Die Ära des von Rudolf Diesel erfundenen Selbstzünders, die in der Realität 1897 startete, neigt sich knapp 130 Jahre später dem Ende entgegen. Dabei flammten die ersten nagelnden Vier- und Sechszylinder in Nobelkarossen erst in den 1990ern auf und entzückten Vielfahrer ob des niedrigen Verbrauchs und der zusehends besseren Leistungsausbeute. Die Motoren wurden immer effizienter und leiser bis letztendlich Volkswagen den Stecker zog, den sauber waren viele nicht. Der Konzern läutete mit dem Diesel-Skandal die Glocke zur letzten Runde ein, auf der anno 2024 die Ziellinie in Sicht ist. Heute sind Dieselmotoren angeblich so sauber, dass die angesaugte Luft schmutziger ist als die ausgestoßene und dennoch will kaum mehr einer Selbstzünder fahren. Kundschaft gibt es aber nach wie vor – vor allem im Fuhrpark und bei den Vielfahrern. Die jedoch bekommen nun oft keinen passenden Antrieb mehr. Ein kleines Dilemma.
Mazda CX-60 D254 AWD
BildergalerieMazda CX-60 mit neuem Sechszylinder-Diesel
Mit dem Mazda CX-60 E-Skyactiv D 254 AWD, wie der Wagen in Gänze heißt, bringen nun die Japaner einen komplett neu entwickelten Sechszylinder-Diesel ins Mittelklasse-SUV-Segment, verabschieden sich zeitglich aber beim Mazda3 und Mazda6 sowie den Mazda CX-30 vom D in der Typenbezeichnung. Mazda-Selbstzünder gibt es nunmehr noch im CX-5 (Vierzylinder) und den neuen im CX-60.
Bleiben wir beim Motor: Nach dem Drücken des Startknopfes fällt dieser schnell in ein sonores „Schiffsdiesel-Stakkato“. Das klingt beruhigend und vertrauenerweckend. Man hört praktisch tief unten, dass Kraft vorhanden ist. Dabei ist die Leistungsausbeute von 204 PS beim schwächeren Modell mit Heckantrieb und selbst beim „Top-Diesel“ mit Allradantrieb und 254 PS eher zurückhaltend. BMW holt aus deren Dreiliter-Motoren 352 PS, Mercedes gar 367 PS. Von all dem Wettrüsten will Mazda beim 3,3-Liter-Aggregat nichts wissen. Der Japan-Diesel ist beim Beschleunigen angenehm knurrig und macht weder einen Hehl aus seinem Verbrennungsverfahren noch aus der Zylinderzahl. Das kann gefallen, ist in jedem Fall aber nicht störend. Dass es sich um einen Reihensechszylinder handelt, verkündet von außen die lange Motorhaube. Dabei ist diese eigentlich eher stilprägend fürs Mazda-Design.
Ganz ohne Strom kommt dieser Diesel jedoch nicht aus. Das merkt man schon kurz nach dem Losfahren, wenn der Motor im Stadtverkehr sich hin und wieder abschaltet und der Wagen dank rekuperierter Energie ein paar Meter elektrisch rollt. Das 48-Volt-System soll helfen, ein paar zehntel Liter Kraftstoff zu sparen. Im Stadtverkehr kann das „Segeln“ jedoch auch nerven. Denn das Anspringen des Verbrenners ist jedes Mal nicht nur hör- sondern auch spürbar.
Aber in der City ist der CX-60 sowieso deplatziert. Auf der Langstrecke spielt das SUV seine Trümpfe aus und fühlt sich im Tempobereich bis 180 km/h sehr wohl – auch windgeräuschtechnisch. Wer mehr will, kann das. 220 km/h sind machbar. Dann verabschiedet man sich logischerweise vom Normverbrauch, der mit 5,5 Litern sehr niedrig ist. Im Alltag und mit Ausnutzen der 550 Newtonmeter Kraft, sind wir bei etwas mehr als sieben Litern gelandet, was angesichts der zwei Tonnen Gewicht und der Fahrzeuggröße noch immer ein guter Wert ist. Mercedes schafft mit seinem GLC 300 einen ähnlichen WLTP-Wert. Der Wagen hat jedoch einen schmächtigen Zweiliter-Vierzylinder mit 269 PS unter der Haube.
