Für Branchenkenner Stephan Lützenkirchen spielt der gewerbliche Fuhrpark eine Hauptrolle bei der Verkehrswende. Rund eine Million Fahrzeuge pro Jahr werden in deutschen Flotten ein- und ausgesteuert. Durch Neuwagenkäufe sowie Dienst- und Verbrauchsleistungen generiert die Branche jährlich 90 Milliarden Euro Umsatz. "Etwa 225.000 der 1,6 Millionen Fuhrparks umfassen zwischen fünf und mehreren hundert Fahrzeugen – sie treiben in besonderem Maße die Wirtschaft an und haben das Potenzial, ökologische Trends zu definieren", sagt Lützenkirchen. Das mache die betriebliche Mobilität zum Schlüssel der Mobilitätswende.
Lützenkirchen kennt die Autobranche aus dem Effeff. Bekannt ist er vor allem für seine über 26-jährige Tätigkeit im PSA-Konzern in Deutschland. Zu seinen Stationen zählten unter anderem der Neuwagenverkauf in der Kölner Citroën-Niederlassung, die Vertriebsverantwortung der Geschäftsbereiche Firmenkunden, Nutzfahrzeuge und Autovermietungen/Leasinggesellschaften sowie die Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Von 2014 bis 2018 war Lützenkirchen Kommunikationschef von Peugeot Citroën Deutschland.
"Die Voraussetzungen im Automobilgeschäft und im Fuhrparkmanagement sind denkbar unterschiedlich: Die Hersteller müssen sich den politischen Entscheidungen beugen – also die CO2-Ziele erreichen und dafür die Anreize für E-Fahrzeuge nutzen. Die Fuhrparkmanager müssen eine kluge Balance aus Nutzbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Mitarbeitermotivation erreichen", betont Lützenkirchen. Ein Außendienstmitarbeiter mit vielen Reisekilometern am Tag werde sicher nicht mit einem E-Fahrzeug zu überzeugen sein, ein User-Chooser mit einer kurzen Pendler-Distanz schon eher. Von daher sei die E-Mobilität kein Patentrezept, sondern ein Baustein vieler Mobilitätsmodule. Lützenkirchen weiter: "Der Fuhrparkmanager wird dabei mehr und mehr zum Mobilitätsmanager mit dem Auftrag, viele Module bereitzustellen. Fuhrparkmanagement ist nicht länger nur die Verwaltung von Fahrzeugen und Fahrern."
Dank neuer Technologien wie 5G und Blockchain erwartet der Experte weiterhin einen rasanten Wandel in der Mobilität. Besondere Aufmerksamkeit verdiene hier das Thema Sharing, denn die Wirtschaftlichkeit von Fahrzeugen wird damit deutlich erhöht und die Situation in den Ballungsräumen verbessert. "Ein Auto auch in geschlossenen Nutzergruppen wie zum Beispiel Fuhrparks zu teilen, ist heute mit hohem Komfort und genauer Abrechnung kein Problem mehr", so der Mitgründer der Autoabo-Plattform Vive La Car.
Unabhängig vom Verkehrsträger steht für Lützenkirchen fest: "Die Menschen möchten wirtschaftlich, zuverlässig und komfortabel reisen. Hinzu kommt nun massiv die Erwartung an Nachhaltigkeit. Dies setzt große Investitionen in die Infrastruktur sowie den barrierefreien, digitalen und vernetzten Zugang zu Mobilitätsangeboten voraus. Da muss gerade unsere Bundesregierung noch einiges unternehmen, damit Deutschland nicht den Anschluss verliert."
Zukunft der betrieblichen Mobilität am Nürburgring
Am 23. und 24. Juni 2020 diskutiert Lützenkirchen die Thesen beim bfp Fuhrpark-FORUM mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik. Das Branchentreffen am Nürburgring steht in diesem Jahr unter dem Motto "Informieren – Qualifizieren – Erfahren – Netzwerken". Die Veranstalter erwarten rund 3.000 Fachleute. Zudem präsentieren zahlreiche Aussteller aktuelle Fahrzeugmodelle und Mobilitätslösungen direkt vor Ort.
Unter fuhrparkforum.de finden Interessierte alle Programm-Highlights. Die Online-Ticketbuchung läuft bereits!