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Fahrbericht Polestar 2: Chinesischer Schweden-Stromer

20.07.2020 06:00 Uhr
Mit dem Polestar 2 positioniert die Volvo-Tochter einen Tesla Model 3-Rivalen am Markt.
© Foto: Volvo

Volvos Tochtermarke Polestar bringt mit dem Polestar 2 ihr erstes vollelektrisches Modell auf den Markt. Entworfen in Schweden, gebaut in China, ist die Fließheck-Limousine eine klare Antwort auf den Tesla Model 3.

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Von Michael Specht

Polestar? Dieser Name dürfte bislang nur wenigen Autofahrern ein Begriff sein. Polestar war einst die Tuning-Tochter von Volvo. Nun ist sie die Elektromarke des schwedischen Autobauers – und beginnt sich zu emanzipieren. Auf das seit vorigem Jahr verkaufte, recht exklusive Plug-in-Hybrid-Coupé Polestar 1 folgt jetzt der Wechsel zum ersten vollelektrischen Modell, dem Polestar 2. Für die nächsten Jahren stehen noch ein SUV sowie ein rassiger Grand Tourer auf dem Plan. Bei deren Namen braucht es nicht viel Fantasie: Polestar 3 und Polestar 4.

Mit dem Polestar 2 positionieren sich die Schweden im Segment der Mittelklasse-Limousinen. Hier gibt bislang einzig Tesla mit dem Model 3 den Ton an. Erst nächstes Jahr wird BMW mit dem i4 hinzukommen. Eine günstige Gelegenheit also für Polestar, seinen Stromer erfolgreich zu vermarkten. Die sogenannte "Launch Edition" kostet 48.655 Euro netto.

Kein schlechter Einstand, zumal dafür reichlich Exklusivität und eine üppige Ausstattung geboten werden. Unter der Fließheck-Karosserie (Länge: 4,61 Meter) stecken zwei Elektromotoren mit zusammen 300 kW / 408 PS Leistung. Dass daraus eine tolle Fahrdynamik resultiert, dazu braucht es keinen Nobelpreis in Physik. Der Polestar 2 fährt sich in der Tat exzellent, geschmeidig und leise, so wie es prinzipiell alle Performance-Elektroautos tun. Das Ansprechverhalten ist direkt, es geht, bedingt durch die sofort zur Verfügung stehenden 660 Newtonmeter Drehmoment, unnachgiebig nach vorn. Der Wert 4,7 Sekunden von Null auf 100 km/h drückt leider nicht annähernd aus, wie sehr man in die Polster gedrückt wird.


Polestar 2

Polestar 2 Bildergalerie

Wer den Polestar 2 in solch sportlicher Manier rannimmt, hat zwar eine Menge Fahrspaß, darf sich aber nicht wundern, dass der Akku (78 kWh) deutlich schneller in die Knie geht als einem lieb ist. Nach dem WLTP-Zyklus soll die immerhin 2,1 Tonnen schwere Fließhecklimousine 470 Kilometer schaffen. Für den Stadtverkehr verspricht Polestar sogar 560 Kilometer, weil hier sehr oft abgebremst wird und so die beiden Elektromotoren Strom zurückgewinnen können (Rekuperation).

Das Lademanagement haben die Schweden professionell gelöst. Am Gleichstrom-Schnelllader (CCS) können bis zu 150 kW in die Batterie fließen. Nach 40 Minuten wäre der Energiespeicher damit zu 80 Prozent gefüllt. Am Wechselstrom-Kabel verdaut der On-Board-Lader dreiphasig 11,0 kW, heißt: voll über Nacht.

Das klare und reduzierte äußere Design versucht Polestar auch im Innenraum zu verwirklichen. Hier dominiert der senkrechte, freistehende Bildschirm in Armaturenbrettmitte und erinnert zwangläufig an das Model 3 von Tesla. Optisch störend wirkt da nur die wuchtige und hohe Mittelkonsole. Sie vereitelt dem Polestar 2 eine gewisse Leichtigkeit und engt das Raumgefühl unnötig ein. Hier hätten die Designer, passend zum Elektroantrieb, ruhig progressiver vorgehen können.

Google an Bord

Dafür geht es umso cooler in der digitalen Welt zu. Der Polestar 2 ist weltweit das erste Auto, dessen Infotainment-System auf Google Android basiert und somit eine nahtlose Anbindung an Google-Dienste wie Google Maps und den Google-Assistant bietet. Ein "Hallo Google" reicht, um sprachlich zu kommunizieren. Im Testwagen klappte die Verständigung perfekt, egal um welches Thema es sich handelte, Navigation, Ladesäulen suchen oder Musikwünsche äußern. Stereotypische Formulierungen sind nicht nötig. Man kann reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist.

Als neue Marke möchte Polestar auch im Vertrieb andere Wege gehen. Wer das Modell kaufen möchte, sollte jetzt nicht zum Volvo-Händler rennen oder googeln, wo sich der nächste Polestar-Showroom befindet. Erstens gibt es in Deutschland noch keinen – sieben sogenannte Polestar Spaces sollen bis zum Jahresende eingerichtet werden – und zweitens würde man dort auch keinen Polestar 2 bestellen können. Das geht ausschließlich online. Wer dies heute tut, könnte, so steht es derzeit auf der Website geschrieben, seinen Stromer im Oktober vor der Tür haben. Im kommenden Jahr will Polestar noch eine abgespeckte Version nachreichen. Sie wird statt zwei nur einen Elektromotor sowie eine kleinere Batterie haben. Der Preis soll bei rund 34.400 Euro netto starten.

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