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Lebensmittelgroßhändler Transgourmet: 4.500 Vierräder plus 1.100 Zweiräder

30.09.2022 09:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
Transgourmet-Zentrale im südhessischen Riedstad.
© Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Transgourmet ist in Deutschland einer der größten Lebensmittelgroßhändler. Der Fuhrpark der Riedstädter umfasst derzeit mehr als viertausend Pkw, Transporter und Flurförderzeuge und mehr als eintausend Bikes.

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Die deutsche Transgourmet-Zentrale im südhessischen Riedstadt liegt etwas "ab vom Schuss". Bis Darmstadt sind es 14 Kilometer, bis Mainz 30 und bis Frankfurt knapp 40. Der Schriftsteller und Mediziner Georg Büchner wurde unweit von hier geboren, vor gut 200 Jahren. Der Rhein ist in Wurfweite, das Land drumherum bietet sich zum Spargel- und Erdbeeranbau an. So viel zum Standort, an dem laut Dennis Nehrbaß 2016 Transgourmet die neue Deutschlandzentrale errichtete.


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Transgourmet hat 11.000 Beschäftigte

Dennis Nehrbaß ist Fuhrparkmanager bei Transgourmet. Ihn treffen wir zusammen mit seinen Personalabteilungs-Kolleginnen Charleen Hohmann und Anna Retzlav bei sonnigem Wetter und gutem Kaffee aus der Kantine. Nehrbaß ist seit 22 Jahren in dem Unternehmen, das 2011 in die Coop-Gruppe integriert wurde, die weltweit rund 95.000 Menschen beschäftigt. In Deutschland hat Transgourmet knapp 11.000 Beschäftigte, in der Zentrale arbeiten rund 500 Menschen. Gleich nebenan steht bereits seit 2012 ein (Kühl-)Logistikzentrum. Beide Gebäude werden im Sommer stromautark mittels Photovoltaik betrieben, das Verwaltungsgebäude soll das auch im Winter schaffen.

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Generell legt Transgourmet auf das omnipräsente Wort Nachhaltigkeit großen Wert und unterfüttert das auch mit ein paar Fakten:"Wir waren 2016 eines der ersten Unternehmen, das einen Elektro-18-Tonner in Berlin im Einsatz hatte - den fahren wir übrigens noch immer. Denn wir wollen das nachhaltigste Unternehmen der Branche werden und da müssen die Rahmenbedingungen stehen", wie Nehrbaß betont.

Interessant beim Blick auf den Fuhrpark ist, dass bislang lediglich ein Poolwagen elektrisch betrieben wird. Den Opel Ampera-e haben sie schon länger im Programm, was ja gerade bei E-Autos aus ökologischen (und oft auch ökonomischen) Gründen Sinn ergibt. Der Rest verbrennt noch Diesel und ein paar wenige Benzin. "Wir werden perspektivisch, für alle die wollen, umstellen. Niemand muss mitmachen.

Aber ich bin mir sicher, dass sich schnell rumspricht, wie angenehm sich die neusten Elektroautos fahren lassen." Auf die Frage nach Plug-in-Hybriden kommt kurz und trocken: "Plug-in-Hybride kommen mir nicht ins Haus." Denn Nehrbaß liegt bei aller Umweltverträglichkeit eben auch die Wirtschaftlichkeit seiner Fahrzeuge am Herzen.


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Wallboxkosten bei Transgourmet trägt Fahrer

Ziemlich abgeklärt erzählt er, dass Transgourmet bei der Installation der Wallboxen zuhause behilflich ist. Die Kosten müsse jedoch der Mitarbeiter selbst tragen. Der Stromverbrauch wird selbstverständlich 1:1 bezahlt. Damit umgeht Nehrbaß nicht nur die Problematik, was eigentlich beim Arbeitgeberwechsel des Mitarbeiters mit der Wallbox passiert, er verringert auch den Aufwand für die Fuhrparkabteilung und bindet den Mitarbeiter im positiven Sinne aktiv beim Wandel ein.

