Von Hanne Lübbehüsen/SP-X
Was zeichnet einen besten Freund aus? Dass er immer genau weiß, was man braucht, zum Beispiel, – auch ohne Worte. BMW will die Beziehung zwischen Mensch und Fahrzeug derart vertiefen. Das zeigen die Münchner auf der Unterhaltungselektronik-Messe CES (bis 9. Januar) mit neuen Bedienmöglichkeiten im Innenraum einer i8 Spyder-Studie sowie Cloud-Diensten, die das Auto künftig zu einem schlauen Begleiter machen.
Man kann sie unheimlich finden, die schöne neue Welt, die sich das "Internet der Dinge" nennt und bedeutet, dass sich immer mehr "Dinge" mit dem Internet und einander vernetzen können. Man kann sie aber auch unheimlich komfortabel und praktisch finden. Wie die Vision von einem Auto, das dem Fahrer das Leben einfacher macht, so wie sie BMW auf der CES vorstellt.
Die Mobilität der Zukunft beginnt bereits bevor man eingestiegen ist. Noch zu Hause, während sein Besitzer den ersten Kaffee trinkt, ist der Wagen schon behilflich: empfiehlt selbstständig Abfahrtszeiten zur Arbeit anhand von Wetter und Verkehrslage, rechnet aufgrund der Parkplatzkapazitäten einige Minuten mehr für die Suche ein oder wird – vernetzt mit einem Smart Home, also einem intelligenten Zuhause – schon einmal vorklimatisiert, wenn das Auto am üblichen Tagesablauf erkennt, dass es bald los geht.
Weil das Auto mit dem Smartphone, Tablet und anderen Geräten über die Cloud verbunden ist – BMW nennt sie "Open Mobility Cloud" –, kann der Wagen auch auf die dort hinterlegten Daten zurück greifen. Zum Beispiel mit einer SMS, in der das Ziel genannt ist, die Navigation starten oder die Teilnehmer eines Termins automatisch benachrichtigen, dass man sich verspäten wird.
"Fahrspaß besteht in Zukunft aus mehr als fahren"
Unter dem Stichwort BMW Connected haben die Münchner diese Funktionen zusammengefasst. "Die Welt unserer Kunden digitalisiert sich", sagt Thom Brenner, verantwortlich für Produkt und Entwicklung im Bereich der digitalen Dienste. Hier soll sich das Auto nahtlos einfügen, sich an Verhalten und Vorlieben seiner Nutzer anpassen. "Fahrspaß besteht in Zukunft aus mehr als fahren", ist sich Brenner sicher. Dabei ist die Zukunft nicht mehr weit entfernt: Noch in dieser Jahreshälfte sollen erste Funktionen für BMW-Kunden erhältlich sein.
Neben der virtuellen Welt, die dem Autofahrer mit Hilfe von Cloud-Diensten das Leben einfacher machen will, erleichtert eine neue Bedienung den Umgang mit der Technik. Nach der Gestensteuerung, die 2015 im BMW 7er debütierte, ist als nächster Entwicklungsschritt die Bedienung des Bildschirms per Geste vorgesehen – ohne ihn zu berühren.
Bei der neuen Ausbaustufe, "Air Touch" genannt, soll das Navigieren durch komplexere Menüs möglich sein. Infrarotsensoren, die hinter einer schwarzen Zierleiste in einem schmalen Band über die Breite des Armaturenträgers angebracht sind, erkennen die Hand, die wie ein Cursor auf dem riesigen Bildschirm navigiert. Die gewählte Schaltfläche wird optisch hervorgehoben und kann per Geste oder Knopfdruck der linken Hand am Lenkrad bestätigt werden. Um noch intuitiver zu sein, trifft das Connected-System anhand der Autofahrer-Vorlieben eine Vorauswahl an Funktionen und schlägt die naheliegenden vor.
Das rund 40 Zentimeter breite Panoramadisplay erstreckt sich fast über die gesamte Beifahrerseite. Solange der Fahrer am Lenkrad selbst aktiv ist, werden auf dem Bildschirm Informationen in reduziertem Umfang angezeigt, um die Ablenkung zu minimieren. Fährt das Konzeptfahrzeug BMW i Vision Future Interaction – seines Zeichens die offene Version des Hybrid-Sportwagens i8 – autonom, kann man das Telefongespräch beispielsweise von Audio auf Video umstellen oder sich E-Mails anzeigen lassen.
Offener i8 kommt
Das Auto als neuer bester Freund des Menschen könnte schon in wenigen Jahren Realität werden. Für den i8 Spyder rückt die Serienreife sogar noch schneller in den Vordergrund, zumindest, wenn es nach dem Willen des BMW-Entwicklungschefs Klaus Fröhlich geht: "Ich persönlich glaube, wir sollten dieses Auto so bald wie möglich bauen", sagte er in Las Vegas.