Auf 500 folgt 600 – oder italienisch: Nach Cinquecento kommt Seicento. Die Autobauer aus Turin bringen nach dem Fiat 500e nun mit dem Fiat 600e ihr zweites vollelektrisches Modell an den Start. "The Italian Upgrade" nennen die Italiener den 54 Zentimeter längeren Crossover. Der soll als „Meister der urbanen Mobilität“ (Fiat) mit „noch mehr dolce vita bei kompakter Größe“ das B-Segment erobern.
Und wie groß – oder kompakt – ist der 5-Türer und 5-Sitzer wirklich? Nun ja – vorne sitzt es sich als Erwachsener recht bequem und luftig – solange die hintere Reihe nicht mit Insassen besetzt ist. Dann heißt es für die Hinterbänkler: Knie (und gegebenenfalls auch Kopf) einziehen. Aber nichtsdestotrotz: Das Fahrzeug ist als urbaner und wendiger City-Mover konstruiert und nicht als Langstreckenfahrzeug mit Lademeister-Qualitäten – das Platzangebot geht also völlig in Ordnung.
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Der Kofferraum dagegen bietet für ein Auto dieses Segmentes (Länge 4,17 Meter bei einer Breite von 1,78 Meter und einer Höhe von 1,52 Meter) sehr ordentliche 360 Liter Volumen, dürfte allerding gerne mehr als zwei Plastikhaken bieten, um daran ein Gepäcknetz zu befestigen. Praktisch: Die Rücksitzbank kann asymmetrisch im Verhältnis 60:40 umgeklappt werden, dann ist der Gepäckraum immerhin 1.231 Liter groß; groß genug, um einige (kleine) Koffer und Taschen unterzubringen.
Völlig in Ordnung geht auch die Verarbeitung des elektrischen Turiners. Zwar verbauen die Italiener viel Plastik – das fällt aber weder optisch noch haptisch negativ auf. Der Mitteltunnel wird mit einer faltbaren Abdeckung vor neugierigen Blicken geschützt, praktisch sind die flexiblen Getränkehalter. Serienmäßig gibt es einen gut ablesbaren 10,25 Zoll großen Bildschirm. Auch die 7-Zoll-TFT-Instrumentenanzeige hinter dem Lenkrad bietet klar gegliederte und wenige Rätsel aufgebende Informationen.
Zwei Ausstattungsvarianten stehen zur Verfügung (Einzeloptionen gibt es überhaupt nicht): die Basisversion „Red“ und die höhere Ausstattung „La Prima“. Zur Serienausstattung des Fiat 600e gehören beispielsweise elektrische Fensterheber und elektrische verstellbare Außenspiegel, Ambiente-Beleuchtung, ein 10,25 Zoll großes Display, ein Audiosystem, Klimaautomatik und diverse Assistenten für die Sicherheit auf der Straße. Die höhere Ausstattung wartet mit 18-Zöllern (statt 16) auf, bietet teilautomatisiertes Fahren, noch mehr Sicherheitshelfer, einen höhenverstellbaren Kofferraumboden sowie kabelloses Laden fürs Smartphone, um nur einige Features zu nennen.
Recht unprätentiös und unaufgeregt präsentiert sich der nicht ganz so kleine Italiener bei einer ersten Testfahrt: Der Fronttriebler mit 18-Zöllern liegt ruhig in der Kurve, das Fahrwerk ist weder zu soft noch zu straff abgestimmt. Auch Leistung und Beschleunigung sind für ein Fahrzeug dieser Abmessungen durchaus passend: Der Permanentmagnet-Elektromotor leistet umgerechnet 156 PS und 260 Newtonmeter. Damit beschleunigt der Fiat 600e von 0 auf 100 km/h in 9,0 Sekunden – das ist völlig ausreichend. Und wer sich damit zufriedengibt, wird auch an der Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h nichts auszusetzen haben. Der Fahrer kann bei seinen Touren zwischen den Fahrmodi Eco, Normal und Sport wählen – wobei Normal- und Sportmodus am besten gefielen.
Bezüglich des Stromkonsums verhält sich der Fiat unauffällig – etwa 15 kWh/100 km Strombedarf wies der Bordcomputer nach einer einstündigen Testrunde aus, während dieser allerdings nur ein kleines Stück jenseits der 100 km/h gefahren wurde. Zudem war es an diesem Oktobertag nicht allzu kühl. Die Lithium-Ionen-Batterie bietet eine Kapazität von 54 kWh – 400 WLTP-Kilometer sollen so drin sein. Die Schnellladung ist nicht schnell – 100 kW sind aber maximal drin. AC-Laden ist mit dem dreiphasigen 11 kW Onboard-Lader möglich.
Für 36.490 Euro (La Prima: 42.490 Euro) dürfen Interessierte die Basisversion ihr Eigen nennen. Nicht wenig Geld für ein Mini-SUV. Wer das Fahrzeug aber nicht besitzen, sondern lediglich nutzen will, kann das Fiat-Leasingangebot nutzen: 299 Euro monatliche Rate, keine Anzahlung bei 40.000 Kilometern über vier Jahre Laufzeit. So lässt sich der Kleine für (einigermaßen) kleines Geld fahren.