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Fahrbericht neuer Citroën Berlingo: Meister der Stauräume

26.06.2018 11:11 Uhr
Hochdachkombis haben sich längst als günstige Alternative zum Kompakt-Van etabliert.
© Foto: Citroën

Der Citroën Berlingo geht in die dritte Runde und basiert jetzt teilweise auf der EMP2-Plattform von Opel. Seinen praktischen Tugenden bleibt er treu.

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Von Max Friedhoff/SP-X

Wer in einem Auto viel Platz, mit ordentlichem Komfort, praktischen Nutzen und einen vertretbaren Preis vereinbaren will, kommt seit mehr als 20 Jahren kaum an Hochdachkombis wie dem Citroën Berlingo vorbei – er begründete das Segment mit der ersten Generation bereits 1996. Nun geht der kastige Franzose in seinen dritten Lebensabschnitt.

Dabei steht er teilweise auf der EMP2-Plattform von Opel, die auch dem Rüsselsheimer Combo, Peugeot 3008 oder Citroën C5 Aircross zugrunde liegt: Die Vorderachse profitiert von der neuen Basis in Sachen Leichtbau, Handling und Geräuschentwicklung. Dank einer modifizierten Berlingo-2-Hinterachse bekommt man in dem Nutzfahrzeug aber weiterhin eine Europalette zwischen die Radkästen. Das wäre bei einer reinen EMP2-Lösung nicht möglich gewesen.

Mit der neuen Vorderachse verliert der Berlingo seine Grundcharakteristik als ehrlicher Lastenesel nicht. Der Franzose ist nun sogar in zwei Varianten mit 4,40 und 4,75 Meter Länge verfügbar. Wer es drauf anlegt, alle Sitze inklusive des Beifahrerplatzes umlegt und zum Möbelhaus fährt, bekommt nun Gegenstände bis zu einer Länge von rund drei Metern unter. Aber auch im normalen Alltag einer größeren Familie ist der Citroen ein kleiner, großer Held. Die beiden hinteren Schiebetüren sind praktisch und in den Fond passen neben einer halben Kleinfeld-Fußballmannschaft auch alle Schuhe, Stutzen, Trikots und Schienbeinschoner. Hinter den Sitzen ist dann immer noch Platz für den Großeinkauf: 775 Liter fasst der Berlingo in der kleineren "M"-Version, 100 mehr als bisher. Ohne umgeklappte Sitze, versteht sich.


Citroën Berlingo (2019)

Citroën Berlingo (2019) Bildergalerie

Auch beim Design bleibt sich der Berlingo im Großen und Ganzen treu. Die Frontpartie orientiert sich stärker an Citroën Cactus oder C5 Aircross und trägt Haupt- sowie Tagfahrlicht nun getrennt. Zusätzlich gibt es die bekannte, durchgehende Chromspange. An der Seite des Berlingo finden sich außerdem die für die Marke mittlerweile charakteristischen "Airbumps" zur Vermeidung von Parkremplern wieder. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die "Stufe" in der B-Säule, die beim Schulterblick schon mal irritieren kann.

Im dank optionalem Panoramadach lichtdurchfluteten Innenraum hebt sich der Berlingo vor allem durch seine unzähligen Ablagen und Staufächer ab. 28 Fächer gibt es insgesamt, fast 190 Liter sollen sich im Cockpit, zwischen den Sitzen, in den Türen und in den versteckten Mulden unter dem Dach sowie im Fußboden unterbringen lassen. Die sehr bequemen vorderen Plätze vermitteln mit ihrem Hochsitz-Gefühl einen guten Überblick, der Fahrer blickt auf eine analoge Tachoeinheit und ein solides Infotainmentsystem mit optionalem Head-up-Display. Lediglich das Wort "Seitenhalt" scheint nicht im Lastenheft der Entwickler gestanden zu haben.

Bei der Materialanmutung muss der Kunde Abstriche machen

Ein paar Abstriche muss man außerdem bei der Materialauswahl im Innenraum des Berlingo machen. Zwar taucht in der Plastikwüste ab und zu eine Oase mit Softtouch-Oberfläche auf, aber selbst diese waren in unserem Testwagen (mit 800 Kilometern auf dem Tacho) schon verkratzt – vom gewöhnlichen rauen Plastik auf der Mittelkonsole ganz zu schweigen. Die Materialien mögen im Endeffekt besser gegen unachtsame Kinder oder Haustiere bestehen als eine edler anmutende Wahl, optisch sind sie trotzdem ein Fehlgriff.

Genug gemeckert. Was den Berlingo nämlich neben seinem riesigen Platzangebot und den praktischen Features zu einem wirklich guten Alltagsauto macht, steckt unter Blechkleid und Innenraum. Unser Testexemplar lässt sich mit dem 96 kW / 130 PS starken BlueHDi 130-Dieselmotor in Verbindung mit einer neuen Achtgang-Automatik extrem entspannt fahren. Das Aggregat wirkt zu keiner Zeit übermäßig angestrengt und fällt auch geräuschtechnisch nicht unangenehm auf. Drehmoment ist stets ausreichend vorhanden und man kann auch auf der Autobahn souverän mitschwimmen. Die sehr sanft und zurückhaltend agierende Automatik rundet das Bild ab. Lediglich die Frage, ob Berlingo-Fahrer wirklich den Wunsch nach Schaltwippen äußern, bleibt ungeklärt. Man probiert sie einmal aus und übergibt dann doch wieder an die hervorragende Automatik.

Das Fahrwerk des Berlingo kann überzeugen

Lob muss auch für die Abstimmung von Fahrwerk und Lenkung ausgesprochen werden. Letztere ist zwar um die Mittellage etwas schwammig, generell lässt sich der Berlingo aber auch auf schlechten Straßen entspannt pilotieren. Lediglich an das aufgrund des hohen Schwerpunkts etwas stärkere Aufschaukeln muss man sich zunächst gewöhnen. Dafür bietet das hohe Dach aber auch größeren Fahrern eine angenehme Kopffreiheit.

Noch ein paar Worte zur Preisgestaltung des neuen Berlingo: Los geht es für knapp unter 17.000 Euro netto mit Benziner (81 kW / 110 PS) und manuellem Getriebe in der Ausstattung "Start". Hier gibt es zwar immerhin das Sicherheitspaket mit Spurassistent, Verkehrszeichenerkennung und Notbremsassistent, ansonsten ist die Ausstattungsliste aber sehr kurz. Wer von den vielen praktischen Features, die der Berlingo der dritten Generation bietet, profitieren will, muss schon mindestens die Option "Feel" (ab 19.445 Euro netto) oder gleich das Spitzenmodell "Shine" (ab 20.705 Euro netto) ordern. Nur letzteres enthält das praktische "Modutop"-Dach mit Ablage sowie die getrennt zu öffnenden Heckscheibe. Wer die Top-Ausstattung mit dem stärksten Diesel samt Automatik kombiniert, landet bei mindestens 26.000 Euro netto. Ein großer Unterschied zum Basismodell, den die vielen tollen Funktionen aber durchaus rechtfertigen.

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