"Wir haben es ausgerechnet. Die meisten bezahlbaren E-Autos schaffen mittlerweile reell gut 200 Kilometer - auch auf der Autobahn. Das entspricht etwa 40.000 km in einem Jahr mit 221 Werktagen. Und niemand bei uns fährt täglich mehr als 200 Kilometer am Stück. Jetzt sind wir bei vielen E-Autos im Bereich von 350 Kilometern, einige schaffen sogar mehr." Damit sei die Zeit gekommen, nicht nur die Ladeinfrastruktur am Firmensitz, die bislang lediglich drei Ladesäulen aufweist - die aber (noch) jeder kostenfrei nutzen kann -, aufzubauen. Vage Zahlen kursieren, dass rund 80 Prozent aller Ladungen zuhause stattfinden, womit die Logik von Nehrbaß aufgeht. Der Rest lädt dann im Büro und wohl keine fünf Prozent laden unterwegs.

Transgourmet kauft alle Fahrzeuge, 4.500 sind es derzeit, inklusive der Flurförderzeuge. Bei den Automobilen haben die Mitarbeiter die Wahl zwischen VW (Marke), Opel und BMW. "Wir kaufen zwischen 200 und 250 Pkw pro Jahr und steuern entsprechend viele aus." Aufgrund des Kauffuhrparks"geht das Remarketing gerade super auf", wie Nehrbaß es formuliert. Zwei Partner versteigern die Fahrzeuge für Transgourmet. Aber nicht nur bei den Pkw hat sich das Kaufen aktuell mehr denn je gelohnt. "Wir haben seit Corona auch beim Verkauf unserer 7,5- bis 26-Tonner fast doppelt so viel bekommen, wie in den Jahren davor. Jeder hat gerade Bedarf. Aber es wird auch wieder andere Zeiten geben", so viel ist für ihn gewiss.

Bei den Nutzfahrzeugen will Transgourmet den Anteil an Fahrzeugen, die mit Bio-CNG betrieben werden, in den kommenden Jahren von 120 auf rund 300 erhöhen und damit ein Drittel dieser Flotte nahezu CO2-frei mit aus Deutschland produziertem Bio-CNG betreiben, wie es beispielsweise Verbio-Gas anbietet (siehe auch Autoflotte 11/2020, Seite 34 oder auf autoflotte.de). "Wir haben auch einige E-Transporter im Einsatz, aber da ist die Kühllogistik schwierig. Denn wenn ein Transporter rund 200 Kilometer Reichweite unter Realbedingungen hat, schafft er bei uns aufgrund des Stromverbrauchs vom Kühlaggregat nur rund 130 Kilometer. Unsere durchschnittliche Tagestour beträgt jedoch 187 Kilometer und somit können wir sie nur sehr gezielt einsetzen."

Daher ist Bio-CNG für Nehrbaß derzeit der sinnvollste Kompromiss aus Ökologie, Ökonomie und Umsetzbarkeit."LNG ist bei uns nicht sinnvoll. Grundsätzlich bin ich ein Fan von LNG. Aber die Produktion läuft zum großen Teil in Katar oder den USA, wird dann oft mit Kohleenergie auf minus 160 Grad Celsius heruntergekühlt, kommt mit dem Öltanker, der Schweröl verbrennt, in die Häfen Europas und wird mit dem Diesel-Lkw an die Tankstellen verbracht. Da ist Bio-CNG, hergestellt in Deutschland, deutlich nachhaltiger."

Nehrbaß sieht in den nächsten 10 bis 15 Jahren in Europas Fuhrparks einen Mix aus Diesel, Strom, Wasserstoff und Biogas - je nach Land etwas changierend. "Im Nutzfahrzeugbereich haben derzeit alle ihre Daseinsberechtigung. Wenn wir in der Berliner Innenstadt anliefern, können wir das jetzt schon rein elektrisch. Bei Touren von 60 bis 80 Kilometern ist der E-Antrieb top. Wir brauchen aber auch Wasserstoff oder andere Biokraftstoffe. Auch wenn diese nicht komplett CO2-neutral sind. Beim Bio-CNG werden dennoch bis zu 90 Prozent weniger CO2 ausgestoßen. Und es ist sofort einsetzbar." Auf die Frage, was er von der Lkw-Oberleitungstrasse direkt vor seiner Haustür auf der A5 hält, kommt ein kurzes, in Südhessen geläufiges "Kappes" raus. Was es bedeutet, können sich auch Nicht-Südhessen leicht herleiten.


