_ In Zeiten von Negativzinsen erfährt der physische Geldschein wieder große Sympathien. Umso größer war der Aufschrei, als Anfang Mai die Europäische Zentralbank bekanntgab, dass gegen Ende 2018 der größte seiner Art letztmalig aus der Euro-Druckerei kommen soll. Dann wird der 500er langsam aus dem Verkehr gezogen.
So groß die emotionale Bindung an die Scheine auch sein mag, spätestens beim Tanken zückt man die Karte - vor allem wenn der Dienstwagen befüllt und die Abrechnung über die firmeneigene Tankkarte läuft. Was für die Fahrer praktisch ist, ist für den Fuhrparkleiter fast schon essentiell. Denn Gebrauch und vor allem Missbrauch lässt sich in der Flotte allein mit dem Plastikgeld überblicken. Entsprechend fleißig geben die Anbieter ihre Karten aus.
Bei der DKV sind es inklusive der mauterfassenden Onboard-Units (OBU) gut 2,5 Millionen. Das Aral-Blau findet sich in mehr als einer Million Brieftaschen wieder. In dieser Größenordnung zirkulieren auch die OMV-Karten. Auf das UTA-Zeichen achten über 650.000 Nutzer an der Tankstelle und Esso ist in Deutschland mit gut 250.000 Nutzern auf Reisen. So bunt wie die unterschiedlichen Bezahlhilfen sind, so mannigfaltig ist das Spektrum an Dienstleistungen, die damit beglichen werden können (siehe "Anbieter - Eckdaten und Konditionen"). Dass mit dem bargeldlosen Bezahlen zwei Ebenen zusammenkommen, betont Ralf Turley, Geschäftsführer bei Novofleet: "Der Kunde möchte die Leistungen einer
Tank- und Servicekarte stärker mit seiner Car Policy in Einklang bringen. Deshalb äußern sie vermehrt den Wunsch, sich die Leistungen ihrer Tankkarte nach den eigenen Versorgungsbedürfnissen konfigurieren zu lassen: Kraftstoffe und Strom, Kraftstoffe und CO2-Kompensationen im Rahmen von unternehmerischen Nachhaltigkeitsstrategien sowie Kraftstoffe und hochwertige Waschleistungen."
Ladehemmung
Dass das Thema Nachhaltigkeit zunehmend wichtiger wird, hat auch Turleys Geschäftsführer-Kollege Michael Stocker beobachtet: "Die Bedeutung von Elektro- und Plug-in-Fahrzeugen wächst kontinuierlich." So expandierte das Netzwerk von Ladepunkten, die über die spezielle Novofleetkarte (Charge) genutzt werden können, binnen eines Jahres um 1.000 auf nun über 4.000 Stellen. VW bietet mit seiner Charge & Fuel Card ebenfalls das Abrechnen der Stromer- (und in Kombination mit UTA) der Tankrechnung an. Andere Kartenanbieter schärfen ebenfalls ihren Fokus. So erklärt Total, dass man an einer Lösung arbeite, die es Stromerbesitzern erlaube, ihre speziellen Dienstleistungen und Produkte über die Tankkarte abrechnen zu können.
Heute schon ist die Anzahl der Bezugsquellen alternativer Kraftstoffe wie Autogas oder Erdgas ein Differenzierungsmittel unter den Marktanbietern (siehe "Stationen - Alternative Kraftstoffe") - Strom fließt hier aber selten. Ganz im Gegensatz zu Datenströmen, die sich auch in Flotten stetig verbreitern.
Für Stefan Mahler, Vertriebsleiter Aral Card Plus, beeinflusst die steigende Verfügbarkeit von Daten nicht nur die Transparenz von Ausgaben, sondern macht auch Kostentreiber sichtbar. "Die Betrachtung der Total Cost of Ownership wird weiter professionalisiert und erfordert entsprechende Tools und Services", so seine Schlussfolgerung. Entsprechend haben die Bochumer ihre Preisstruktur vereinheitlich - auch was die gewerbliche Autowäsche betrifft. Die Karteninhaber können seit einiger Zeit an allen teilnehmenden Aral-Tankstellen für sieben Euro den Dienstwagen waschen lassen. Einen Extrarabatt gibt es für Nutzer der Aral Card Komfort, also Fuhrparks von bis zu fünf Fahrzeugen. An einer definierten Stammtankstelle beträgt der Nachlass je Liter Diesel zwei statt einen Cent.
Anspruchsvoll
Auf die kleinen Flotten blickt verstärkt auch Orlen. So stellt Oliver Behrens, Non Cash Transactions Manager, fest, dass die Zahl der kleineren Fuhrparks in der Kundendatei zunimmt. Da neben den reinen Angeboten der Mineralölgesellschaften auch die Offerten Dritter, wie das Shopgeschäft, über die Tankkarte gebucht werden, steigen laut Behrens stetig die Anforderungen an die Kartenprogramme. So wird der Anbieter der Star Flottenkarte mit den daraus abgeleiteten Maßnahmen, wie der Stärkung des Außendienstes und dem Ausbau der Kartenakzeptanz in den Fremdnetzen, nicht alleine dastehen.
Wie überall im Geschäftsleben sind die Kosten und eingegangenen Verpflichtungen entscheidende Elemente bei der Partnerwahl. Zum Feld jener Kartendienstleister, die ohne monatliche oder jährliche Mindesttanklimits agieren, zählt Jet. "Unsere Flottenkartenkunden profitieren von unserem direkten Preisvorteil bereits ab dem ersten getankten Liter, da wir kein Mindestvolumen voraussetzen und die Jet Card komplett gebührenfrei ist", fasst Jörg Biermann, Manager Retail Operations, die Vorteile des Anbieters aus Hamburg zusammen. Rabatte sind indes fast überall flottenspezifisch oder aktionsgebunden.
Auswertung der Daten
Dass man auch beim Reporting unterschiedliche Wege gehen kann, zeigen die Beispiele in der Übersicht "Kraftstoffreporting -Leistungen der Anbieter im Detail". Letztendlich sollte man Sympathien für das Gesamtpaket entwickeln, das hinter der unscheinbaren Karte steht - auch wenn dies vielleicht etwas schwerer fällt als gegenüber einem 500-Euro-Schein.
- Ausgabe 08/2016 Seite 18 (292.3 KB, PDF)