SUV? Van? Crossover? Im Fall des elektrisch angetriebenen Skoda Enyaq sind die Übergänge ziemlich fließend. Jetzt gibt es den Crossover in einer "Coupé"-Version, die mit ihrem nach hinten flacher werdenden Dach für eine optisch gefällige Note und sogar ein kleines Reichweitenplus sorgt. Außerdem ist mit dem Coupé erstmals auch eine sportlich akzentuierte RS-Version vom Enyaq verfügbar, die emissionsfreie Mobilität mit mehr Fahrspaß kombiniert.
Im Vergleich zum 2021 eingeführten Enyaq unterscheidet sich die neue Coupévariante vor allem durch ein sich zum Heck hin stark verjüngendes Fensterband und eine parallel abfallende Dachlinie. Eine ausdrucksstärkere Front sowie ein in Wagenfarbe statt in Schwarz lackierter Schwellerbereich in den Flanken sind weitere Unterscheidungsmerkmale. Der Kniff mit der Lackierung dient nicht nur zur Unterscheidung, sondern soll das Coupé optisch aufwerten, was zugleich jedoch den Fahrzeugkörper massiger erscheinen lässt.
Ob das nun aus jedem Blickwinkel gelungen wirkt, sei dahingestellt. Praktisch bietet die wuchtige Karosserie des Enyaq Coupé jedenfalls einige Vorteile. In den Unterbau passen im Fall des Topmodells RS gleich zwei Motoren samt üppig dimensionierter 82-kWh-Batterie. Darüber befindet sich zudem ein geräumiges Passagierabteil. Erfreulich ist der in jede Richtung reichlich vorhandene Entfaltungsspielraum im Fond. Die Beinfreiheit ist großzügig, der Fußraum durchgehend flach. Bemerkenswert: Selbst große Passagiere genießen hinten eine gute Kopffreiheit. Um letzteres zu gewährleisten, stattet Skoda jedes Enyaq Coupé serienmäßig mit Panorama-Glasdach aus, was einen Verzicht auf einen platzraubenden Dachhimmel erlaubt. Das Glas wurde zudem aufwendig beschichtet, damit Insassen vor allzu aufdringlichem Sonnenlicht geschützt sind, denn ein integriertes und auf Knopfdruck ausfahrbares Rollo ist nicht vorgesehen.
Großzügiger Kofferraum
Darüber hinaus bietet das Coupé einen mit 570 Liter großzügig dimensionierten Kofferraum, der diverse kleinere Verstauoptionen in den Seiten und unterm Kofferraumboden bereithält. Mit wenigen Handgriffen lässt sich die Rückbanklehne umklappen. Dann passt ins Heck des Coupés fast so viel wie in einen SUV oder einen Kombi, nämlich 1.610 Liter. Im Vergleich zum normalen Enyaq sind das übrigens 100 Liter weniger.
Wie man bei einem RS erwarten darf, bietet auch das Enyaq Coupé eine betont sportliche Einrichtung mit griffigem Lenkrad, verbindlich umklammernden Sitzen und einer Extraportion Wildleder mit farblich auffälligen Nähten über dem Armaturenbrett. Über die beim Technik-Bruder ID.3 häufig monierte Hartplastik-Landschaft legt sich also ein wertig wirkender Skoda-Film. Fahrrelevante Informationen zeigt ein kleines Display hinterm Lenkrad an, zudem gibt es einen riesigen Touchscreen in der Armaturenbrettmitte für so ziemlich alles andere. Wie bei allen Schwestermodellen verzichtet auch der Enyaq auf einen Gangwahlhebel. Hierfür findet sich ein kleiner Schiebeschalter zwischen den vielen Ablagen in der Mittelkonsole.
Bis 180 km/h sind möglich
RS steht für Performance, die der Enyaq auch liefern kann. Immerhin 220 kW / 299 PS sowie 460 Newtonmeter Drehmoment stellt das kompakt integrierte Motorenduo bereit. Trotz der gut 2,3 Tonnen Fahrzeuggewicht erlaubt der Dual-Drive einen Sprint auf 100 km/h in 6,5 Sekunden. Ohne scharrende Reifen oder gequält klingenden Antrieb dringt das eigentlich gar nicht so schwer wirkende Schwergewicht in dreistellige Temporegionen mit Nachdruck vor. Nicht nur bei Ampelsprints, auch bei Überholmanövern auf der Landstraße vermittelt der stets kräftige Durchzug ein souveränes Fahrgefühl. Auch auf der Autobahn kann man flott unterwegs sein, denn immerhin 180 km/h sind möglich, doch je näher man der Höchstgeschwindigkeit kommt, desto ferner rückt auch das Ziel angesichts einer sich stark verringernden Reichweite. Auf unserer Tour über kurvige Landstraßen der Toskana sind wir mit einem zu 96 Prozent gefüllten Akku und 437 Kilometer prognostizierter Reichweite gestartet. Nach 130 Kilometer waren es noch 58 Prozent und 206 Kilometer Restreichweite. Trotz seines Gewichts macht es durchaus Spaß, bei aktiviertem Sportmodus Kurven mit Schwung zu nehmen. Dank Sportfahrwerk und feinfühliger Unterstützung der Regelelektronik bleibt der Wagen sicher auf Kurs. Kommen bei schnellen Richtungswechseln allerdings noch Bodenwellen ins Spiel, erreichen die Aufbaubewegungen der Karosserie ein Niveau, das dem RS-Label nicht mehr wirklich würdig erscheint.
Skoda Enyaq Coupe RS iV (2022)
BildergalerieNeben der RS-Version wird das Enyaq Coupé im Laufe des Jahres noch in drei weiteren Motor-Batterie-Konstellationen erhältlich sein. 60 heißt die Einstiegsversion mit 132 kW / 179 PS starkem Heckantrieb und kleiner Batterie für 416 Kilometer Reichweite. Ebenfalls einen Heckantrieb mit 150 kW / 204 PS bietet die reichweitenstarke Variante 80, die bis zu 544 Kilometer weit kommen soll. Alternativ zum 4WD-RS gibt es außerdem die Allradversion 80x mit 195 kW / 265 PS sowie 520 Kilometer Reichweite. Wie eingangs angedeutet, sind die Reichweitenwerte beim Coupé höher als beim normalen Enyaq, was einer windschlüpfigeren Karosserie geschuldet ist, die etwa im Fall des 80 immerhin 15 Freikilometer pro Akkuladung beschert.
Das Enyaq Coupé fährt nicht nur weiter, es lädt auch schneller. Parallel zum RS-Coupé führt Skoda das Software-Update ME3 für die Enyaq-Familie ein, bei dem unter anderem das Thermomanagement der Batterie eine höhere Ladeleistung und damit kürzere Ladezeiten bei den Versionen mit 82-kWh-Batterie erlaubt. Statt 125 sind nun bis zu 135 kW möglich, wodurch sich das Aufladen von fünf auf 80 Prozent von 34 auf 29 Minuten und im Fall des RS von 38 auf 36 Minuten verkürzen kann.
Die RS-Version des Enyaq Coupé startet preislich bei 57.700 Euro. Für die anderen Varianten werden noch keine Kurse genannt. Ausstattungsbereinigt soll das Coupé rund 1.500 Euro teurer werden, angesichts der Mehrausstattung, die unter anderem das Glasdach umfasst, wird der Mehrpreis allerdings höher sein. Zum Vergleich: Der normale Enyaq kostet als 60 knapp unter 40.000 Euro.