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Fuhrparkleiter zum Diesel-Urteil 1: Keine Panik!

05.03.2018 13:35 Uhr
Fuhrparkleiter zum Diesel-Urteil 1: Keine Panik!
Fuhrparkleiter äußern sich zu den möglicherweise kommenden Fahrverboten für Diesel-Fahrzeuge.

Das Bundesverwaltungsgericht hat mit seiner Entscheidung Fahrverbote möglich gemacht. Auch die Fuhrparkleiter haben eine Meinung zur Entscheidung aus Leipzig. Erste Reaktionen aus der Branche.

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Seit gut einer Woche gehören nun Fahrverbote zum möglichen Repertoire der Städte und Gemeinden, um die Einhaltung der Luftreinhaltepläne wirksam umzusetzen. Diese einmalige Entscheidung der Richter am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig löst zwar nicht das Problem, legt aber den Finger in die Wunde – und diese schmerzt. Denn vieles bleibt nach dem Richterspruch vage. Das spüren vor allem die Dieselbesitzer, die nun so reagieren, wie es für einen Markt sehr ungünstig ist: sie sind verunsichert.

Wir haben einige Fuhrparkleiter befragt, wie diese auf das Urteil reagieren werden. Selbst Flotten, die auf Leasing statt auf Kauf setzen und damit in der Regel mit Euro-6-Diesel unterwegs sind, schauen sich nach Alternativen um.

Zweigeteilte Meinung

Patrick Lamwersiek, Manager General Services bei Konica Minolta Business Solutions Deutschland, ist in seinem Urteil zweigeteilt: "Ich kann mich hier in weiten Teilen der öffentlichen Meinung anschließen und sehe hier im besten Fall Symptomtherapie mit zum Teil erheblichen Konsequenzen für die Halter älterer Dieselfahrzeuge. Irritierend ist für mich, dass durch diese Entscheidung auch Rechts- und Investitionssicherheit verloren geht."

Für die eigene Flotte sieht er die Auswirkungen eher gering: "Die Mehrheit der Dienstwagennutzer fährt gerne Diesel und steht ja in Hinblick auf drohende Fahrverbote nicht direkt im Risiko. Insofern beschränken sich die Fragen auf eine geringe Anzahl von Kolleginnen und Kollegen, die aus unterschiedlichen Motiven lieber einen Benziner fahren würden, dies aufgrund der geltenden Regularien in unserer Car Policy nicht dürfen. Durch die drohenden Fahrverbote hoffen diese Kollegen nun auf eine Öffnung der Car Policy in diese Richtung."

Hier ist man selbst an Alternativen zum Selbstzünder dran, wie Lamwersiek bestätigt: "Momentan besteht unsere Flotte zu Einhundertprozent aus Diesel- und zu einem überwiegenden Anteil aus Euro-6-Fahrzeugen. Wir testen nun in kleinerem Umfang alternative Antriebsformen, das heißt Hybridfahrzeuge von Toyota und Benzinvarianten der üblicherweise von uns bestellten Fahrzeugvarianten. Wir können uns darüber hinaus vorstellen, zukünftig auch Erdgasfahrzeuge zu testen. Letztere bieten einen optimalen Mix aus Wirtschaftlichkeit, geringen Schadenstoffemissionen und einem bekannten Fahr- und Tankverhalten wie bei den heutigen Dieselfahrzeugen. Wir nutzen im Stadtverkehr auch bereits einen BMW i3 mit dem wir sehr zufrieden sind. Für den überwiegenden Teil unseres PKW-Fuhrparks von über 1.200 Fahrzeugen kommt die Elektromobilität jedoch weiterhin nicht in Frage."

Skepsis vorhanden

Skepsis herrscht bei Richard Op de Hipt. Der Fleet- and Facilitymanager bei Stanley Black & Decker Deutschland, fragt sich, ob durch großräumige Einfahrtverbote temporär wirklich die Innenstädte lahmgelegt werden sollen.

