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E-Auto-Marken aus China: Auf dem Vormarsch in die Flotten

10.02.2023 07:00 Uhr | Lesezeit: 3 min
Aiways setzt beim Service auf das Netzwerk von ATU, der Vertrieb läuft unter anderem über die Handelskette Euronics
© Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

E-Auto-Marken aus China wollen mit Partnerschaften und eigenen Konzepten in den deutschen Fuhrparks landen.

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Die globale Transformation von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu elektrobetriebenen Fahrzeugen hat einerseits in den letzten Jahren zu einer Vielzahl neuer Marken geführt, andererseits einige chinesische Unternehmen veranlasst, ihre schon vorhandenen und lokal im großen heimischen Markt erfolgreichen Marken zu internationalisieren. Der Anspruch, Weltmarktführer bei Elektromobilität zu werden, ist in allen PR-Statements zu spüren. Dabei erfordert der Aufbau einer neuen globalen Marke Vision, Zeit und Geld und Beharrlichkeit bei der Umsetzung.

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Es gibt auch eine Reihe neuer Marken aus den USA (etwa Tesla, Rivian, Lucid, Faraday Future, Fisker), Südkorea (Genesis), Vietnam (VinFast) sowie Europa (Sono, Togg, Aehra), aber am aggressivsten scheinen die chinesischen Hersteller mit vollelektrischen Fahrzeugen zu sein.


BYD Han EV (2022)

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Neue chinesische Marken

Der chinesische Markt ist nicht nur der größte Absatzmarkt für Automobile insgesamt, sondern auch für vollelektrische Fahrzeuge (BEV, Battery Electrical Vehicle). Allein im Jahr 2022 gab es hier eine gewaltige BEV-Steigerung. Per November wurden 3,85 Millionen Stromer neu zugelassen, das sind 77 Prozent mehr als im Vorjahr und 22 Prozent der gesamten Pkw-Neuzulassungen in China

Alle Hersteller der Welt tummeln sich in China, und viele chinesische, in Europa so gut wie unbekannte Marken haben bereits eine relativ große Erfahrung mit vollelektrischen Fahrzeugen, wie die Marktanteile in China zeigen. Die größten Automobilhersteller in China sind zunächst einmal die „Big Four“, die staatlichen Hersteller SAIC Motor, Dongfeng, FAW und Changan, die zusammen etwa 15 Millionen Pkw herstellen. Weitere staatliche Hersteller sind GAC und BAIC. Die Größe der staatlichen Hersteller resultiert im Wesentlichen aus dem Joint-Venture-Zwang westlicher Hersteller, die nur mittels eines Joint-Ventures den Zugang zum sich öffnenden chinesischen Automobilmarkt erreichen konnten. Diese staatlichen Hersteller haben bis heute keine eigene Wettbewerbsstärke aufbauen können. Mit Ausnahme von MG ist (bisher) keine dieser Marken im Weltmarkt tätig

Seit 2008 wurden von SAIC produzierte Fahrzeuge unter den Marken MG und Roewe vor allem in China verkauft, seit ein paar Jahren auch in Europa und in der ganzen Welt. 2021 wurden allein in China 456.000 neue Fahrzeuge zugelassen, weltweit 800.000 Fahrzeuge (etwa 45 Prozent MG, 55 Prozent Roewe). Die Verkaufsoffensive in Europa und Deutschland ist mit voller Kraft unterwegs. MG verfügt in Deutschland über mehr als 120 Vertriebspunkte, insgesamt sind 400 Brandstores in Europa geplant. 2022 wurden in Deutschland 15.684 MG-Neuwagen zugelassen, doppelt so viele wie Honda und genauso viel wie Land Rover und Jaguar zusammen. MG ist damit die meist verkaufte chinesische Marke in Deutschland.


Ora Funky Cat Sitzprobe (2022)

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BYD, FAW und Great Wall kommen

FAW ist bisher international nicht aktiv. Interessanterweise hat FAW 2022 angekündigt, mit der Marke Hongqi, die bisher nur für unförmige Staatskarossen in China bekannt ist, in Europa Fuß fassen zu wollen, und zwar mit einem Luxus-SUV à la Rolls-Royce zu einem Preis von 60.000 Euro. Konkurrent BYD Auto ist mit 1,86 Millionen in China (2022) verkauften elektrifizierten Fahrzeugen der weltweit größte Hersteller von Phev und BEV. Davon sind 911.000 Fahrzeuge vollelektrisch, das sind mehr als 20 Prozent aller in China verkauften BEV. BYD hat in Europa bereits elektrifizierte Busse und Taxis ausgeliefert und 2021 in Norwegen seine Pkw-Offensive gestartet. Mit seiner Stärke im Hightech-Bereich und dem geplanten Händlernetz mit sieben führenden Händlergruppen in Deutschland ist BYD ein ernst zu nehmender Wettbewerber.

