Die beiden ungleichen Autobauer Fiat und Chrysler rücken immer enger zusammen. Der italienische Kleinwagenspezialist wird schon bald die Mehrheit am US-amerikanischen Hersteller halten. Der Chef beider Firmen, Sergio Marchionne, will einen neuen weltumspannenden Autokonzern schmieden, der es auch mit Branchenriesen wie Volkswagen oder Toyota aufnehmen kann. Fiat ist in Europa und Lateinamerika stark, Chrysler in Nordamerika. Fiat hat sich mit der US-Regierung darauf geeinigt, deren verbliebenen Anteil von sechs Prozent an Chrysler zu übernehmen. Fiat besitzt nach mehreren Aufstockungen bereits 46 Prozent. "Indem das Finanzministerium sein Engagement bei Chrysler beendet, wird offenkundig, dass es die richtige Entscheidung von Präsident Obama war, hinter dem Unternehmen zu stehen und es zu sanieren", erklärte Finanzminister Timothy Geithner am späten Donnerstag (Ortszeit) in Washington. Die US-Regierung hatte Chrysler – und den Konkurrenten General Motors (GM) – in der schweren Branchenkrise des Jahres 2009 zusammen mit der kanadischen Regierung vor dem Bankrott gerettet. Fiat ergriff die Chance und bot sich als Hilfe bei den Bemühungen an, Chrysler wieder auf Vordermann zu bringen. Fiat-Chef Marchionne wurde Kopf beider Unternehmen und half Chrysler mit italienischem Know-how bei der Entwicklung neuer Wagen. Im Gegenzug bekam Fiat nach und nach immer mehr Anteile. Für das jetzige Anteilspaket muss Fiat allerdings Bares leisten – und zwar 500 Millionen Dollar. Für ein erst vor wenigen Wochen übernommenes 16-Prozent-Paket hatte Fiat bereits knapp 1,3 Milliarden Dollar auf den Tisch gelegt. Die Frage ist nun, ob Fiat die finanzielle Puste hat, auch die restlichen Chrysler-Anteile zu kaufen und sich den US-Autobauer damit komplett einzuverleiben. Gewerkschaft braucht Geld Zweiter großer Anteilseigner neben Fiat ist der Gesundheitsfonds der US-Autogewerkschaft UAW. Mit rund zwei Prozent ist auch noch Kanada beteiligt. Fiat hat sich das Recht gesichert, die UAW-Anteile zu übernehmen. Die Gewerkschaft ist auf das Geld angewiesen, um die medizinische Versorgung ihrer Mitglieder zu sichern. Ursprünglich war geplant, die UAW-Anteile an die Börse zu bringen, doch mit dem raschen Voranschreiten von Fiat spekulieren Beobachter darauf, dass die Italiener der Gewerkschaft ihre Beteiligung einfach abkaufen.