Seit Jahren drängen chinesische Hersteller nach Europa und haben schon längst die Schwäche der etablierten Marken ausgemacht: die Elektromobilität. Als die deutschen Hersteller noch von der Optimierung des Verbrenners geschwärmt haben, setzten Nio, Aiways, BYD und Co. bereits voll auf Batterien und erhoffen sich dadurch nun einen Vorsprung. Einer der größten chinesischen Konzerne ist Great Wall Motor (GWM), der nun mit Ora den auch hierzulande gestiegenen Bedarf an Elektrofahrzeugen decken möchte.
Auf den ersten Blick macht die junge Marke vieles richtig. Mit den kompakten Abmessungen und dem leicht rundlichen Design weckt die Ora Funky Cat positive Assoziationen mit Mini, einem Kooperationspartner von GWM. Einzig am Heck wollten es die Chinesen ein wenig zu originell machen und haben sich gegen klassische, seitlich an der Heckklappe angebrachte Rückleuchten entschieden. Aber das ist Geschmackssache.
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Auch im Innenraum geht es positiv weiter, da im 4,24 Meter langen Ora sowohl der Fahrer als auch die Passagiere im Fond viel Beinfreiheit haben. Für viel Entscheidungsfreiheit bei der Bestellung sorgt die Tatsache, dass die Funky Cat wahlweise als "300" mit einer 48-kWh-Batterie (Reichweite: 310 km) oder als "400 Pro" mit einem Akkupaket mit einer Kapazität von 63 kWh zu haben ist (Reichweite: 420 km) - beides sind Bruttowerte.
Ora Funky Cat ist teuer
Nach diesem positiven Start zuckt man spätestens bei einem Blick in die Preisliste ein wenig zusammen. Denn die Funky Cat, die über die neu gegründete Frey Import Services GmbH vertrieben wird, die bereits seit Jahrzehnten Mitsubishi nach Deutschland importieren, kostet netto mindestens 32.770 Euro. Wohlgemerkt wird dieser Betrag für den 300er fällig. Das Modell mit dem größeren Akku kostet mindestens 37.387 Euro. Wenn dies der einzige negative Punkt des Ora geblieben wäre . Doch leider haben rund 900 Alltags-Kilometer mit einer Funky Cat 400 Pro+ mehrere Schwachstellen offenbart. Da wäre zum einen der Antrieb. Die 171 PS reichen vollkommen aus, das gut 1,6-Tonnen-Gefährt zu beschleunigen. Doch der E-Motor sitzt an der Vorderachse und die sofort anliegenden 250 Newtonmeter sorgen spätestens auf feuchter Fahrbahn dafür, dass ASR und ESP ruppig eingreifen.
Das viel größere und deutlich anstrengendere Problem betrifft die Software. Die Bedienung über das etwas kleine Touchdisplay mit sehr kleinen Icons ist alles andere als intuitiv. Wer eine bestimmte Funktion sucht, kann schon mal mehrere Minuten am Straßenrand verbringen und Untermenüs durchforsten. Einige Funktionen, wie das "Nullen" des Verbrauchs ist schlichtweg nicht möglich. Ein Punkt mit ärgerlichen Folgeproblemen entsteht aus der 5-Sterne-Wertung des NCAP-Crashtests. Eine Voraussetzung für diese gute Bewertung ist eine Vielzahl an Assistenzsystemen, die natürlich auch Ora anbietet.
Die Chinesen gehen in puncto Sicherheit sogar noch einen Schritt weiter und wollen mit dem Driver Monitoring System (DMS) den Fahrer vor allzu großer Ablenkung warnen. Schade nur, dass dies über die harsche Stimme der eher mäßig umgesetzten Sprachsteuerung erfolgt. Und dass das System sehr sensibel ist. Wer also gerade die Temperatur der Klimaautomatik anpassen will und dafür den Blick auf das kleine Touchdisplay richtet, riskiert, mit den Worten "Seien Sie nicht geistesabwesend, bitte Konzentration beim Fahren!" zurechtgewiesen zu werden.