Von Michael Specht/SP-X
Einfach hat es Subaru mit seiner Tochter in Europa nicht. Nach dem Motto "Wie können wir Eure Kunden glücklich machen?" begann man vor über einem Jahrzehnt mit der teuren Entwicklung eines Boxer-Dieselmotors. Technologisch ein Unikum. Man zollte den Japanern großen Respekt. Doch trotz überwiegend guter Kritik und niedriger Verbräuche kam voriges Jahr das Aus für den Selbstzünder. Der Grund waren die verschärften Abgasgesetze der EU Kommission.
Damit steht der größte Hersteller von allradgetriebenen Pkws, als der Subaru gilt, ohne Dieselmotor da, mit der Folge, sich weiter von den CO2-Flottenzielwerten zu entfernen, anstelle sich anzunähern. Immerhin: Diese liegen für Ende 2020 nicht bei 95, sondern bei 120 g/km, weil Subaru auf dem europäischen Markt als Nischenanbieter eingestuft wird. Die Japaner liegen mit jährlich etwa 40.000 Neuzulassungen weit unter dem Grenzwert von 300.000.
Um empfindliche Strafzahlung wird der japanische Autobauer dennoch nicht umhinkommen. Mit der bestehenden Modellpalette ist Schicht im Schacht. Zwar rollt Anfang 2020 die neue, mittlerweile fünfte Generation des Forester zu den Händlern, und die Entwickler haben sich alle Mühe gegeben, mittels Mild-Hybrid-Technik den Verbrauch des Zweiliter-Boxermotors um rund zehn Prozent zu senken. Doch ausrichten wird das wenig. Der CO2-Ausstoß des Mittelklasse-SUV liegt immer noch bei 154 g/km. Auch der Bestseller der Marke, der XV – europaweit 16.000 Einheiten – erhält das Mild-Hybridsystem. Sein Wert beträgt 150 g/km.
Sogenannte Kompensationsmasse könnte allenfalls ein Plug-in-Hybrid bringen. Den gibt es sogar. Allerdings nur in den USA. Hier läuft der kompakte XV unter dem Namen Crosstrek vom Band (Produktion in Lafayette/Indiana). An einen Export in die Alte Welt ist nicht gedacht.
Subaru Forester e Boxer (2020)
BildergalerieE-Auto: Bündnis mit Toyota
Ebenso wenig hat Subaru ein vollelektrisches Modell auf dem Schirm. Eine Eigenentwicklung wird aus Kostengründen ausgeschlossen. Es fehlt eine geeignete Plattform. Die SGP (Subaru Global Platform), wie sie momentan für Impreza, XV und Forester verwendet wird, lässt sich nicht adaptieren. Daher hat man sich bereits mit Toyota verbündet. Bis es aber hier ein EV auf einer gemeinsamen Architektur gibt, dürften mindestens noch zwei bis drei Jahre ins Land gehen.
Es bleibt also zunächst bei Vierzylinder-Benzin-Boxermotoren mit Hubräumen von 1,6 und 2,0 sowie vermutlich 2,4 Litern. Letzterer wird dann als Turbo-Direkteinspritzer im europäischen Flaggschiff der Marke, dem Outback, stecken und löst hier den 2,5-Liter-Sauger ab. Der nächste Outback steht für Ende 2020 auf dem Plan. Das Modell wurde dieses Jahr im April auf der New York Auto Show erstmals vorgestellt.
Spätestens 2021 wäre die Ablösung des Levorq an der Reihe. Gerüchten zur Folge soll der Familienkombi keinen Nachfolger erhalten. Die Verkaufszahlen sind mau. Voriges Jahr entschieden sich in Deutschland weniger als 300 Kunden für ihn. Einer der Gründe dürfte der fehlende Diesel sein. Denn insgesamt erweisen sich die Modelle von Subaru als zuverlässige Kumpel. Geschätzt werden immer wieder das hohe Maß an Sicherheit, Komfort und Zuverlässigkeit sowie der symmetrische Allradantrieb. Die Kunden gelten als äußerst loyal. Über 90 Prozent fährt einen mehr als zehn Jahre alten Subaru und würde sich stets wieder einen kaufen, heißt es aus dem Vertrieb von Subaru Deutschland.
Von dort ist ebenso zu vernehmen, dass man eigentlich mehr Autos verkaufen könnte als derzeit möglich. Besonders bei Forester und XV – sie machen mehr als drei Viertel aller Bestellungen aus – haben sich Lieferzeiten von bis zu einem halben Jahr angestaut. Doch der Zentrale in Japan sind für Europa nur geringe Erhöhungen der Zuteilungen abzuringen. Die Tochter in der Alten Welt scheint einfach nicht wichtig genug zu sein.