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SAP: Mobilität im Wandel

04.03.2015 10:00 Uhr
SAP: Mobilität im Wandel
Ambitionierte Ziele: Bis 2020 will Markus Falk 5.000 Elektrofahrzeuge im Fuhrpark haben.
© Foto: Mireille Pruvost/Autoflotte

Sowohl im Fuhrparkmanagement als auch bei der Umweltausrichtung stehen die Zeichen bei SAP auf Veränderung. Die Attraktivität des Dienstwagenmodells weiter zu steigern gerät dabei aber nie aus dem Blick.

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Die Bundesregierung will bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen bringen. Bei SAP sind die Ziele im Fuhrpark ähnlich ambitioniert: Bis 2020 will das Software-Unternehmen 5.000 Stromer im Einsatz haben. Zum Jahreswechsel 2014/2015 waren es noch rund 60 in Deutschland, weltweit über 200. Aber dafür, dass E-Autos erst seit vergangenem Jahr in die Riege der User-Chooser-Fahrzeuge aufgenommen wurden, die den Mitarbeitern auch zur reinen Privatnutzung überlassen werden, ist das schon mal ein kleiner Etappensieg auf dem Weg zu einer CO2-ärmeren Flotte.

Damit der zügige Ausbau der Elektro-Flotte gelingt, tut das Fuhrpark-Team unter der Führung von Markus Falk, Head of Global Car Fleet bei SAP, alles, um die Attraktivität der Stromer bei Bestellungen zu steigern. So gibt es für sie den größten Eco-Bonus, der die bei SAP übliche Eigenleistung des Mitarbeiters, eine Art Nutzungsgebühr, die "Nettoabzug" genannt wird, sehr gering hält. "Durch einen weiteren Elektrofahrzeug-Bonus, der sehr, sehr großzügig ist, schaffen wir es, den Nettoabzug so zu reduzieren, dass ein Elektroauto sehr attraktiv wird. Damit haben wir ein schlagendes Argument", sagt Falk. Auch wird diskutiert, wie sich die Flotte zukünftig für Hybrid-Fahrzeuge öffnen kann.

17.600 Mitarbeiter, über 15.000 Autos

Dazu muss man wissen, dass die Firmenwagenregelung bei SAP sehr großzügig gestaltet ist. Das sonst weit verbreitete Hierarchien-Modell mit Referenzfahrzeugen gibt es nicht: Jeder Mitarbeiter in einer Mindestgehaltsgruppe ist nach dreijähriger Betriebszugehörigkeit berechtigt, einen Firmenwagen zu ordern. Eine Ausnahme bilden diejenigen, die viele Kilometer beruflich zurücklegen, also die Vertriebler oder Berater im Consultinggeschäft. Sie bekommen teilweise schon als Berufsanfänger oder Neueinsteiger einen Wagen. So kommt es, dass SAP für 17.600 Mitarbeiter etwa 15.500 Fahrzeuge allein in Deutschland unterhält.

Je nach Jobkategorie stellt SAP drei Budgets für den Firmenwagen zur Verfügung. Das ist die einzige Form von Hierarchie, die es gibt. Die Mitarbeiter sind unter zwölf fest gelisteten Herstellern frei in ihrer Modell-Wahl, sofern die Fahrzeuge unter der CO2-Grenze liegen, und zahlen für ihr Wunschfahrzeug entsprechend zu.

Doch beim größtmöglichen Bonus als alleiniges Mittel, um die Attraktivität von Stromern zu steigern, wird SAP es wohl nicht belassen. Falk überlegt, was sonst noch getan werden kann, beispielsweise bei den Kosten für das private Aufladen des Akkus. "Wir merken, wir würden noch attraktiver werden, wenn die Mitarbeiter zum Beispiel auch das Laden zuhause einreichen könnten", sagt Falk. Oder wenn SAP ein langstreckentaugliches Reise-Fahrzeug für die Urlaubszeit zur Verfügung stellen würde, "damit die Mitarbeiter auch in die Toskana kommen". Das sind Optionen, die Falk noch im Hinterkopf hat, um die Stromer-Quote nach oben zu bekommen und die strikten CO2-Ziele zu erreichen: 150 Gramm pro Kilometer sind es seit 1. Januar 2015 bei der SAP SE. Ab 2016 wird es eine jährliche Dynamisierung geben, falls sich die CO2-Herstellerwerte weiter deutlich reduzieren.

