuepunkte unserer Kunden als Tankguthaben umwandeln könnten", verrät der Unternehmer. In den nächsten Monaten soll der Energienachschub für die Batterien der Kundenautos aber weiterhin kostenlos bleiben - mit steigender Nachfrage könnte sich das kostenfreie Modell aber ändern.

Transportersuche

Auch das Unternehmen selbst würde gern mehr nachfragen - nämlich noch mehr E-Transporter für die Flotte. Allein an Angeboten mangelt es. "Der Vito ist super, aber nur ein Prototyp. Und so ist der Nissan im Moment der Einzige, der auch preislich im Rahmen bleibt. Für die Belieferung unserer Filialen sind beide aber eine Nummer zu klein, denn täglich liefern wir allein rund 10.000 Brötchen und gut 3.000 Brote aus", klagt Schüren. So surren die vier Stromer mit kleineren Mengen an Bord zu Bio-Supermärkten und anderen Zwischenhändlern. "Ein Transporter in Sprintergröße mit serienmäßigem E-Antrieb, das wäre die Lösung", findet der Rheinländer.

Wartungsfrei

An seinen jetzigen E-Transportern schätzt der Unternehmer, dass sie absolut wartungsfrei sind. Im ersten Jahr, nachdem das Nissan-Trio in den Fuhrpark kam, stand nicht ein Termin in der Werkstatt an."Das kenne ich bereits von meinen privaten Elektrofahrzeugen. Früher war es ein Opel Ampera, jetzt ist es ein Tesla. Das Thema Wartungsaufwand stellt sich hier einfach nicht. Wenn Sie sich allein die Bremsen anschauen, die sind aufgrund der Rekuperation wie neu." Überrascht war Schüren indes, dass nach vier Jahren und 80.000 Kilometern die Batterieleistung des E-Vitos in keinster Weise nachgelassen hatte. Apropos Batterie. Für eine Energiequelle ohne Abwärmenutzung wie beim Verbrennungsmotor ist der Winter immer eine Bewährungsprobe. Die zweite kalte Saison mit den Nissan-Stromern zeigt, dass die permanent laufende Elektroheizung natürlich Reichweite kostet. Aber das bisweilen propagierte stromsparende Fahren allein mit Lenkrad- und Sitzheizung ist keine Alternative. Zumal laut dem Bäckermeister die dadurch gesparten Energiereserven nur bei etwa fünf bis sechs Prozent liegen.

Nicht gespart hat Nissan bei der Ausstattung der Stromer. So erhielt Schüren im Rahmen des Nissan-eigenen "e4business"-Programms für das Trio eine Schnellladesäule. Diese ist sehr praktisch, denn so können mit einem kurzen Ladestopp (20 Minuten) nun drei Touren pro Rundlauf abgefahren werden anstatt nur zweier. Weiterhin erhielten die Hildener einen Zuschuss für die Beklebung ihrer Nippon-Stromer von 1.500 Euro pro Transporter. So wird das grüne Engagement noch leichter sichtbar. Wie wichtig die Öffentlichkeit gerade für den Mittelständler ist, zeigen die kleinsten in der Stecker-Flotte: die beiden Renault Twizy. Diese dienen den Auszubildenden für ihre Anfahrt zu oft nachtschlafender Zeit, in der längst alle Bahnen und Busse noch im Depot verweilen. Damit haben die Ausbildungsplätze laut Schüren an Attraktivität gewonnen.

Zwischenspeicher

Zukunftsmusik ist noch das bidirektionale Laden. Sprich: das Zwischenspeichern der Energie aus den Fotovoltaikanlagen, die die energiereiche Backstube versorgen, in die E-Fahrzeuge und das Rückfließen der Energie in die Bäckerei. Technisch sind die eNV200 dafür gerüstet, nur die passende bidirektionale Wallbox, die den Energiestrom mal in die eine und dann wieder in die andere Richtung lenkt, fehlt noch. Funktionieren würde dies wie folgt: Wenn mittags die Backstube ruht, könnten die ladenden Stromer Energie speichern, die sie dann in den Morgenstunden, wenn es noch an Tageslicht für die Solarpanels fehlt, in die Produktion fließen lassen. Auch ohne diesen Effekt, rechnet sich heute schon der Tausch vom konventionellen Verbrenner auf batterieelektrischen Antrieb. Auch wenn der Dieselkraftstoff seit Monaten sehr günstig ist, spart die Bäckerei mit der grünen Flotte, wie Schüren vorrechnet. "Wenn ich Haushaltsstrom beziehe, dann kosten mich 100 Kilometer mit dem Elektroauto rund fünf bis sechs Euro. Mit dem Gewerbetarif sind es drei Euro und wenn die Sonne scheint, ist es für uns eh umsonst."

E-Pendler

Andere positive Effekte lassen sich nicht in die eigene Buchhaltung überführen. "Unsere Kundschaft verfolgt unser grünes Engagement sehr genau und goutiert es, dass wir Stromer einsetzen. Gerade die Elektro-Transporter sind damit alles andere als umsatzschädlich", betont der Inhaber. Als weiteren Punkt nennt Schüren die Mitarbeitermotivation. Neben den erwähnten Azubis und deren Twizys haben momentan sechs Angestellte ein E-Fahrzeug als Dienstwagen. "Mit E-Fahrzeugen fällt es mir als Unternehmer sehr viel leichter, die Vorteile eines Dienstfahrzeuges an meine Angestellten weiterzugeben", erklärt Schüren. "Was die Kosten betrifft, treffen wir uns ungefähr bei der Hälfte. Das Laden ist aber umsonst. Da die Pendelstrecken unserer Mitarbeiter nicht allzu hoch sind, ist dieser geldwerte Vorteil dann auch steuerfrei. Das meine ich mit der Weitergabe von positiven Effekten an die Mitarbeiter", gibt sich Roland Schüren doch noch versöhnlich mit einem Jahr, das für den engagierten E-Flottenbetreiber nicht ohne Rückschritte blieb.

Auf einen Blick

Der Fuhrpark der Bäckerei Schüren

- Anzahl der Fahrzeuge: vier E-Transporter (Nissan eNV200, Mercedes-Benz Vito E-Cell) und zehn CNG-Transporter (Mercedes-Benz Sprinter) - sechs Elektro-Sprinter-Umbauten sind bestellt oder vorbestellt und ersetzen ausscheidende CNG-Sprinter -, sechs E-Autos, zwei CNG-Caddys (diese werden bei Gelegenheit durch Nissan eNV 200 Evalia ersetzt)- Finanzierung: ausschließlich Kauf- Laufzeiten der gängigen Modelle: 25.000 bis 50.000 km p. a. bei 6 bis 8 Jahren Laufdauer- Tankkarten: Star für die CNG-Fahrzeuge- Car Policy: Acht Mitarbeiter haben einen Dienstwagen (sechs elektrisch, zwei CNG). Dazu Roland Schüren: "Stellen Sie unseren Fahrern die Frage, was Sie außer Backwaren noch transportieren? Die Antwort wird sein: unser Firmenimage."- 240 Mitarbeiter im Unternehmen, davon 29 in der Abteilung Auslieferung und Versand

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