_ Wie so oft lohnt es sich auch bei diesem Testwagen, genauer hinzuschauen. Denn einerseits hat Ford seinem Transit Custom gerade ein Facelift spendiert, was äußerlich aber nur an der neuen Frontoptik erkennbar ist. Vor allem aber entschieden wir uns bei unserem Test für den Einstiegsdiesel mit 105 PS. Nicht genug für einen Transporter in der heutigen Zeit? Doch, denn wichtiger als die PS-Zahlen ist im wirtschaftlich orientierten Transporteinsatz das maximale Drehmoment eines Dieselmotors.
Starkes Drehmoment
Und da überspringt die schwächste Einstellung des exakt 1,995 Liter großen Vierzylinders mit ihren 360 Newtonmetern (Nm) eine ganze Leistungsklasse. Die Erzrivalen VW T6 oder Mercedes-Benz Vito bringen es bei ähnlichen Hubraumgrößen auf 340 beziehungsweise 330 Newtonmeter - allerdings bei einer Maximalleistung von 150 und 136 Pferdestärken.
Entsprechend kräftig, ja fast schon ungestüm schiebt der Einstiegsdiesel den mit 700 Kilogramm Testballast befrachteten Custom an. Sobald die Nadel des Drehzahlmessers die 1.500er-Marke passiert, steht explosionsartig Leistung zur Verfügung. Das Ganze läuft zwar harmonischer ab als bei den stärkeren Einstellungen des TDCI mit 130 und besonders 170 PS, dennoch müssen sich Kupplungs- und Gasfuß zunächst daran gewöhnen, entsprechend umsichtig zu dosieren.
Davon abgesehen, weiß der laufruhige Antrieb zu gefallen, er arbeitet leise und vergisst auch im Drehzahlkeller seine guten Manieren nicht. Wichtig, weil Ford den Motor mit einem lang übersetzten Sechsgang-Schaltgetriebe kombiniert, wodurch bei Autobahntempo 120 gerade einmal 1.900 Touren anliegen. Entsprechend früh werden an Bergen Rückschaltungen nötig, da ist es gut, dass der Schalthebel Custom-typisch leichtgängig und präzise durch die drei Schaltgassen flutscht.
Sparsamer Diesel
An der Tankstelle zahlt sich das niedrige Drehzahlniveau aus. Durchschnittlich 7,6 l/100 km genehmigte sich der Custom auf unserer genormten Testrunde, womit sich der Ford im vorderen Drittel des Testfeldes einreiht.
Traditionell vorn dabei ist der Custom auch in Sachen Fahrwerk. Dem Ford-Transporter sind selbst bei plötzlichen Lastwechseln Verwindungen sowie ein Aufschaukeln der Karosserie ebenso fremd wie störende Abrollgeräusche oder unharmonisches Federn beim Überfahren von Schlaglöchern und Bodenwellen.
Eine Wohltat für den, der das Vorgängermodell kannte, ist der im Rahmen des Facelifts neu gestaltete Armaturenträger. Vorbei die Zeiten der verwirrenden Schalterflut auf der Mittelkonsole. Stattdessen übernahmen endlich logisch platzierte wie präzise bedienbare Drehregler und Tasten. Weiterhin verwirrend sind allerdings die zahlreichen Knöpfe auf dem Multifunktionslenkrad, über die unter anderem die neuen Assistenzsysteme gesteuert werden.
Helfer im Paket
Ihren Aufpreis wert sind vor allem der zeitig anschlagende Kollisionswarner, die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage sowie die präzise Verkehrszeichenerkennung, die selbst aus hoch aufgehängten Verkehrsbrücken stets das Richtige liest.
Alle drei elektronischen Helfer und zusätzlich Licht- und Regensensor sowie eine beheizbare Frontscheibe bietet Ford beispielsweise als Paket für 1.150 Euro an. Damit bleibt man immer noch unterhalb des Aufpreises, den man mit dem Einstiegsdiesel zur nächsten Motorisierung mit 130 PS spart. Es lohnt sich eben immer, etwas genauer hinzuschauen.
- Ausgabe 05/2018 Seite 32 (250.1 KB, PDF)