Rund 5.400 Fahrzeuge befinden sich im Fuhrpark der Polizei Baden-Württemberg. Diese rekrutieren sich mehrheitlich aus Pkw und Transportern. Motorräder machen jedoch mit 120 Einheiten nur einen geringen Teil der Flotte aus. Ihre Zahl ist in den vergangenen zwei Jahren dennoch konstant geblieben. "Gleichwohl sind Krafträder eine bewährte Komponente in der Fuhrparkausstattung und zur Erfüllung bestimmter polizeilicher Aufgaben als Einsatzmittel im täglichen Dienst unverzichtbar", erläutert Polizeidirektor Patrick Eberle. Der Referatsleiter 41 - Polizeifuhrpark fügt hinzu: "Sie bieten durch ihre vergleichsweise wendigen Fahreigenschaften und zügige Beschleunigung eine verbesserte Mobilität, beispielsweise bei der hohen Verkehrsdichte im urbanen Raum."
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BildergalerieDie Nutzer finden sich größtenteils in den Verkehrspolizei-Inspektionen der regionalen Polizeipräsidien. Sie greifen auf die Maschinen für verschiedene Aufgaben zurück. Schwerpunkte sind die Bewältigung von Einsatzlagen, etwa im Rahmen des Verkehrsmanagements und der Verkehrslenkung bei diversen Veranstaltungen inklusive Verkehrsaufklärung, Eskortendienste bei Staatsbesuchen mit drei, fünf, sieben oder 15 Krafträdern, die Durchführung von allgemeinen Verkehrsüberwachungs-Maßnahmen im fließenden Verkehr sowie spezialisierte Kontrollen, unter anderem des gewerblichen Güter- und Personenverkehrs, und natürlich bei Motorradkontrollen.
Gekaufte BMW-Maschinen für die Polizei
Die Zweirad-Flotte besteht aus einem klaren Line-up. Zumindest bisher. 118 der 120 uniformierten Einheiten stellt der Hersteller BMW. Dabei handelt es sich vorwiegend um die beiden Boxer-Modelle R 1200 RT und R 1250 RT. Darüber hinaus gibt es laut Eberle zu Ausbildungszwecken das Modell F 750 GS. Für die Beschaffung zeichnet das Präsidium Technik, Logistik, Service der Polizei verantwortlich, das den Zuschlag über eine öffentliche Ausschreibung erteilt und die Bikes kauft.
Der Referatsleiter ergänzt: "Im Rahmen der Beschaffung wird eine Service-Betreuung durch Vertragswerkstätten, durch vom Hersteller autorisierte Servicebetriebe oder durch polizeieigene Werkstätten gefordert. Diese Möglichkeiten werden im Betrieb entsprechend genutzt."
Die Staatsdiener absolvieren mit den Motorrädern ganzjährig recht ordentliche Strecken - mit entsprechend hohen Laufleistungen, wenn die Temperaturen steigen und die Hauptsaison läuft. Die durchschnitt-liche Laufleistung beläuft sich auf circa 600 Kilometer pro Monat.
Die Beanspruchung beeinflusst wiederum die Haltedauer. Die Behörde macht keine konkreten Angaben, wie lange diese in der Regel oder durchschnittlich ist. Von dort heißt es lediglich: "Die Kräder werden nach Wirtschaftlichkeits-Kriterien ausgesondert beziehungsweise nachersetzt. Der entsprechende Zustand wird individuell durch Kfz-Sachverständige festgestellt." Ist die Entscheidung für den Wiederverkauf gefallen, geschieht das ausschließlich über die Zollauktion. So haben sich verlässliche Prozesse etabliert.
Elektro-Motorräder im Langzeittest
Die eingespielten Verfahrensweisen bedeuten jedoch nicht, dass die Polizei Baden-Württemberg neue Wege scheut. Schon vor einigen Jahren hat man dort den Markt für E-Motorräder ausgelotet. Das Ergebnis: die Aufnahme der beiden Stromer DS ZF 12.5 und SR/S 14.4 von Zero Motorcycles, um diese von Juni 2020 respektive Juni 2021 bis Ende vergangenen Jahres in einem Pilotprojekt zu erproben. "Die E-Motorräder waren landesweit bei mehreren Verkehrspolizei-Dienststellen zum Test im realen Polizeidienst eingesetzt. Teilweise wurden sie parallel mit einem Motorrad mit Verbrennungsmotor gefahren, um direkte Unterschiede zu ermitteln", sagt Eberle.
Ziel des Langzeittests: möglichst breit gefächerte Erfahrungen und Daten bei unterschiedlicher Topografie, in städtischen und ländlichen Bereichen, bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen und unterschiedlichen Einsatzanforderungen zu sammeln. Folglich mussten die zwei Gefährte der US-amerikanischen Marke hierbei dieselben Anforderungen wie die Zweiräder mit Verbrennungsmotor erfüllen.
Elektro-Motorräder bei der Polizei: Pro und Kontra
Derzeit läuft die Auswertung, wie sich die E-Modelle in der Praxis auf Dauer geschlagen haben. In einer Erstanalyse wird deren Einsatz als grundsätzlich positiv beurteilt. Sie überzeugen analog den zweirädrigen Verbrennern im urbanen Bereich aufgrund der Fahrzeugabmessungen durch ihre Wendigkeit und schnelleres Vorankommen, beispielsweise in Staus. Zudem spricht Eberle von einer positiven Öffentlichkeitswirkung, die durch den Einsatz der Elektro-Kräder bei anderen Verkehrsteilnehmenden erreicht werden konnte.
Dagegen werden bei lange andauernden Einsatzlagen oder langen Fahrtstrecken die relativ geringe Reichweite und die lange Ladedauer als herausfordernd gewertet. Wie sich diese Faktoren auf das Gesamturteil auswirken, bleibt gegenwärtig offen. Eberle weist darauf hin, dass ein abschließendes Testergebnis noch nicht vorliege. Zahlen oder Fakten beispielsweise zu Reichweiten unter anspruchsvollen Einsatzbedingungen, Ladedauer und Leistungsanforderungen kann er momentan nicht nennen. Ganz allgemein heißt es: "Grundsätzlich werden die technischen Anforderungen am festgelegten Status quo bemessen. Gegebenenfalls erforderliche Veränderungen bedürfen einer konzeptionellen Betrachtung."