Great Wall Motor (GWM) wurde 1984 gegründet und war Chinas erster privater Automobilhersteller. Mit 1,28 Millionen verkauften Fahrzeugen ist GWM einer der größeren chinesischen Hersteller. 70 Prozent des Absatzes sind SUV unter der Marke Haval, während unter der Marke Great Wall vor allem Pick-ups verkauft werden. Aktuell startet Great Wall eine weltweite Offensive mit den Marken Ora und Wey.


Nio Power-Swap-Station in Zusmarshausen

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Die Geely-Welt

Die Marke Geely Auto ist im Jahr 2021 mit 5,1 Prozent Marktanteil und 1,1 Millionen verkauften Fahrzeugen zum fünften Mal in Folge die meistverkaufte chinesische Marke in China. Geely Auto ist Teil der Geely Automobile Holding Ltd., zu der Lynk & Co., Geometry und Zeekr gehören. Die Geely Automobile Holding Ltd. wiederum ist Teil der Zhejiang Geely Holding Group (ZGH), zu der Volvo Cars (inkl. Polestar), Proton, London Electric Vehicle Company (LEVC), die Joint Ventures Smart (zusammen mit Mercedes-Benz) und Lotus (zusammen mit Etika) sowie einige Nutzfahrzeugmarken gehören. Dieses gesamte Markengebilde hat im Jahr 2021 etwas mehr als 2,2 Millionen Fahrzeuge verkauft. In Europa am weitesten vorangekommen ist neben Volvo die Marke Polestar. Geely möchte Polestar unter der Obhut von Volvo als Elektromarke weltweit etablieren, als „Electric Performance Car Brand“. 2022 hat Polestar in Deutschland 7.008 Neuwagen zugelassen, Lynk & Co. auch bereits 6.626 Einheiten. Zusammen mit den 36.600 Neuwagen von Volvo sind das beachtliche rund 50.000 Neuzulassungen für die Geely-Gruppe.


Aiways U6

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Aiways, XPeng, Nio

Aufseiten der chinesischen Hersteller sind zusätzlich eine Reihe neuer Start-ups aktiv, die international tätig werden wollen. Dies sind vor allem Nio, Aiways, XPeng und Li Auto. Nio wurde 2014 gegründet, hat in München ein Design- und Markenentwicklungszentrum aufgebaut und zeichnet sich durch die Besonderheit aus, dass die Batterien der Fahrzeuge austauschbar sind. Der Mitbewerber Aiways wurde 2017 als Start-up gegründet und kooperiert mit dem chinesischen Batteriehersteller CATL, dem weltweit größten Lithium-Ionen-Batteriehersteller für Elektroautos. Vertrieblich sind die Fahrzeuge online zu ordern, aber man hat erkannt, dass das nicht reicht. Der Verkauf erfolgt in Deutschland auch über die Elektro-Handelskette Euronics, für den Service kooperiert man mit der Werkstattkette ATU. In Deutschland ist man seit 2020 aktiv.

XPeng wurde 2014 gegründet und offeriert SUV und Limousinen mit zahlreichen elektronischen Features. Der Verkauf wurde im Jahr 2022 in Norwegen, Dänemark, Schweden und den Niederlanden begonnen; Stores in Stockholm und Amsterdam wurden eröffnet. Li Auto wurde 2015 von Li Xiang gegründet, konzentriert sich auf Hybrid-SUV und will erst einmal im chinesischen Markt richtig Fuß fassen. Eine Markteinführung in Deutschland ist noch nicht absehbar.

Üblicherweise beginnt die Offensive fernöstlicher Marken auf dem Weltmarkt mit dem Eintritt in den US-Markt, wie es etwa Lexus vorgemacht hat. Der US-Markt ist homogen, hat nur eine Sprache, landesweite Medien; allerdings liegt der Anteil von BEV aktuell nur bei etwa sechs Prozent des Marktes. Daher starten die neuen chinesischen Marken parallel in den USA und in Europa. Von diesen scheinen Polestar, MG, BYD und Nio die wohl besten Voraussetzungen für einen Markterfolg auch in Europa zu haben.

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