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Jobrad boomt bei Transgourmet

Kein Kappes ist indes die einzige Mobilitätslösung bei Transgourmet, die geleast werden kann. Und zwar von derzeit rund 8.500 Mitarbeitern. Das Jobrad kommt vom gleichnamigen Anbieter aus Freiburg, der kürzlich bei Lofino (Anbieter von Mobilitätsbudgets) eingestiegen ist und bereits im Frühjahr 2017 bei Transgourmet durch die Tür radelte. Weit mehr als 2.000 Fahrräder sind mittlerweile über den Tisch von Charleen Hohmann und ihren Kolleginnen der Personalabteilung gegangen - natürlich nur im übertragenen Sinne."Wir sind die alleinigen Ansprechpartner für die Mitarbeiter", sagt Hohmann und weiß, dass sie zusammen mit anderen Abteilungen im Haus viele kleine Helferlein erstellt hat, die den administrativen Aufwand sowohl für die Personalabteilung als auch für den Jobrad-Interessenten gering halten.

"Wir haben während der Pandemie gemerkt, wie die Nachfrage gestiegen ist. Ab Juni 2020 hatten wir fast die doppelte Zahl an Jobrad-Anträgen pro Monat und das hält bis heute an." Da das Telefon nicht mehr stillstand und die Fragen wiederkehrend dieselben waren, überlegte sich die clevere Pfälzerin eine Lösung, wie sie den Bestellprozess für alle deutlich vereinfachen kann. "Wir haben mit dem Marketing zusammen ein Video erstellt, das im Grunde alle aufkommenden Fragen beantwortet. Denn wirklich kompliziert ist der Prozess nicht. Wenn man aber erstmalig oder nur alle drei Jahre mit dem Jobrad-Portal in Berührung kommt - das ist ja die Leasingdauer - fängt man dennoch oft wieder bei fast null an. Daher das Video, das auch im Intranet zu finden ist."

Dusche, Eltern-Kind-Büro etc.

Die Preis-Obergrenze bei den Jobrädern liegt bei 5.000 Euro - Individualabsprachen nicht ausgeschlossen. "Weil viele der rund 80 Betriebsstätten in Deutschland nicht in Citynähe sind, sind unsere Jobradler vermehrt die, die ihre Räder privat nutzen. Ein Mitarbeiter ist mit seinem Lastenrad und Familie 700 Kilometer in den Urlaub gefahren. Auch das ist möglich, wie in Absprache auch Triathlonräder übers Jobrad-Portal gewählt werden können." Eine jährliche Inspektion ist Pflicht. "Dafür ziehen wir fünf Euro pro Monat extra vom Gehalt ab - also 60 im Jahr. Von Jobrad kommt dann ein Gutschein im Wert von 70 Euro für die Inspektion beim Fachhändler. Jobrad gibt die Auswahl der Fahrradhersteller vor, darauf haben wir keinen Einfluss. Im Intranet findet man aber alle Händler, auch Onlinehändler und deren Portfolio." Wer doch mal sportlich ins Büro strampelt, hat die Möglichkeit, vor Ort zu duschen. Generell legt Transgourmet Wert auf die Mitarbeiterzufriedenheit. Eltern-Kind-Büros, Massagesessel sowie kostenfreies Obst, Wasser und Kaffee stehen bereit.

Von den letztgenannten Zugaben profitieren auch die Auszubildenden, die beim Jobrad-Angebot aufgrund der Leasing-Laufzeit außen vor bleiben, denn diese übersteigt oft die Ausbildungszeit. Hohmann ist auch Ausbilderin für die Azubis aller Standorte und kümmert sich mit ihnen unter anderem um Projekte wie das Insektenhotel inklusive einem Bienenvolk und eigenem Honig auf dem Dach. 125 bis 150 Azubis starten jedes Jahr bei Transgourmet. Rund 300 sind es insgesamt. Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement, Fachkräfte für Lagerlogistik und Fachlageristen lauten die gängigsten der elf Ausbildungsberufe, die erlernt werden können.

Wer als Profi bei Transgourmet anheuert, lernt ebenfalls nie aus. "Wir haben einen eigenen und fünf externe Fahrlehrer. Die sitzen wiederkehrend bei einem unserer Berufskraftfahrer an Bord. Training on the Job, um das ökologische Fahren nicht nur in der Theorie, sondern auf der realen Tour mit ihm durchzugehen. Damit schaffen wir es, noch ökologischer zu sein und Verbräuche wie auch Verschleiß zu senken. Und wir wollen unser Personal bestmöglich schulen", fällt Nehrbaß zum Schluss noch ein.

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