Von Peter Eck/SP-X
Ab 7. Juli steht nun die modernisierte Mittelklasse der Schwaben beim Händler – und das gleich in allen vier Karosserievarianten, nämlich Limousine, T-Modell (Kombi), Coupé und Cabrio. Üblicherweise spendieren speziell deutsche Hersteller ihren Modellen nach vier Jahren Laufzeit und damit etwa zur Hälfe des geplanten Lebenszyklus eine große Überarbeitung. Mercedes hält sich bei der C-Klasse ziemlich exakt an diesen Zeitplan, kam die aktuelle C-Klasse (Baureihe 205) doch im März 2014 auf den Markt. Das Facelift wird zum Anlass genommen, um die Preise anzuheben, in der Basisversion zum Beispiel um etwa 800 Euro. Günstigste C-Klasse ist der C 200 als Limousine mit dem neuen 1,5-Liter-Benziner (135 kW / 184 PS) zum Preis von 29.440 Euro netto.
Über 6.500 Teile, rund die Hälfte aller überhaupt für eine C-Klasse benötigten Einzelteile, hat Mercedes laut Projektleiter Christian Früh entweder überarbeitet oder gleich ganz neu eingebaut. So viel wie nie zuvor bei einer Pflegemaßnahme der seit 1982, bis 1993 allerdings noch als Mercedes 190 laufenden Modellreihe. Großer Aufwand also, allerdings auch kein Wunder, ist die C-Klasse doch die meistverkaufte Baureihe der Stern-Marke. Über 9,5 Millionen Stück wurden bislang produziert, im vergangenen Jahr gehörte jeder fünfte produzierte Mercedes (415.000 Einheiten) zur C-Klasse-Familie.
Bedien- und Anzeigekonzept aus der S-Klasse
Trotz dieser Bedeutung haben die Schwaben von Eingriffen an der Kern-Karosserie abgesehen. Die zu verändern käme dann doch zu teuer. Die Neuheiten betreffen optisch vor allem Anbauteile außen sowie den Innenraum. Zudem gibt es neue Motoren und aus der S-Klasse wurde das Bedien- und Anzeigekonzept inklusive deren Kamera- und Radarsysteme übernommen. So wird jetzt der sogenannte Aktive Abstands-Assistent (Distronic) vom Navigationssystem unterstützt – das Tempo etwa vor Kreuzungen, Kreisverkehren oder Kurven passt sich daher selbsttätig an.
Wer die überarbeitete C-Klasse demnächst im Straßenverkehr ausmachen will, muss genau hinschauen und wird sie nur am veränderten Heckstoßfänger sowie an der neuen Frontschürze erkennen. Die fällt jetzt für alle vier Ausstattungslinien unterschiedlich aus, von den Kühlergrill-Lamellen der Basis, über das sportlichere Exterieur von Avantgarde und die klassische Variante Exklusive (mit Stern auf der Haube) bis hin zur AMG-Line mit dem aus anderen Modellen bekannten „Diamant-Grill“. Hinzu kommen in fast allen Varianten mit Ausnahme der Basisversionen von Kombi und Limousine serienmäßige LED-Scheinwerfer und gegen Aufpreis die besonders hell und präzise leuchtenden Multibeam-LEDs.
Der ohnehin feine Innenraum wurde ebenfalls aufgewertet, das Meiste kostet allerdings Aufpreis. So wie das digitale über zwölf Zoll messende Display hinterm Lenkrad, das die analogen Instrumente ablöst, und das immer noch frei stehende 10-Zoll-Mediadisplay in der Mitte. Sie gehören zum in der Bedienung nicht immer logischen, dafür fast 3.400 Euro netto teuren Command-System mit Navigation.
Mercedes-Benz C-Klasse (2019)
BildergalerieDie Neuerungen im Antrieb sind besonders interessant. So gibt es nun als C 200 einen neuen Benzinmotor, dessen kleinerer Variante aus 1,5 Liter Hubraum 135 kW / 184 PS Leistung und ein Drehmoment von maximal 280 Nm entwickelt. Der Ottomotor schöpft technisch aus dem Vollen und verfügt über einen riemengetriebenen Starter-Generator mit 48-Volt-System. Beim Beschleunigen können daher kurzzeitig 10 kW / 14 PS zusätzlich abgerufen werden. Auch ein sogenannter "Segelbetrieb" mit ausgeschaltetem Motor – zum Beispiel beim Anrollen auf eine rote Ampel – ist möglich. Zudem gibt es eine variable Ventilsteuerung (Camtronic), bei der der Ventilhub auf der Einlass-Seite in zwei Stufen verstellt werden kann. Auch ein Benzinpartikelfilter ist eingebaut.
Der Reihenvierzylinder überzeugt durch guten Durchzug, Laufruhe und ein geringes Geräuschniveau. Nur wenn man die Leistung voll abruft, etwa für einen schnellen Überholvorgang auf der Landstraße, quittiert der relativ kleine Motor das mit genervtem Aufheulen. Auch die Fahr- und Verbrauchswerte könnten sich sehen lassen: Die Limousine erreicht nach 7,7 Sekunden Tempo 100 und fährt bis zu 239 km/h schnell. Der Durchschnittsverbrauch liegt je nach Karosserievariante und Ausstattung bei 6,0 bis 6,3 Liter.
Alle Motoren erfüllen die Euro-6d-Norm und sind bestellbar
Bei den Dieseln hält der aus der E-Klasse bekannte OM 654 Einzug, der in der C-Klasse in der Version mit 1,6 und 2,0 Liter Hubraum erhältlich ist. In der größeren Variante leistet er 143 kW / 194 PS, treibt den C 220d in 7,0 Sekunden in den dreistelligen Tempobereich und weiter auf bis zu 233 km/h. Der Verbrauch des Vierzylinders wird mit 4,7 bis 5,0 Liter angegeben. Vorausgesetzt, der Motor kann die versprochenen Emissionswerte einhalten, scheint der drehmomentstarke (400 Nm), souveräne Selbstzünder für dieses Auto unter den Gesichtspunkten Kosten, Fahrspaß, Verbrauch und Umwelt die beste Wahl zu sein. Alle Motoren für die C-Klasse, auch die AMG-Version mit 3,0-Liter-V6-Biturbo und nun 287 kW / 390 PS (ab 51.974 Euro netto), erfüllen die strengste Abgasnorm Euro 6d temp und sind sogar bestellbar – kein unwichtiger Hinweis in diesen Zeiten.
Mit diesen und allen den anderen, mit schwäbischer Bedachtheit vorgenommenen Änderungen scheint das Volumenmodell trotz des in den Startlöchern stehenden neuen BMW 3ers für seine zweite Lebenshälfte gut gerüstet. Die Mischung aus nach über vier Jahren Bauzeit ausgereifter Produktion und zeitgemäßen Verbesserungen lassen die C-Modelle auch weiterhin als die Vernunfts-Sternenträger schlechthin erscheinen. In Sachen Komfort bleibt die C-Klasse sowieso führend, ist sie zurzeit doch das einzige Modell in diesem Segment, das sogar eine Luftfederung bietet.