Bei E-Bikes, auch Pedelecs genannt, also Fahrrädern mit elektrischer Unterstützung, wurde im vergangenen Jahr etwa jedes zweite Exemplar geleast. In den meisten Fällen handelt es sich um Dienstrad-Leasing. Das Modell klingt einfach: Das Leasingunternehmen kauft das Rad beim Händler, der Arbeitgeber least das Rad vom Leasingunternehmen und überlässt es dem Arbeitnehmer. Die Höhe der monatlichen Raten, die der Arbeitnehmer dann dafür bezahlt, hängt aber nicht nur vom Neupreis des Fahrrads ab.
Das Dienstrad-Leasing funktioniert so ähnlich, wie man es vom Auto her kennt: Einen (kleinen) Teil des Gehalts wandelt der Arbeitgeber in das Fahrrad um. Da die Leasingrate hier vom Bruttogehalt abgezogen wird, sinkt dadurch die tatsächliche Nettobelastung. Zudem ist ein Fahrrad für die private Nutzung seit dem 1. Januar 2020 steuerlich mit nur noch 0,25 Prozent des Neupreises anzusetzen. Gerade bei E-Bikes, deren Neupreise schnell die 5.000-Euro-Marke durchbrechen können, erleichtert eine Lösung mit monatlichen Leasingraten die Investition oder anders formuliert: Die Ausgaben "schmerzen" monatlich weniger, als wenn der Preis auf ein Mal gezahlt werden muss.
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Also alles gut? Man könnte meinen, es gäbe nur Gewinner bei diesem Geschäft: Hier die zufriedenen Arbeitnehmer und dort die am Wohlbefinden ihrer Belegschaft interessierten Arbeitgeber. Doch die Antwort lautet in diesem Fall eher: jein!
Denn der Fahrradhandel ist seit dem Startschuss des Dienstrad-Leasings vor etwas mehr als zehn Jahren in eine Art Abhängigkeitsverhältnis gegenüber den großen Leasingunternehmen gerutscht und muss teilweise stattliche Provisionen gewähren, ohne dass die von ihm beratenen Fahrradnutzer davon etwas mitbekommen. Von diesem branchenspezifischen Detail einmal abgesehen führt das Dienstrad-Leasing allerdings tatsächlich zu einer klassischen Win-win-Situation - und zwar für alle beteiligten Akteure.
Wie alles begann
Als Pionier des Dienstrads gilt die Firma Jobrad mit Sitz in Freiburg. Ihr Gründer Ulrich Prediger wünschte sich von seinem früheren Arbeitgeber ein Dienstfahrrad statt des ihm zur Verfügung gestellten Dienstwagens - doch er bekam eine Absage. Aus diesem persönlichen Erlebnis reifte die Idee, das bewährte Dienstwagen-Prinzip auf Fahrräder zu übertragen. Zu diesem Zweck gründete Prediger im Jahr 2008 die LeaseRad GmbH, die 2019 zur heutigen JobRad GmbH wurde.
Bikeleasing-Service | Company Bike | Deutsche Dienstrad | Eurorad | Jobrad | |
Leasinglaufzeit | 36 Monate | 36 Monate | 36 Monate | 36 Monate | 36 Monate |
Preisspanne | 649-15.000 Euro | k. A. | 749-15.000 Euro | 0-12.900 Euro | 749-11.900 Euro |
Bei Leasingende | Rückgabe, evtl. Kauf (10-18 % des UVP) | Rücknahme, evtl. Kauf | Rücknahme, evtl. Kauf | Rücknahme, Folgeleasing möglich, evtl. Kauf (15-16 % des UVP) | Rücknahme, evtl. Kauf (18 % des UVP) |
Versicherung | Vollkasko verpflichtend, monatl. 5,90 Euro | Rundumschutz | Dienstrad-Protect, in Leasingprämie inkludiert | Basis-Schutz, monatl. 4,72 Euro | monatl. 4,20 Euro (netto), in der Leasingprämie inkludiert |
Inspektion | monatlich 4 Euro | - | Basis, monatlich 5 Euro (netto) | UVV-Prüfung nach dem 1. und dem 2. Jahr | optional monatlich 5 Euro (netto) |
Verschleißteile | optional, monatlich 5,90 Euro | - | Premium, monatl. 10 Euro (netto) | Premium-Schutz, monatl. 14,82 Euro | Full-Service, monatl. 10 Euro (netto) |
Quelle: Eigene Recherche und ADFC-Initiative "Fahrradfreundlicher Arbeitgeber"
Der lange Weg durchs Behörden-dickicht wurde schließlich 2012 mit dem sogenannten "Dienstrad-Erlass" der Finanzministerien der Länder belohnt: Dienstfahrräder sind seither Dienstwagen mehr oder weniger gleichgestellt. In den Folgejahren entstanden immer mehr Leasinggesellschaften; zu den bekannteren Namen zählen neben Marktführer Jobrad beispielsweise Bikeleasing-Service, Company Bike, Deutsche Dienstrad, Eurorad, Lease a Bike und Kazenmaier.
Große Wissenslücke
Trotz des anhaltenden Booms wissen noch längst nicht alle Menschen von den sich ihnen bietenden Chancen auf ein nagelneues "Muskel"-Fahrrad oder E-Bike. Sowohl aufseiten der Arbeitgeber als auch bei den Arbeitnehmern gibt es offensichtlich einen großen Informationsbedarf. Bei einer von der Unternehmensberatung Deloitte durchgeführten Befragung tat sich zudem eine interessante Lücke auf: Zwar finden 60 Prozent der befragten Arbeitnehmer das Konzept des Dienstrad-Leasings attraktiv, allerdings geben nur 21 Prozent an, über die Möglichkeiten eines solchen Angebots innerhalb ihres Unternehmens Bescheid zu wissen.
Die Vielzahl der sich tummelnden Leasing-Anbieter macht es nicht einfach, sich einen Überblick zu verschaffen. Doch letztlich unterscheiden sich die Leasing-Angebote nur im Detail: bei Mindestpreisen oder Obergrenzen für das Fahrrad oder beim Umfang der Versicherungs- und Service-Pakete.
Auch was für Freiberufler
Auf den Websites fast aller Anbieter finden sich Online-Rechner, mit denen sich die voraussichtliche Leasingrate und die monatlichen Zusatzkosten für Versicherung und Inspektionsservice kalkulieren lassen. Allerdings ist es am Monatsende auf der Gehaltsrechnung nicht immer eindeutig auf den Euro auszumachen, wie viel netto für das geleaste Rad bezahlt wird - vor allem dann, wenn das Gehalt schwankend ist und ein Vergleich zum letzten Monat ohne Leasing-Rad nicht vergleichbar ist.
Auch für Selbständige und Freiberufler können die Angebote attraktiv sein - vor allem dank der Möglichkeit, das geleaste Produkt nach dem Ende der Laufzeit für einen überschaubaren Betrag zu übernehmen (siehe die Tabelle oben).
- Ausgabe 1-2/2024 Seite 066 (2.0 MB, PDF)