Autoflotte: Auf Ihrem LinkedIn-Account ist jenes M1 Art Car zu sehen, das Andy Warhol bemalte. Mögen Sie das Auto wegen seiner Technik, wegen des Bezugs zur Kunst oder wegen der Geschichte, die man als Verkäufer gut erzählen kann?
Uwe Hildinger: Ich bin ein großer Fan der "Pop Art". In den vergangenen zwei Jahren, in denen ich bei Alphabet UK tätig war, konnte ich hin und wieder die Tate Gallery of Modern Art in London besuchen. Mich beeindrucken die Werke von Warhol, Liechtenstein und anderer Künstler dieser Kunstrichtung. Zudem bin ich ein Fan der Fahrzeuge unseres Mutterkonzerns, und der M1 ist ein Traumauto aus meiner Jugend. Es ist also von allem etwas dabei.
AF: Die aktuelle Lage ist sicherlich herausfordernd. Marco Lessacher, CEO bei Alphabet International, berichtete Mitte des Jahres über die Alphabet Kampagne "Start the Restart". Was sind Ihre Elemente für einen Restart im Leasingmarkt für Alphabet in Deutschland?
U. Hildinger: Für mich war und ist eines von zentraler Bedeutung: Trotz aller äußeren Umstände ist es uns gelungen, unseren Geschäftsbetrieb durchgehend für unsere Kunden und Partner aufrecht zu erhalten – auch während des ersten Lockdowns im Frühjahr. Wir sind bereits seit langem mit der Mobilarbeit vertraut und hierfür bestens ausgestattet. So haben wir bei Alphabet Deutschland auch nie den Kontakt zu unseren Kunden abreißen lassen und waren durchgehend an ihrer Seite. Mit der Botschaft "Start the Restart" haben wir die Unterstützung unserer Kunden nach der Lockdown-Phase zusammengefasst und Lösungen für die Themen angeboten, die sie aktuell besonders beschäftigen. Sei es das Anpassen von Verträgen – da die Fahrleistungen der Dienstwagen während der Pandemie deutlich geringer sind –, die Digitalisierung von Services, um kontaktlose Abläufe zu gewährleisten, oder die digitale Durchführung von Beratungen, Workshops und Gesprächsrunden, so wie wir gerade per Online-Meeting zusammenkommen.
AF: Welche neuen Themen kamen für die Flotten in der Corona-Zeit dazu, auf die Sie schnell eine Antwort finden mussten?
U. Hildinger: In allererster Linie geht es natürlich darum, die Kunden, die sich in völlig unterschiedlichen Situationen befinden, zuverlässig mobil zu halten. Mit den weltweiten Lockdown-Maßnahmen konnten beispielsweise nicht alle Neufahrzeuge pünktlich ausgeliefert werden. Hier haben wir Lösungen angeboten, etwa durch die Modifikation von Verträgen oder das Angebot flexibler Mietoptionen.
AF: Gerade die Plug-in-Hybride werden sicherlich auch bei Alphabet Kunden momentan stark nachgefragt. Wie groß sind Ihre Bauchschmerzen, wenn Sie an die Restwerte von hoch geförderten Plug-in-Hybriden denken?
U. Hildinger: Unabhängig von der Antriebsart werden bei uns die Restwerte der Fahrzeuge sorgfältig gemonitort. Das bedeutet: Wir beobachten den Markt, haben Prognose-Tools, um Vorhersagen tätigen zu können und treffen gegebenenfalls entsprechende Vorsorgen. Wir sind hier sehr gut aufgestellt.
AF: Hier sorgt nicht zuletzt die wieder erlaubte Kombination verschiedener Fördermöglichkeiten für doch sehr hohe Summen. Welche Erfahrungen hat Alphabet mit der Förderung von E-Fahrzeugen bereits gemacht?
