_ Viele Unternehmen stellen sich dem Anspruch an Nachhaltigkeit und suchen nach den richtigen, wirtschaftlich auch umsetzbaren Lösungen.
Ein auf das Mobilitätsmanagement und den Fuhrpark ausgerichtetes Umwelt-Audit kann helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Das Thema Green Fleet oder Green Mobility spielt zunehmend eine Rolle. Dabei steht das Fahrverhalten der Fahrer und vor allem die Technik der Fahrzeuge im Fokus. Unternehmen investieren in Fahrsicherheitstrainings und lassen spritsparendes Fahren trainieren. Dazu kommen Bonussysteme, die eine zeitgemäße sparsame Fahrweise belohnen, denn das Fahrverhalten hat erheblichen Einfluss auf Verbrauch und Emissionen.
Der Faktor Mensch
Wichtig sind also systematische Konzepte, die sich nicht alleine mit der Antriebstechnik beschäftigen - Elektroautomobile, Diesel, blaue Plakette. Der Mensch spielt eine genauso große Rolle.
Der Fuhrpark hält die Unternehmen mobil und ermöglicht ihnen das alltägliche Geschäft. Ein zu beobachtender Trend ist die verbesserte Qualifizierung der Verantwortlichen und Nachhaltigkeit als Zielgröße - auch bei Entscheidungen zur Flotte.
Kostengesichtspunkte und vermehrt die übergeordnete Sichtweise des Mobilitätsmanagements müssen dabei zukünftig von den Verantwortlichen in den Unternehmen genutzt werden, um die betriebliche Mobilität optimal zu gestalten. Daraus folgen dann beispielsweise Planungsprämissen für den Fuhrpark, die sowohl die Anzahl der benötigten Fahrzeuge als auch verschiedene Bereitstellungsszenarien für eine optimale Fahrzeugauswahl bedingen - Poolfahrzeuge, Carsharing, Miete, personenbezogene Fahrzeuge etcetera. Während früher die Meinung verbreitet war, dass Umweltschutz nur zu Lasten der Rendite möglich sei, setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Ressourcenschutz und nachhaltiges Handeln nicht nur dem Image guttun, sondern sogar finanzielle Vorteile bringen. Vor allem für den Unternehmensfuhrpark gilt: Ökologisch nachhaltig handeln bedeutet auch ökonomisch nachhaltig handeln.
Optimale Fahrzeugauswahl
Zur Auswahl stehen immer mehr Antriebsarten. Elektro-, Hybrid-, Erdgasfahrzeuge, Plug-in-Hybriden bis hin zu Wasserstoff. Gleichzeitig verändern sich die Rahmenbedingungen auf politischer Seite. Nicht einfach, hier den Überblick zu behalten.
Fehler bei der Fahrzeuganschaffung wirken für mehrere Jahre. Vorher sollte daher genau geprüft werden, für welchen Zweck und wo es eingesetzt wird. Das beeinflusst die Größe, die Wahl des Antriebes oder die benötigte Leistung.
Generell gilt: Ein Fahrzeug sollte nur so groß wie nötig, aber so klein wie möglich sein. Dasselbe gilt auch für den Motor. Dabei sollte als Entscheidungsgrundlage nicht der seltene Extremfall ausschlaggebend sein, sondern der Normalfall.
Eine Frage beschäftigt die Entscheider besonders: Sind alternative Antriebe immer die umweltfreundlichsten? "Umweltfreundliche Antriebsarten falsch eingesetzt, führen nicht nur zu erheblichen Mehrkosten gegenüber den fossilen Antrieben, sondern auch zu einer negativen Umweltbilanz", sagt Uwe Malach, Vorstandsvorsitzender des Vereins Zukunft Mobil Baden-Württemberg. Dabei werde häufig übersehen, dass auch mit herkömmlichen Antrieben wie Diesel und Otto im Fuhrpark etwas für die Umweltbilanz getan werden kann.
Zirka 20 Prozent des Kraftstoffverbrauchs und damit der entstehenden Emissionen beeinflussen die Dienstwagennutzer durch ihre Fahrweise. Die Dienstwagenordnung beeinflusst die Fahrzeugauswahl hin zu mehr oder weniger verbrauchsarmen Fahrzeugen. "Alles in allem viele Punkte, an welchen angesetzt werden kann", so Malach.
