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Haga Metallbau: Was bleibt?

23.11.2022 08:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
Haga Metallbau: Was bleibt?
© Foto: Autoflotte

Krisen formen die Welt – auch bei Haga Metallbau. Wir blicken mit den Fuhrparkleitern darauf und stellen die Frage: Wie funktioniert weiterhin "Made in Germany"?

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Was auf Baustellen oftmals ein Problem ist, zeichnet Haga Metallbau aus: Transparenz zu schaffen. Im Gewirr der Gewerke und Sub-sub-sub-Unternehmer fehlt oft von außen betrachtet jene Abgrenzung, die der Mittelständler aus Unterfranken vorlebt: auch in seinem Fuhrpark. Für jene knapp 60 Einheiten (davon 33 Nutzfahrzeuge) zeichnete lange Guido Laubender verantwortlich. Den umtriebigen Prokuristen-Fuhrparkverwalter-Montageleiter porträtierten wir bereits zweimal in der Autoflotte – letztmals 2012. Ein guter Zeitpunkt also, nach zehn Jahren – davon drei unter Dauerkriseneinfluss – in Hofheim nahe Haßfurt vorbeizuschauen, um zu fragen: Wie haben die sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen den Entfaltungsmöglichkeiten eines stets ausprobierenden Fuhrparkverantwortlichen zugesetzt?

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Bei unserem Besuch im Herbst 2022 herrschte ein Gefühl vor: der Zweifel. Was für jeden – egal ob Unternehmer oder Privatperson – nachvollziehbar ist, zeigt sich in Hofheim in Form der aufgeschobenen Investitionsentscheidung. Soll man einen Neubau beginnen oder ihn hinausschieben? Aber beginnen wir lieber von vorn und blicken auf den Geschäftskern. Haga Metallbau hat sich in den Corona-Jahren wieder auf das spezialisiert, was man am besten kann: „Alu, Glas und Stahl“, wie Laubender aufzählt. Ein Betrieb in Sachsen sowie ein früher zugekauftes Stahlbauunternehmen wurden wieder veräußert. Damit sank die Mitarbeiterzahl von mehr als 300 auf gut 250. Man konzentriert sich auf seine Stärken.

Haga Metallbau: Freiheiten bei der Autowahl

Die Leitung übernehmen die vier Prokuristen, darunter Guido Laubender, der auch ein Auge auf die Transporter in der Flotte hat – aktuell sind dies Opel Combo und Renault Kangoo sowie Master. Georg Rumpel, einer der zwei Geschäftsführer, übernahm die Pkw- sprich die Dienstwagenflotte, in der sich die Mitarbeiter mittlerweile recht frei austoben können, sofern zumindest eines der drei kooperierenden Autohäuser in der Nähe die gewünschte Marke anbietet. Der Steuervorteil mit 0,5 oder 0,25 Prozent wies den Plug-in-Hybriden den Weg nach Unterfranken, erste Stromer kommen zum Jahreswechsel 2022/23 dazu (allein die späten Ausliefertermine verhinderten ein früheres Erscheinen).

Bei den Transportern sind die wandernden Kalenderwochenangaben längst auf dem Niveau der Stromer-Pkw angelegt, deshalb bestellt Laubender mit einem Jahr Vorlauf. Der Händler des Vertrauens (Opel-Renault) selbst hat neben dem Master und Movano eine ganze Reihe Fiat Scudo gekauft, auf die Haga Metallbau zurückgreifen könnte, ohne sich einen neuen Ansprechpartner suchen zu müssen, was Laubender freut, denn Opel und Fiat sind mittlerweile Stellantis-Marken. Die Metallbauer selbst haben sich zuletzt mit dem Opel Combo Diesel (130 PS) eingedeckt und orderten die letzten Nichtstromer. Der Umstieg auf E-Transporter fällt aus mehreren Gründen schwer, wie Laubender berichtet.