Mazda CX-60: Irgendwie auch eine Art Premium
Den Vergleich zu Mercedes und BMW strebt Mazda immer mal wieder an – subtil zumindest. Nicht nur wegen des neuen Triebwerks als vielmehr wegen der Materialien im Innenraum. Seit einigen Jahren bereits legt Mazda besonderen Wert auf die Haptik im Interieur und das Design. Beides soll beruhigend auf die Insassen wirken und nicht ablenkend oder störend. Aus unserer Sicht gelingt das gut. Der vergleichsweise kleine Monitor auf dem Armaturenbrett, die klar gezeichneten Digitalinstrumente und die vorhandenen Bedienelemente ergeben eine Symbiose, die als ablenkungsfrei gelten darf. Lediglich beim Betippen des Touchscreens, der redundant zum dem Dreh-Drück-Knauf auf der Mittelkonsole bedient werden kann, kommt es vor, dass man den darunter angebrachten Schalter der Warnblinkanlage trifft. Bodenunebenheiten bewirken eben doch Bewegung im Fahrzeug und im Arm des Fahrers.
Im Menü lassen sich viele Anpassungen einfach durchführen. Dass die Sprachbedienung (wie bei vielen anderen Fahrzeugen) nicht dem gewünschten Stand der Technik entspricht, ist hier leichter zu verkraften. Kleinigkeiten wie die Drückfunktion im Blinkerhebel zum Ein- und Ausschalten des Matrixlichtes machen das Autofahren einfacher. Auch gut: Die Schilderkennung blendet bereits rund 100 Meter vor dem anstehenden Limit dieses ein, sodass man früher vom Gas gehen kann, falls das Schild noch nicht entdeckt wurde.
Takumi heißt die Top-Ausstattung im Mazda CX-60
Die gefahrene Ausstattungslinie Takumi markiert das obere Ende der für den CX-60 D 254 erhältlichen Linien. Für 60.000 Euro (brutto) fehlt es an fast nichts mehr. Etwas spartanisch ist allerdings das Angebot der Innenausstattung. Helles Nappaleder. Wer lieber auf schwarzem Leder (kein weiches Nappa) sitzt, muss die Ausstattung Homura wählen (1.500 Euro günstiger) oder die Exclusive-Line für 54.550 plus 2.900 Euro für die bereits erwähnte, nicht ganz so hochwertig erscheinende schwarz eingefärbte Tierhaut. Auch beim Topmodell kommen eventuell 2.550 Euro (brutto) fürs induktive Handyladen hinzu, das Mazda im Paket mit Bose-Soundsystem, elektrisch betätigter Heckklappe sowie dunklen Scheiben und weiteren Details verknüpft. Das gibt es auch beim Exclusive-Line für denselben Aufpreis. Am Fahrwerk-Set-up ändert sich nichts. Das muss sich Kritik gefallen lassen, wirkt es – vor allem mit 20-Zoll-Rädern (bei Exclusive 18 Zoll) – etwas holprig.
Komfort ist ansonsten einer der Pluspunkte des Mazda CX-60. Details wie die direkt im Scheibenwischer integrierten Spritzwasserdüsen stellen sicher, dass man beim Betätigen der Wischanlage keinen Blindflug hat, bis die Wischer endlich am Wasser auf der Scheibe angekommen sind und man sich bequem in idealer Sitzposition in den elektrisch verstellbaren Vordersitzen Durchblick wünscht. Das Platzangebot entspricht in etwa den Erwartungen an ein 4,75-Meter-SUV, die Übersichtlichkeit ist besser als bei vielen Wettbewerbern, die lange Motorhaube jedoch gewöhnungsbedürftig. Ins Heck des Mazda CX-60 passen 570 Liter oder ein paar Koffer, damit liegt man am unteren Ende der Klasse.