U. Hildinger: Wir haben Experten wie beispielsweise eigene Consultants, die sich genau um diese Themen kümmern und die besten Lösungen für unsere Kunden ermitteln. So können wir im Hinblick auf die bundesweiten Fördermöglichkeiten unterstützen und sind zudem Teil einiger lokaler Förderprogramme. Die Beratung spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Wir verfügen über mehr als sieben Jahre Erfahrung bei der Elektrifizierung von Fuhrparks. Seitdem haben wir über 20.000 E-Fahrzeuge auf die Straßen gebracht. Die Förderungen sind dabei natürlich ein wichtiger Aspekt, der für unsere Kunden sehr interessant ist. Wir haben im zweiten Halbjahr zudem einen eigenen E-Mobilitäts-Bonus ins Leben gerufen und fördern Bestellungen von E-Fahrzeugen noch bis Ende des Jahres – zusätzlich zu allen staatlichen Programmen. Entscheidend ist aber, immer vorab zu klären, wie die Bedarfe des jeweiligen Kunden sind und wer das E-Fahrzeug für welche Zwecke nutzen soll. Für Management-Fahrzeuge gibt es beispielsweise ganz andere Möglichkeiten als für das Fahrzeug eines Vertriebsmitarbeiters mit hoher Fahrleistung. Daher beurteilen wir immer die Voraussetzungen des jeweiligen Fuhrparks, bevor wir eine Empfehlung geben.
AF: Wer seine ersten E-Fahrzeuge in der Flotte mit der Ladeinfrastruktur vernetzen muss, braucht einen gewissen Grad an Digitalisierung im Unternehmen. Wie weit sind da ihre Kunden?
U. Hildinger: Dass der Umstieg auf E-Mobilität immer an einen gewissen Grad der Digitalisierung gebunden ist, sehen wir nicht. Wir unterstützen die unterschiedlichsten Unternehmen bei der Elektrifizierung und betrachten dabei immer den individuellen Status quo. Darauf aufbauend erfolgt dann die Beratung über die notwendigen Schritte sowie auf Wunsch die Begleitung bei der Umsetzung. Die Treiber für den Umstieg auf E-Mobilität sind dabei vielfältig: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur, die wachsende Modellvielfalt und natürlich auch mögliche Kostenreduktionen spielen eine Rolle. Im Moment ist das Thema Nachhaltigkeit besonders für große Unternehmen zentral. Die gesellschaftliche Akzeptanz hängt zunehmend davon ab, was in diesem Bereich geleistet wird. Denn Investoren achten beispielsweise vermehrt auf die CO2-Bilanz von Unternehmen. Zudem haben die Mitarbeiter steigende Erwartungen in Bezug auf Nachhaltigkeit – und hier spielt die Mobilität eine wichtige Rolle. Für uns ist daher die wichtigste Frage: Was ist das Ziel des Kunden? Auf Basis der Antworten entwickeln wir dann die passende Lösung.
AF: Sind die Firmen wirklich so grün unterwegs?
U. Hildinger: In den vergangenen zwei Jahren, in denen ich in London war, war die "Fridays for Future"-Bewegung omnipräsent. Und auch hierzulande rückt das Thema Nachhaltigkeit immer weiter in den Fokus. Nicht nur junge Mitarbeiter fragen nach E-Fahrzeugen und einer Wallbox. Nachhaltigkeit ist ein Erfolgsfaktor. Die Dynamik dieses Marktes zeigt sich in den neuen Modellen, die jedes Quartal dazukommen.
AF: Und wie steht es um die Digitalisierung in den Flotten?
U. Hildinger. Das ist ein weiteres, wichtiges Thema. Es ist heute sicher nicht mehr angemessen, dem Fahrer zu sagen: "Schauen Sie mal in Ihr Serviceheft, wann der nächste Termin ansteht." Hier sind vielmehr App-basierte Lösungen gefragt, sodass per Klick ersichtlich ist, wann die nächste Wartung fällig, oder wo der nächste Servicepartner lokalisiert ist.
AF: Die Servicepartnersuche ist ja bereits in Ihrer Alpha-Guide-App integriert. Wie viele Fahrer nutzen die bereits?
U. Hildinger: Seit 2019 haben wir mittlerweile über 48.000 Downloads. Nach dem kürzlich erfolgten Re-Design samt neuer Funktionen steigt dieser Wert erheblich.
