_ Mitten in Hamburg, zwischen den U-Bahn-Stationen Hoheluftbrücke und Eppendorfer Baum, liegt das Büro von Elbberg. Wer die Hansestadt kennt, weiß, dass dies eine ziemlich urbane Lage ist und die Parkplätze dort rar und teuer sind. 100 Euro netto für einen Stellplatz im Hof hat der Vermieter von Elbberg aufgerufen, Tiefgaragenplätze kosten rund das Doppelte. Und kostenfreie Parkplätze befinden sich erst in 300 Metern Entfernung in den benachbarten Wohnvierteln.
Betreibt dann noch ein Carsharing- Anbieter eine Station in der hauseigenen Tiefgarage und stellt ein weiterer jeweils 200 und 500 Meter weiter Fahrzeuge zur Anmietung bereit - warum dann nicht auf eigene Wagen verzichten und die komplette Mitarbeitermobilität mit Mietwagen abdecken?
Seit 15 Jahren Carsharing-Kunde
Für Elbberg-Geschäftsführer und Architekt Gerd Kruse hat sich die Frage gar nicht erst gestellt - als Mitinhaber des 20-köpfigen Planungsbüros ist Carsharing für ihn angesichts der zentralen Lage die praktischste Mobilitätslösung, die er beruflich und auch privat als Ergänzung zum Familienauto seit gut 15 Jahren nutzt. Doch nicht nur das - als Stadtplaner beschäftigen er und seine Kollegen sich inhaltlich mit innerstädtischer Lebensqualität. "Wenn man mit Stadtplanung zu tun hat, geht es immer auch um Verkehr und Umweltfreundlichkeit", erklärt er.
Das Image von Carsharing ist in seiner Branche daher positiv, das Interesse daran groß. "Wenn man mit einem Carsharing-Auto zum Termin kommt, ist es immer O.k.".
Für Kruse sprechen aber ebenso wirtschaftliche Gründe gegen einen eigenen Fuhrpark und für das für ihn günstigere Carsharing. Auf rund vier Fahrten pro Woche kommen Kruse und sein Team aus Stadtplanern, Landschaftsplanern und Architekten. Tagsüber arbeiten die Elbberg-Mitarbeiter meist im Hamburger Büro, empfangen Besuch, zeichnen und telefonieren. Die Dienstfahrten stehen meist abends an, wenn die Gemeinderäte und Bauausschüsse tagen. Da kommen dann je nach Verfügbarkeit die Mietfahrzeuge von Cambio Carsharing, das zwei Einheiten in der Tiefgarage von Elbberg stationiert hat, oder vom benachbarten Anbieter Greenwheels zum Einsatz, die die Mitarbeiter bei ihren Terminen - oft in Gemeinden im Umland - mobil halten.
Danach stellen die Mitarbeiter es entweder wieder in der büronahen Station ab oder fahren damit über Nacht nach Hause und bringen es dann erst am nächsten Morgen auf dem Arbeitsweg wieder zurück. Durch die günstigeren Miettarife in der Nacht bleiben die Kosten dafür überschaubar.
Oft sind es aber auch freiberufliche Kartierer, die für die Planung von Windparks im Auftrag von Elbberg mindestens ein Jahr lang wöchentlich Fledermäuse und Vögel kartieren müssen. Auch zu diesen bis zu 200 Kilometern entfernten Einsätzen werden Carsharing-Fahrzeuge angemietet.
Kosten von monatlich 300 bis 800 Euro
Pro Monat kommt Elbberg auf Fahrleistungen von 1.000 bis 3.500 Kilometer, die Rechnungen betragen monatlich zwischen 300 und 800 Euro brutto, der Durchschnitt liegt bei 400 bis 450 Euro respektive rund 26 Cent pro Kilometer. "Für das Geld bekomme ich keinen eigenen Firmenwagen", argumentiert Kruse, denn diese Kosten beinhalten sogar bereits die Kraftstoffkosten. Bei eigenen Fahrzeugen müssten zu den Anschaffungskosten oder der monatlichen Leasingrate noch die Ausgaben für beispielsweise Parkplatz, Versicherung, Werkstatt- und Tankrechnungen und Lohnkosten für Werkstattfahrten hinzugerechnet werden. "Ich wüsste keinen Grund, der für einen Firmenwagen sprechen würde", resümiert der Geschäftsführer.
Kruse kommt in seinem eigenen Mobilitätsprofil auf je ein Drittel Carsharing, öffentliche Verkehrsmittel und Privatwagen. Seine Mitarbeiter nutzen Carsharingautos für ihre Dienstfahrten sogar zu 70 Prozent. Zu den übrigen Terminen fahren sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Nur selten nutzen Mitarbeiter hingegen ihren Privatwagen mit der üblichen Vergütung von 30 Cent pro Kilometer.
Gute Verfügbarkeit
Kruse und seine Mitarbeiter sind mit dem Carsharing zufrieden. Die Verfügbarkeit ist aufgrund des dichten Stationsnetzes der Umgebung gut. Dennoch muss jede Dienstfahrt im Voraus geplant und der Wagen bei Cambio möglichst ein bis zwei Tage vorher gebucht werden.
Werden spontan Mietwagen benötigt und die beiden Wagen im Haus sind schon vergeben, weichen die Mitarbeiter oft auf Greenwheels-Stationen mit fünf oder zehn Minuten Fußweg aus. Alle Mietwagen seien stets sauber und stünden nie mit leerem Tank da.
Ausstattung nicht immer ideal
Und doch gibt es einige Kritikpunkte, die man in einem eigenen Fuhrpark eliminieren könnte. Kruse nennt zum Beispiel die Basis-Ausstattung eines VW Lupo von Greenwheels, der keinen Funkschlüssel hat, was sich - mit Aktentasche und Beamer bepackt - als äußerst unpraktisch erweist. Oder ein Lenkrad, das nicht höhenverstellbar ist, und Außenspiegel, die man von Hand einstellen muss. Hinzu kommen Modelle, die ihm nicht gefallen."Wenn ich dann schon mal ein Auto miete, dann will ich auch ein nettes haben. Da sollte nicht einfach nur so eine neutrale Kiste stehen, es sollte auch ein bisschen Spaß machen", sagt Kruse.
Ein solches "Spaßauto" war das Fiat 500 Cabrio (siehe Foto), das Cambio in der vergangenen Sommersaison bereitgestellt hatte. Jetzt hofft der Stadtplaner, dass es nach dem Winter wieder in der Tiefgarage auf dem Carsharing-Stellplatz stehen wird.
- Ausgabe 01/2016 Seite 42 (312.3 KB, PDF)