SAP hat vier Tankkarten im Einsatz: neben Shell und Aral für Fahrten nach Frankreich auch Total und seit September 2014 Novofleet, um "den Markt des günstigen Säulenpreises" zu erschließen, wie Falk es formuliert. Ralf Turley, Geschäftsführer von Novofleet, pflichtet ihm bei dieser Überlegung bei: "Wenn jeder der über 10.000 Karteninhaber ganz konsequent den Preisvorteil von drei Cent ausschöpfen würde, bei ganz stringentem Verhalten, würde ein Einspareffekt von 1,8 Millionen Euro allein aus einem durchgängigen Preisvorteil über drei Jahre herauskommen." Auch Novofleet-Vertriebsleiter Marco Keil sagt: "Die Potenziale sind so interessant, dass man an so einer Lösung aus unserer Sicht eigentlich nicht vorbeikommt."

Tankkarte ohne Kraftstoffbezug

Für die Zero-Emission-Fahrzeuge in der Flotte wollte Falk eine neue "Tankkarte" einführen, über die nur Zusatzservices wie Wäschen und Produkte wie Scheibenreiniger oder Frostschutz bezogen werden können, aber kein Kraftstoff. Diesen Kundenwunsch konnte im Januar 2015 Total erfüllen.

Auch Novofleet setzt für SAP aktuell eine weitere Servicekarte um, über die ausschließlich Zusatzservices wie Fahrzeugwäschen bezogen werden können. Außerdem laufen bereits Gespräche über die Einführung einer herstellerunabhängigen Hybrid-Tankkarte für Strom und Kraftstoff. Diese soll Mitte 2015 auf den Markt kommen und wird in Deutschland Zugang zu rund 1.500 öffentlichen Ladepunkten für E-Fahrzeuge und Plug-in-Hybride bieten. Gleichzeitig kann der Nutzer auf die gewohnten Tankstellen des Novofleet-Netzes zugreifen. "Der Anteil von Elektro- und Hybridfahrzeugen in Firmenfuhrparks wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen", sagt Turley. "Mit der Hybrid-Tankkarte reagieren wir frühzeitig auf die Bedürfnisse des Marktes."

Firmenwagen ohne Tankkarte

Noch günstiger wird es für den Fuhrparkbetreiber, wenn für User-Chooser mit ausschließlicher Privatnutzung gar keine Kosten für Kraftstoff mehr anfallen. Und so hat SAP 2014 in die Firmenwagenregelung auch den Firmenwagen ohne Tankkarte aufgenommen. Wenn es für einen Mitarbeiter aus persönlichen Gründen passt, auf eine Tankkarte zu verzichten, dann muss er nur die Hälfte des sogenannten "Nettoabzugs" zahlen. Auch für diese Mitarbeiter hat Falk die zukünftige "Tankkarte ohne Kraftstoffbezug" im Visier.

Neu bei den E-Fahrzeugen im Fuhrpark ist auch die Finanzierungsform: Während alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ausschließlich gekauft werden, was Falk mit einer finanzpolitischen Entscheidung des Vorstands begründet, werden die Stromer nun wegen der unsicheren Restwerte erstmals geleast. Liegt die Nutzungsdauer bei den gekauften Autos bei vier Jahren, beträgt die Leasinglaufzeit nur zwei Jahre, damit die Mitarbeiter einen überschaubaren Nutzungszeitraum vor sich haben.