"Natürlich muss man bei einem großen Fuhrpark auch den grünen Daumen gewichten, aber so wie Leipzig oder Berlin sich das vorstellt geht es nicht. Diese Entscheidung hat so viele negative Auswirkungen, an die wohl mal wieder keiner gedacht hat. Wie sollen die Privatleute ihre alten Dieselwagen mit Euro 4 und älter jetzt noch loswerden? Und warum werden die Hersteller nicht mehr in die Pflicht genommen? Jetzt trifft es wieder den kleinen Mann oder Frau. Den Dienstwagennutzern kann es egal sein, die haben kein wirtschaftliches Risiko."

Op de Hipt moniert vor allem, dass Berlin und Brüssel vor Jahren die Werte auf der Rolle akzeptiert haben und sich nun wundern, dass die Verbräuche höher sind. "Es ist viel Unruhe unterwegs, und wenn das wirklich umgesetzt wird, sind das wohl nur ein paar Tage im Jahr", so seine Hoffnung zumal seine Flotte zu 95 Prozent aus Euro-6-Fahrzeugen besteht. Veränderungen im Einkauf gab es bereits vorher. "In der alten Policy waren nur Dieselfahrzeuge erlaubt. In der neuen sollen alle Antriebssysteme frei sein, so dass wir künftig zeitnah in der Beschaffung reagieren können", bestätigt der Fuhrparkleiter.

Im Vertrieb mit Verträgen von 50.000 Jahreskilometern wird es wohl beim Diesel bleiben, aber bei Verträgen bis 25.000 Kilometern im Jahr wird über Benziner zumindest nachgedacht. "Allerdings werden so die Kosten für den Fuhrpark steigen, da die Restwerte ab dem 1. Januar 2018 bei vielen Leasingpartnern schon angepasst wurden", befürchtet Op de Hipt.

Umgang mit Car Policy 

Roland Wiggenhauser, Flottenleiter bei MTU Friedrichshafen, sieht zunächst wenig Grund, die eigene Car Policy nun zu ändern: "Unsere Car Policy bleibt erst einmal so, wie sie ist. Wir subventionieren Plug-In-Fahrzeuge und sind froh, wenn die ersten Diesel-Plug-In-Fahrzeuge kommen." Um die Teilzeitsromer zu fördern, erhalten die Nutzer einen Bonus für Plug-In-Fahrzeuge und sollen in Kürze auch Wallboxen in die privaten Garagen montiert bekommen. Anfragen seitens der Dienstwagenfahrer zum Urteil gab es bei Wiggenhauser bisher keine.

Anders sieht die Situation für Thomas Herbstritt aus. Beim Leiter Fuhrparkmanagement des Energieversorgers BN Netze liefen vergangene Woche die Telefondrähte heiß. Die Anfragen reichten vom eigenen Vorstand bis hin zur lokalen Linken- und Grünen-Fraktion in Freiburg. Alle wollten vom Fuhrparkleiter wissen, wie man als ökologischer Energieversorger hierauf reagieren wird. Die Dienstwagenfahrer selbst fragten nach, ob Sie jetzt nur noch Benziner bestellen dürfen, obwohl diese oft höhere CO2-Werte aufwiesen und dann in schlechteren Effizienzklassen gelistet werden.

Also, wird die Car Policy nun auch in Freiburg neu aufgestellt? "Ja", betont Herbstritt, "das machen wir sogar jährlich. Dieses Jahr wird die Umstellung des Bonus-Malus-Systems bezüglich des Wechsels von NEFZ auf WLTP zum Thema. Zudem werden wir die verringerten Restwerte der Diesel künftig in der Leasingrate berücksichtigen müssen." Seine Augen hält der Breisgauer weiterhin offen, wenn es um alternative Antriebe wie Erdgas (CNG), E-Modelle oder Brennstoffzellentechnik geht. Vom Hype um mögliche Dieselsperrgebiete will er sich aber nicht anstecken lassen. Sein Rat: Keine Panik!

P.S. Es sind in der Zwischenzeit weitere Reaktionen zum Dieselfahrverbot eingetroffen, über die wir Sie in den kommenden Tagen informieren werden. (rs)

 

 

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