Tot sind sie nicht, aber arg am Kränkeln: Kleinwagen haben aktuell einen schweren Stand. Hohe und teure Auflagen in puncto Sicherheitssysteme, Cybersicherheit und Abgasreinigungstechnik, ein im Vergleich zu den nach wie vor beliebten City-SUVs eher uncooles Äußeres. Umso erfreulicher, dass es noch Autobauer gibt, die dieses Segment bedienen. Wie zum Beispiel Honda, die den Jazz aufgefrischt haben.
Und der aufgefrischte Japaner macht innen einen belebenden Eindruck. Die neuen Materialien wirken sauber verarbeitet, kein Knarzen und Knirschen, das den Gesamteindruck beeinträchtigen würde. Sowohl vorne als auch hinten finden Erwachsene in dem gut vier Meter langen Kleinwagen genügend Platz, sodass auch längere Fahrten komfortabel zu absolvieren sind. Auch dank der Sitze mit neuer Polsterung, die zwar nicht elektrisch verstellbar sind, aber doch genügend Seitenhalt und Sitzkomfort bieten.
Die Bedienung gelingt leicht und das Infotainment ist übersichtlich. Der neun Zoll große Touchscreen mit Kacheloptik und das sieben Zoll große Kombiinstrument sind sehr gut ablesbar, die Drehregler lassen sich sauber einstellen. Allerdings ist die Warntaste schlecht platziert und kann versehentlich mit dem Handballen betätigt werden. Die Cupholder für Fahrer und Beifahrer an den jeweiligen Enden der Armaturentafel sind hingegen sehr praktisch. Ebenso clever: Die geteilte A-Säule sorgt für einen Top-Überblick.
Der robust gestaltete Automatikwählhebel und der ebenso üppige Pralltopf wirken zwar etwas plump, stören den ansonsten guten Gesamteindruck nicht. Jeweils zwei USB-Anschlüsse vorne und hinten sorgen dafür, dass alle Passagiere ihre Geräte laden können. Die kabellose Handy-Kopplung funktioniert nicht immer sofort zuverlässig, zuweilen waren mehrere Versuche notwendig, das Smartphone ans System anzudocken.
Achtung: Die Kofferraumklappe schwingt nicht hoch genug, was beim Beladen hinderlich sein kann. Dennoch bietet der Kofferraum (304 bis 1.205 Liter) mit zwei Verzurrösen und einem doppelten Ladeboden samt extra Staufach praktische Lösungen. Beim Umklappen der sehr praktischen Magic Seats entsteht eine ebene Ladefläche, die zusätzlichen Stauraum schafft.
e: HEV – dieses etwa kryptische Kürzel bedeutet bei Honda einen Vierzylinder-Atkinson-Motor mit variabler Ventilsteuerung plus zwei Elektromotoren plus eine Lithium-Ionen-Batterie. Drei Antriebsmodi sind damit möglich:
- Elektroantrieb: Der Elektromotor treibt das Fahrzeug direkt an.
- Hybridantrieb: Der Benzinmotor treibt den zweiten Elektromotor an, der als Generator fungiert und Energie für den elektrischen Antriebsmotor produziert.
- Motorantrieb: Der Benzinmotor ist über eine Überbrückungskupplung direkt mit den Rädern verbunden.
Mit 90 Kilowatt / 122 PS Systemleistung ist der Fronttriebler bestens motorisiert, kommt flott aus dem Stand und ebenso behände auf Touren, auch wenn sich knapp zehn Sekunden bis Tempo 100 auf dem Datenblatt nicht sonderlich schnell lesen. Beim Beschleunigen entsteht ein leichter (und hörbarer) Gummibandeffekt. Autobahntempi jenseits der 150 Kilometer pro Stunde lassen sich dennoch absolvieren, ohne dass es im Fahrzeug unangenehm laut wird.
Schluss ist bei 175 Kilometer pro Stunde, völlig ausreichend für ein Fahrzeug, dessen Einsatzzweck nun wirklich keine langen Dienstwagenfahrten sind. Bei schneller Fahrt verbraucht der Motor 6,5 Liter, ist aber leicht auf etwa fünf Liter zu bekommen. Der Wechsel zwischen den Fahrmodi gelingt unproblematisch und reibungslos, ist kaum wahrnehmbar. Der Fahreindruck ist zuweilen etwas schaukelig, das Fahrwerk dürfte gerne straffer abgestimmt sein.
In puncto Sicherheitssysteme gibt es nichts zu mäkeln. Der Honda Jazz ist serienmäßig mit einer Vielzahl aktiver und passiver Sicherheitstechniken ausgestattet. Ab 28.750 Euro brutto ist der Honda Jazz Advance zu bekommen. Dafür bietet der Japaner ein überzeugendes Gesamtpaket aus Praktikabilität, Platz, moderner Antriebstechnik und leichter Bedienung.