Outsourcing

Einen neuen Weg hat SAP im vergangenen Jahr ebenso im Fuhrparkmanagement eingeschlagen: Falk hat die operativen Aufgaben rund um den Betrieb der Flotte an einen externen Dienstleister ausgegliedert. Sixt Mobility Consulting soll als neuer Partner auch ein internationales Reporting für alle Länder liefern, in denen SAP Fahrzeuge betreibt.

Damit will Falk die absolute Transparenz bekommen, zum Beispiel wie viele Stückzahlen eines Herstellers oder Importeurs der Software-Konzern beispielsweise weltweit abnimmt. Das soll die Konditionen im Einkauf verbessern. Das neue internationale Reporting soll lokale Daten durch eine einheitliche Erfassung und automatische Übersetzung in die jeweilige Landessprache global nutzbar machen, auch bei CO2-Reportings. Welche Aufgaben Sixt Mobility Consulting noch übernehmen soll und welche er in der Hand behalten will, lotet Falk gerade aus. So sei das Tankdatencontrolling ein weiterer potenzieller Bereich.

Wenn die Implementierung abgeschlossen ist und sich die Zusammenarbeit eingespielt hat, warten noch neue Themen auf den Flottenchef. So sieht er durch die neue Generation an Berufsanfängern eine weitere Veränderung auf das Fuhrparkmanagement zukommen, auf die er reagieren will: Die Nachwuchskräfte von heute hätten ein geringeres Interesse an einem eigenen Auto, sondern wollten nur nach Bedarf mobil sein.

Corporate Carsharing

Falk plant auch deswegen, die Mobilitätsangebote für die Kurz- und Mittelstrecke zu ergänzen. Er zieht in Erwägung, eine schlüssellose und elektronisch verwaltete Corporate-Carsharing-Flotte aufzubauen, weil bislang jeder spontane Bedarf mit Mietwagen gedeckt wird und SAP keinen Pool mehr unterhält. "Das sind Dinge, die uns umtreiben", sagt Falk. Auch mit solchen Veränderungen wird er die Attraktivität des Dienstwagenmodells weiter steigern - und damit des Arbeitgebers SAP im Wettbewerb um die besten Köpfe.

SAP SE/SAP Deutschland SE

In Kürze

SAP ist der nach Umsatz größte europäische Softwarehersteller. Die SAP Deutschland AG & Co. KG wurde am 1. Januar 2001 als rechtlich selbstständige Tochter der SAP AG gegründet und im Juli 2014 im Zuge der Änderung der Rechtsform der SAP von einer deutschen Aktiengesellschaft in eine europäische Gesellschaft (SAP SE) in SAP Deutschland SE & Co. KG umbenannt.Ihr Fokus liegt auf dem Vertrieb und Marketing sowie der Beratung und Schulung rund um das Produktportfolio der SAP SE in Deutschland. Der Konzern beschäftigt in Deutschland knapp 17.600 Mitarbeiter, weltweit sind es rund 74.480. 2014 betrug der Umsatz der SAP SE 17,6 Milliarden Euro. Stammsitz beider Unternehmen ist Walldorf.

Fuhrpark

Auf einen Blick

- 15.500 Fahrzeuge in Deutschland, 8.000 im Ausland, davon die meisten in Indien (1.200)- In Deutschland: zwölf Marken, Modellwahl weitestgehend frei bei Beachtung der CO2-Grenzen- Dienstwagenberechtigt: Jeder Mitarbeiter ab einem bestimmten Mindestgehalt und dreijähriger Betriebszugehörigkeit; teilweise Mitarbeiter im Vertrieb und Consulting sofort, abhängig vom Tätigkeitsfeld- Verschiedene Öko-Boni für umweltfreundliche Fahrzeuge, den höchsten für Stromer- Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gekauft, Nutzungsdauer: vier Jahre- Elektrofahrzeuge für zwei Jahre bei den Herstellerbanken/-leasinggesellschaften geleast- Flotte zentral von Walldorf aus verwaltet, neuerdings Sixt Mobility Consulting als externen Partner für internationales Reporting und das operative Flottenmanagement- Vier Tankkarten: Shell, Aral, Total und seit September 2014 Novofleet

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Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.