Hell und luftig ist es - im Herzen von Polestar. Wir stehen im Eingang eines modernen Würfelbaus, des Headquarters, und sind früh dran. Gleich wird Beatrice Simonsson, Leiterin Product Management & Specification, die elegante Wendeltreppe mitten im Raum herunterkommen und uns mitnehmen. Mitnehmen auf eine Reise in die Zukunft von Polestar.
Bis es so weit ist, setzen wir uns auf eine bequeme Couch und lassen die Augen wandern. Drei Etagen hat der helle Würfel, der am Rande von Göteborg steht. Sein Empfangsbereich gleicht einer kleinen Halle, hell und clean. Locker würden hier zwei Modelle von Polestar Platz finden. Immerhin: Rechts auf einem Tisch parken viele bunte Polestar 1 und 2 im Miniformat. Neben Büchern über Autos und Architektur. Hinter einer gläsernen Wand zischt eine Kaffeemaschine, links huschen Menschen vorbei und checken für ihre Mission bei Polestar ein. Das junge Unternehmen hat einiges vor, wie wir gleich erfahren werden.
Im Hebst 2017 gaben Volvo Cars und die Geely Holding bekannt, Polestar als eigenständige Marke mit Schwerpunkt auf Elektroautos an den Start bringen zu wollen. Kurz darauf rollte der Polestar 1 ins Rampenlicht. Ein 609 PS starker Plug-in-Hybrid im sportlich-eleganten Coupé-Dress; ihn gab's bis 2021 limitiert auf 1.500 Exemplare.
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2020 kam der Polestar 2, ein knackig gezeichneter Viertürer im 4,60-Meter-Format; ausschließlich mit E-Antrieben. Das Leistungsspektrum? 224 bis 476 PS. Nummer 1 für den Appetit, Nummer 2 für die breite Masse. Ein bekanntes Konzept. Doch wie geht's weiter?
Beatrice - in Schweden sind alle direkt per Du - führt uns mit zackigen Schritten in den Konferenzraum. Es gibt Kaffee und jede Menge Fragen. Los geht's. Die erste Antwort kommt gar ohne Frage aus. Beatrice möchte gleich mit einer Einordnung starten, was genau wo bei Polestar passiert. Um Herz und Hirn zu verorten. "Das Design entsteht komplett in Schweden in unserem Studio hier in Göteborg. Die Entwicklung erfolgt ebenfalls hier - sowie an unserem Entwicklungsstandort Mira, in UK. Die Produktion läuft in China, in den USA und in Korea."
Frage: Fühlt ihr euch noch wie ein Start-up?
Beatrice Simonsson schmunzelt: Seit dem Start des Polestar 2 haben wir fünf Jahre Erfahrung gesammelt, vermutlich sind wir also kein richtiges Start-up mehr. Und: Unsere Co-Eltern - Volvo und Geely - bauen seit mehr als 90 Jahren Automobile, wir können also auf enorm viel Wissen zurückgreifen. Zum Beispiel in puncto Fahrzeugsicherheit oder wie man Autos mit guter Qualität baut. Wir können auf diese Zutaten vertrauen und uns auf andere Themen fokussieren.
Auf was genau?
B. Simonsson: Wir wollen gute Pole-stars bauen, Performance-Autos. Autos, die gut aussehen - und sich auch so anfühlen. Gleichzeitig suchen wir uns Kooperationspartner, die verdammt gut sind - in ihrem Geschäft. Ich bin mehr als 20 Jahre im Automobilzirkus unterwegs und habe oft erlebt, wie Hersteller verkündet haben, das beste Infotainment bauen zu wollen. Inklusive Navigation. Oder die beste Sprachsteuerung. Dabei hat es keiner geschafft, besser als Google zu sein. Also nutzen wir Google in unseren Autos. Um unseren Kunden das beste System zu liefern. Das sich immer wieder verbessert.
Zurück Richtung Zukunft: Was wird bei Polestar passieren?
B. Simonsson: Wir haben einiges vor! Zuerst einmal wollten wir den Pole-star 2 erfolgreich am Markt etablieren. Das hat geklappt. Der Wagen kommt gut an, bietet sportliches Handling und bis zu 650 Kilometer Reichweite. Ein Kompakter für das breite Publikum. Es folgen nun mit Polestar 3 und 4 zwei größere Brüder. Nummer 3 verkörpert ein geräumiges SUV mit sportlichem Benehmen. Nummer 4 baut flacher und kompromissloser, er ist Performance-SUV.
Wo möchte die Marke Polestar hin?
B. Simonsson: Wir bauen sportliche E-Autos mit hoher Qualität und nordischem Design. Wohin die Reise geht, zeigen unter anderem Polestar 5 und 6. Nummer 5 wird ein viertüriger Luxus-Performance-GT, Nummer 6 ein offener Sportwagen.
Lassen wir diese Zukunftsaussicht etwas wirken. Klar ist: Polestar geht einen eigenen Weg, bringt zuerst das massentaugliche Modell - und dann die dicken Dinger. Die natürlich auch deutlich mehr kosten. Wir sind gespannt, wie Nummer 3 und 4 ankommen werden. Zumal der teure Pole-star 3 in den USA und der Polestar 4 in Südkorea und nicht mehr in China produziert wird. Der Plan kann aufgehen.
Unser Besuch in Schweden endet in einem Polestar-Showroom in Göteborg. Mitten in einer Einkaufsstraße. Hinter großen Schaufenstern stehen die Modelle von morgen. Drinnen ist es hell und clean. Von draußen drückt ein kleiner Junge seine Nase fest an die Scheibe. Mit großen Augen zeigt er auf einen der Polestar. Das mit der Faszination passt also schon mal. Der Rest wird sich zeigen.