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Haga Metallbau: Stromer sind fehl am Platz

Zum einen fehlen an den bundesweiten Baustellen, an denen die Monteure zu finden sind, nicht nur Parkmöglichkeiten, sondern auch Ladeplätze. Also müsste der Transporter oder Kleinbus fern der Baustelle laden. Auf der anderen Seite ist es schwer vermittelbar, dass am Ende der Arbeitswoche, in der Regel donnerstagabends, die Fahrt für alle im Transporter vielleicht eine Stunde länger gehen soll, da der E-Transporter ein oder zwei Zwischenladungen braucht. Am zu schnellen Fahren würden die E-Modelle übrigens nicht scheitern, denn jetzt schon sind alle Transporter auf Tempo 130 gedrosselt – eine Maßnahme, die im Zusammenspiel mit anderen half, die Schadenquote von ursprünglich 45 Prozent zu halbieren, wie Laubender vorrechnet. Das interne Schadenmanagement kümmert sich vor allem um die Glasschäden, auch Marderbisse spielen eine Rolle, weshalb in jedem Transporter ein Marder-Schreck steckt.

Man kennt die Anforderungen an die Mobilität bei Haga Metallbau recht genau. Als Siebensitzer (Kleinbus) fungiert der Renault Master (L3H2) mit 150 PS. Ganzjährig fahren diese mit Michelin-Winterreifen, was bei Laufleistungen von über 40.000 Jahreskilometern mutig anmutet, sich aber laut dem Fuhrparkleiter rechnet. Über das Autohaus wird der Hol- und Bringservice abgewickelt, die Einbauten wandern von Fahrzeug zu Fahrzeug mit, was der Beschrifter übernimmt. Dieser sitzt in der Nähe von Würzburg und koordiniert seine Arbeiten mit dem Händler, sodass der Fahrzeugtausch bei Haga Metallbau nur wenig Aufwand verursacht. Sofern diese [MTL1] lieferfähig sind.

Das ist bei den bestellten E-Autos ein schwieriges Thema. Nachdem man jahrelang dem Gleichheitsgebot folgte und ein Referenzmodell zur Wahl stellte – das war zuletzt der Opel Astra –, zeigt man sich mittlerweile offener bei der Pkw-Wahl, was auch den Flotten-Mitverantwortlichen Rumpel freut. So kann man sich in Unterfranken langsam an die neue Welt der Elektromobilität gewöhnen und schrittweise das Angebot ausbauen sowie die Ladeinfrastruktur aufbauen. Ganz so, wie es die Experten auch raten, indem man Schritt für Schritt in der E-Welt Tritt fasst.


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Gleitklauseln allerorten

Neue Zeiten erlebt das energieintensive Unternehmen auch in der Vertragsgestaltung. Was vor einem Jahr undenkbar war, ist heute Realität und nennt sich „Gleitklausel“. Mit der die Kosten für die kaum mehr kalkulierbaren Energiepreise ständig überprüft werden und in die Gesamtkostenrechnung einfließen können. Im Fall der Unterfranken sind dies vor allem die Preissprünge beim Glas, welche – mittlerweile ähnlich wie bei den Diesel-Floatern der Spediteure – mit Gleitklauseln angepasst werden. Dennoch verlangen die Bauherren in den Ausschreibungen, an denen Haga Metallbau teilnimmt, immer noch Festpreise, was kaum zu kalkulieren ist.

