_ Der BMW 1er gehört zum Pool der Test-Boliden mit den meisten gefahren Kilometern auf dem Tacho - am Ende waren es fast 3.000 Kilometer. In der Gruppe der Marathonläufer erreichte bislang keiner eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit - und das bei extremen Bedingungen. Vorfahrt für den Dauersprinter BMW 120d M-Sport, Dreitürer.
Interieur
Beim Dreitürer ist der Fahrer der wichtigste Insasse. Durch die weit nach hinten versetzte B-Säule fällt der Einstieg äußerst entspannt aus - rahmenlose Fenster adeln den schnittigen Bayern. Ein bewusst tief gelegter Sitzpunkt verstärkt das Sportwagengefühl - hier ist man nah am Asphalt. An der Türschwelle des coupéhaften Kompakten leuchtet das "M"-Logo der Sportmodelle, was allerdings zunächst für 17-Zöller (unser Tester hat 18-Zöller: ab 403 Euro Aufpreis), Aerodynamikpaket, Sportfahrwerk, Sportsitze, Lichtpaket und dem Modus "Sport+" Pate steht.
Unter der Haube bleibt es beim 2,0-Liter-Diesel, der 190 PS und 400 Newtonmeter auf die Straße bringt. Wer hier nach dem "M"- Tuning-Einsatz ruft, ist ein Verschwender. Denn Power hat der Hecktriebler ohne Ende. Im Gegensatz zu praktischen Ablagen. Hier geizt der Einser und macht aus dem Verstauen einer langstreckentauglichen PET-Flasche ein Geduldsspiel: Wo ist Platz dafür?
Handling
Ein Fahrwerk mit M-Kennung ist im Flottenalltag nicht alltäglich, was schade ist, denn nur mit dem passenden Korsett kann ein hochgezüchteter Dreitürer seine Klasse ausspielen, wie der BMW eindrucksvoll unter Beweis stellt. Die butterweiche Achtgang-Steptronic-Automatik (Aufpreis: 1.765 Euro) portioniert die 190 Pferdestärken mit sanften Zügelbewegungen. Nur beim Anfahren schnellt die Herde bisweilen so rapide aus der Box, dass der Fahrer dies ungewollt mit dem Mitnicken goutiert.
Besonderheiten
Der Sommer der extremen Hitze bringt zwar den Prüfling zum Ächzen - aber dies freut natürlich den Tester. Der Klimakompressor rödelte am 40-Grad-Wochenende ohne Atempause und wurde nur von der plötzlichen Hagelfront entlastet, die das Temperament des 1ers kurz abkühlen ließ. Wichtigste Erkenntnis: Trotz Top-Speed bleibt der Bayer ruhig in der Spur, absolut leise und verliert auch in Extremsituationen (Starkregen) nichts von seiner Souveränität. Auf Mittelklasse-Niveau und damit eigentlich eine Preisklasse über dem 1er liegen Navi- und Entertainmentsystem.
Verbrauch
Der erwähnte Mix aus hoher Außentemperatur (40 Grad Celsius), wechselnden Wetterlagen und dauerhafter Sportwagen-Geschwindigkeit bringt den Kompakten in keinster Weise aus der Ruhe. Und auch der Fahrer muss an der Zapfsäule nicht nervös werden. Ein Schnitt von 6,7 Litern Diesel ist bei solchen Parametern vollkommen okay. Dabei gilt: Wer mit dem Eco-Modus tourt, kann mit gut 6,2 l/100 km rechnen, wer den Sport-Modus einlegt, kann gut einen Liter auf 100 Kilometer mehr einplanen. Zum Vergleich der Normverbrauch: 4,5 l/100 km. Mit knapp 29.000 Euro ist der BMW 1er M Sport zwar kein Schnäppchen, aber im Vergleich zum Standard 190-PS-1er (ab 25.294 Euro) fällt der Aufpreis für die M-Komponenten moderat aus.
Details
Stärken & Schwächen
- Fahrgefühl, Dynamik, Krafteinsatz- Sehr bequeme Sitze- Verbrauch ist trotz Extrembedingungen absolut okay- Wenige Ablagen- Hoher Grundpreis- Hoher Mitnickfaktor beim Anfahren
- Ausgabe 12/2015 Seite 34 (282.1 KB, PDF)