Was kann die App alles Neues?
U. Hildinger: Wir haben über das Thema Nachhaltigkeit ja bereits gesprochen. Mittlerweile bieten wir beispielweise eine App-basierte Lösung für unsere Servicekarte. Das spart die Produktion von mindestens 50.000 Kunststoffkarten jährlich. Zudem können Fahrer ihre Verträge mittels QR-Codes hinterlegen und so unterwegs zu jeder Zeit darauf zugreifen. Außerdem bündelt der Alpha-Guide eine Vielzahl neuer und einfach zu bedienender Self-Service-Funktionen individuell für die Dienstwagenfahrer. So befähigen wir die Nutzer, einzelne Prozesse wie die Schadenmeldung oder eine Serviceterminvereinbarung schnell und digital abzuwickeln. Das verringert natürlich auch den Aufwand für die Fuhrparkverantwortlichen.
AF: Was kann die App künftig noch alles?
U. Hildinger: Ganz neu ist die Einbindung der Führerscheinprüfung, die wir gemeinsam mit unserem Partner Technology Content Services umsetzen. Außerdem arbeiten wir an der Digitalisierung weiterer Services und damit Themen wie Smart Fueling oder dem UVV-Management.
AF: Könnte ich mit der App auch mein Neufahrzeug konfigurieren?
U. Hildinger: Hierfür haben wir einen webbasierten Online-Konfigurator. Für die App haben wir dies aktuell nicht geplant. Denn es hat sich gezeigt, dass die Konfiguration von Fahrzeugen an einem größeren Bildschirm komfortabler ist. Unser Anspruch ist es immer, das zu entwickeln und umzusetzen, was den Kunden einen Mehrwert bietet und wirklich gefordert ist.
AF: Sie arbeiten neuerdings auch mit dem Post Master von Control-Expert. Welche Vorteile ergeben sich für den Kunden?
U. Hildinger: Dank der Kooperation mit Control-Expert und der Nutzung des Post Master konnten wir unser Wartungsmanagement digitalisieren. Beim Post Master handelt es sich um eine webbasierte Plattform, über die der gesamte Prozess von der Reparaturkostenanfrage bis hin zum Rechnungsausgleich digital durchgeführt werden kann. Somit werden Kommunikation und Abwicklung deutlich erleichtert und beschleunigt. Unsere Kunden profitieren dabei zudem von der Ausweitung des Servicepartnernetzes.
AF: Apropos digitale Dienste. Welche Karten oder Apps empfiehlt Alphabet jenen Nutzern, die erstmalig mit E-Fahrzeugen unterwegs sind?
U. Hildinger: Wir bieten diverse integrierte Tank- und Ladekarten sowie eine eigene Ladekarte inklusive zugehöriger App an. Mittels dieser ermöglichen wir das bargeldlose Zahlen, volle Kostenkontrolle und Transparenz aller Ladevorgänge. Die Ladekarte kann auf Wunsch auch für die über Alphabet geleaste Ladelösung am Standort des Unternehmens und am Wohnort des Mitarbeiters hinterlegt werden. Die Abrechnung der Ladevorgänge erfolgt dann gesammelt über Alphabet und wird dem Leasingfahrzeug zugeordnet.
AF: Wie gliedern sich die Alphabet Kunden nach Flottengröße heute und zukünftig aus?
U. Hildinger: Wir decken ein breites Spektrum ab. Zu unseren Kunden gehören internationale Konzerne ebenso wie mittelständische Unternehmen. Wichtig ist immer die individuelle Betrachtung der Anforderungen des Kunden. Darauf aufbauend entwickeln wir dann maßgeschneiderte Konzepte. Das betrifft das Thema E-Mobilität genauso wie flexible Mietlösungen oder das Corporate Carsharing. Ein Punkt ist dabei zentral: Die persönliche Betreuung und der direkte Austausch mit den Kunden. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass für jeden Kunden die optimale Lösung gestaltet werden kann. Und das ist unser Anspruch.
Herzlichen Dank für das Gespräch Herr Hildinger.
Interview: Michael Blumenstein & Rocco Swantusch