Von Michael Genhardt/SP-X
Den ersten Kuga hat Ford nur vier Jahre lang gebaut, Nummer zwei startet dagegen gerade ins siebte und damit traditionell letzte Jahr. Unüblich: Rund zwölf Monate vor dem Marktstart hat Ford jetzt schon den Nachfolger vorgestellt, der dann im Frühjahr 2020 zum Händler rollt. Dass der Autobauer das Geheimnis um Generation drei seines Kompakt-SUV so früh gelüftete hat, hat zwei Gründe: In den USA geht der Kuga, wie gehabt als Escape, schon in diesem Herbst an den Start. Und er soll als Hoffnungsträger Fords Aufbruch in eine hoffentlich bessere Zukunft einläuten. Denn: In Europa läuft das Geschäft schlecht, mehr als 400 Millionen Euro Verlust hat der Autobauer hier im vergangenen Jahr eingefahren.
Ein wichtiger Teil der Zukunftsstrategie: Elektrifizierung. Ford will seine Modelle durch die Bank unter Strom setzen und der Kuga zeigt gleich drei Möglichkeiten auf. Zwar steht das SUV auch mit herkömmlichen Benzinern (1,5-Liter-Dreizylinder mit 88 kW / 120 PS und 110 kW / 150 PS) und Dieseln (zwei Vierzylinder mit 1,5 Liter Hubraum und 88 kW / 120 PS oder zwei Liter und 140 KW / 190 PS) beim Händler.
Den Fokus legt der Hersteller aber auf die Hybride: Beim Mild-Hybrid wird ein 110 kW / 150 PS starker Diesel vom 48-Volt-Netz mit Riemenstarter-Generator unterstützt, der boostet und Energie zurückgewinnt. Einen Schritt weiter gehen der Voll- und Plug-in-Hybrid. Beide kombinieren einen 2,5-Liter-Otto mit einem E-Motor zu einer 166 kW / 225 PS starken Einheit. Der normale Hybrid, der rein elektrisch nur wenige Kilometer fahren kann, soll so 5,6 Liter je 100 Kilometer verbrauchen; beim Plug-in lagert Strom für rund 50 elektrische Kilometer in einer 14,4-kWh-Batterie. Rechnerischer Verbrauch: 1,2 Liter. Das Aufladen des Akkus soll an der Haushaltssteckdose circa vier Stunden dauern; eine rein elektrische Version ist derzeit allerdings nicht vorgesehen. Verbrauchssenkend soll sich bei allen Antrieben die neue Plattform auswirken: Der Kuga steht als erstes Ford-SUV auf der C2-Architektur, die nicht nur deutlich steifer ist, sondern auch leichter ist. Bis zu 90 Kilogramm weniger soll das SUV auf den Rippen haben.
Ford Kuga (2020)
BildergalerieOrdentlicher Wachstumsschub
Nicht minder wichtig als die Antriebstechnik: das Design. Der neue Kuga ist in Länge und Breite ordentlich gewachsen – er streckt sich um 8,9 Zentimeter auf über 4,60 Meter – sieht aber dank des etwas flacheren Dachs dynamischer aus als sein Vorgänger. Dazu trägt auch das deutlich geglättete Blechkleid mit den scharfen LED-Scheinwerfern bei, das dem Ford von schräg vorne sogar einen Hauch Porsche-Charme verleiht. Innen geht es dagegen recht bodenständig zu: Der aufgesetzte Infotainment-Screen wirkt etwas deplatziert, dazu kommen reichlich Plastik und schon beim ersten Probesitzen zu weiche Polster mit wenig Seitenhalt. Up-to-date ist dagegen das digitale Kombiinstrument mit riesiger 12,3-Zoll-Anzeige, das Head-up-Display arbeitet leider mit einer ausklappbaren Kunststoffscheibe anstatt alle Infos direkt in die Windschutzscheibe zu projizieren.
Dass der neue Kuga immer online ist, versteht sich für ein Auto aus den 2020er Jahren von selbst, mit einer eigenen App kann man zudem jederzeit den Tankfüllstand abfragen oder die Türen verriegeln. Und auch bei den Assistenzsystemen gibt’s nichts zu meckern: Abstandstempomat mit Stop-and-Go-Funktion, automatischer Parkhelfer, Ausweichassistent und ein Falschfahr-Warner der vor Geisterfahrten schützen soll sind nur ein Teil der Sicherheits-Armada – allerdings muss man dafür zumindest in der Basis-Version extra bezahlen.
Was der Kuga kostet, steht ein Jahr vor dem Start natürlich noch nicht fest. Aktuell beginnt das SUV bei rund 21.000 Euro netto in der Trend-Version. Wie heute, soll es den Kuga auch zukünftig als ST-Line – mit sportlicher Ausprägung – und als besonders nobles Vignale-Modell geben.