Überblick verschaffen
Letztlich geht es darum eine Balance zwischen Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und Mitarbeitermotivation zu erreichen. Viele Verantwortliche brauchen und suchen dazu ein Instrument, das ihnen eine Entscheidungsgrundlage liefert. Das hat den Bundesverband Fuhrparkmanagement (BVF) dazu ermutigt, gemeinsam mit dem Verein Zukunft Mobil Baden-Württemberg das BVF-Umweltaudit "Nachhaltiges Mobilitäts- und Fuhrparkmanagement" ins Leben zu rufen. Unternehmen können sich dabei gezielt mit dieser Thematik auseinandersetzen und werden bei der Identifikation und schließlich der Umsetzung geeigneter und praxisnaher Maßnahmen hin zu einer Green-Fleet-Strategie fachlich unterstützt.
Frage der Messbarkeit
Aber kann die nachhaltige Ausrichtung eines Unternehmens in Bezug auf seinen Fuhrpark überhaupt bewertet werden? Alleine über die Betrachtung des CO2-Ausstoßes nach Herstellerangaben sicherlich nicht. Eine Vielzahl von Parametern spielt in der Praxis eine Rolle. Und nicht alles lässt sich nach einem festen Muster bewerten. Vor allem müssen die individuellen, betrieblichen Anforderungen berücksichtigt werden. Nicht alles, was aus Umweltgesichtspunkten Sinn macht, lässt sich auch in jedem Unternehmen umsetzen.
Zunächst geht es beim BVF-Umwelt-Audit um eine Feststellung des Status quo im Unternehmen. Es wird aufgezeigt, wo das Unternehmen heute steht, welche Maßnahmen sinnvoll wären und wie der Weg dorthin aussehen kann.
Das eigentliche Ziel ist, einen praktikablen, gangbaren Pfad aufzuzeigen und eine individuelle Handlungsanleitung zu erstellen. Die eingeengte Sicht auf den Fuhrpark führt dabei nicht zum Ziel. Es geht vielmehr darum, die betriebsnotwendige und die betriebsbedingte Mobilität zu beurteilen. Es geht also um alle Maßnahmen, die zu einer sinnvollen Reduzierung und zu einer Optimierung der notwendigen Mobilität führen. Das schont die Umwelt und spart Kosten.
Fazit: Status quo laufend überpüfen
Das Umweltsiegel, das ab einem definierten Zielerreichungsgrad verliehen wird, ist im Grunde nur noch das nach außen sichtbare Zeichen, dass ein Unternehmen sich um die nachhaltige Ausgestaltung seiner betrieblichen Mobilität und eine emissionsoptimierte Ausrichtung seines Fuhrparks kümmert. Dies spielt insbesondere in der Außenwirkung zu Kunden und Partnern, aber auch in der Innenwirkung hin zu den eigenen Mitarbeitern eine immer bedeutendere Rolle.
Mindestens genauso wichtig ist es, den Status quo und die Zielerreichung regelmäßig zu überprüfen. Vielleicht haben sich entscheidende Rahmenbedingungen geändert oder gibt es neue Techniken und Ideen zur Optimierung des Bestehenden. Nichts bleibt, wie es ist. Dies gilt insbesondere für die Entwicklung der alternativen Antriebe. Das Zertifikat hat daher jeweils eine Gültigkeit von 24 Monaten und kann durch ein erneutes Audit bestätigt werden.
Durch die Wiederholung des Audits lassen sich die erreichten Erfolge messen und notwendigen Feinjustierungen aufgrund von Änderungen in den Rahmenbedingungen vornehmen. Die Optimierung der Nachhaltigkeit des Mobilitätsmanagements und Fuhrparks ist kein Projekt, sondern eine Philosophie, die ständig neu ge- und belebt werden muss. Allerdings eine, die sich am Ende für alle Beteiligten auszahlt.
Ablauf
In drei Schritten zum Zertifikat
- Beantragung der Teilnahme über das Anmeldeformular auf der Homepage von Zukunft Mobil (www.zukunftmobil-bw.de). Danach werden in gemeinsamer Absprache die für die Bewertung notwendigen Daten zu dem Fuhrpark erhoben.- Telefon-Interview mit dem Fuhrparkverantwortlichen, alle Daten werden ausgewertet und eine Dokumentation wird erstellt.- Telefonische Abschlussbesprechung oder Präsentation vor Ort
- Ausgabe 05/2018 Seite 44 (156.7 KB, PDF)