Die Baustellen selbst finden sich deutschlandweit wieder, die für alle Mitarbeiter sichtbaren Monitore in der Disposition zeigen, wer mit welchem Fahrzeug wo unterwegs ist. Mit Stolz berichtet Laubender, dass man noch 65 eigene Monteure angestellt hat, die in einem sich wandelnden Umfeld immer noch echtes Handwerk anbieten können. Dass Wertschätzung und Unfallprävention Hand in Hand gehen können, zeigt sich daran, dass die Monteure ihre Unterkünfte nicht selbst buchen müssen, sondern die Dispo dies übernimmt. „Damit haben die Kollegen unterwegs weniger Stress, was zu weniger Unfällen und Fahrzeugschäden führt, wie wir festgestellt haben“, erklärt Rumpel. Auf der anderen Seite stehen die negativen Seiten des ständigen Unterwegsseins. „Wenn man die 28 Euro für die Verpflegungspauschale sieht, die wir den Monteuren zahlen können, wird deutlich, dass die Attraktivität schwindet, die Woche über auf den Baustellen zu arbeiten, was aber ein Kern unseres Angebots ist“, gibt sich Laubender nachdenklich.


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Haga Metallbau: Homeoffice für einige

Der Kontrast zum sich ausweitenden Homeoffice-Anteil in der arbeitenden Bevölkerung könnte größer nicht sein. So gibt es die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, auch in Hofheim, allerdings nur für Stellen in der Verwaltung und in der Technik. Zudem schalten sich die Baustellenleiter zum Ende der Woche virtuell zusammen, sodass die Kollegen direkt von der Baustelle nach Hause fahren können, ohne den Umweg in die Zentrale wählen zu müssen. Nicht jeder Job ist eben virtuell ausführbar. Dennoch zahlen die Franken allen Mitarbeitern eine Jahresprämie, welche sich aus einem Viertel des Reingewinns speist. Parallel wurde wie beschrieben das Dienstwagenangebot massiv erweitert, sodass sich die Mitarbeiter nach ihrem Gusto austoben können. Der Dienstwagen ist hier immer noch ein probates Mittel der Mitarbeiterbindung und -gewinnung. Verwaltet wird die Flotte interessanterweise immer noch mit einer Excel-Liste. Das wird mit einem steigenden Anteil von alternativ angetriebenen Pkw und Transportern sicher anders.

Wie anders die Produktionsstätte in Hofheim werden soll, ist immer noch die Gretchenfrage. Dafür sprechen die künftig deutlich kürzeren Wege zwischen den Arbeitsschritten von der Anlieferung bis zur Weiterverarbeitung der Bleche, Fensterrahmen oder Türen. Ebenso wäre die neue Halle ein attraktives Statement für künftige Mitarbeiter, denn obwohl man in diesem Ausbildungsjahr gut 20 Azubis neu hinzugewinnen konnte (an allen drei Standorten), bleibt die Nachwuchssuche schwierig. Neben der Effektivitätssteigerung und dem Thema Personal ist ein weiteres Pro-Neubau-Argument die Energieversorgung, denn auf die Produktionshalle würde natürlich eine Fotovoltaik-Anlage platziert, die den Eigenanteil am teureren Gut Strom erhöhen würde und per Ladesäulen an die elektrifizierten Dienstwagen abgeben könnte. Das spart dem Mitarbeiter Geld und steigert die Attraktivität des Arbeitgebers.

Ähnliche Fragen stellen sich gerade viele Mittelständler – nicht nur aus dem produzierenden Gewerbe, aber vor allem dort, denn dies ist das Kernelement der Wertschöpfung in Deutschland 2021 betrug laut dem Statistischen Bundesamt der Anteil des produzierenden Gewerbes (inklusive Bau-Sektor) am Bruttoinlandsprodukt schwergewichtige 29,5 Prozent.   Wenige Industrieländer weltweit schafften es so perfekt, günstig Rohstoffe (samt Energie) und Vorprodukte global einzukaufen oder selbst zu produzieren und dann vor Ort zu veredeln, um sie anschließend am Markt zu vergolden. Made in Germany eben. So gibt das Verhandeln zwischen dem Bekannten und dem Neuen hier in Unterfranken einen Eindruck davon, wie sich deutschlandweit die produzierenden Firmen gerade neu ausrichten – inklusive ihrer Fuhrparks.

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