Selfmade-Ingenieur Soichiro Honda galt in Japan schon seit seiner Jugend als Spezialist für hoffnungslose Fälle, hatte er doch marode Motoren reparieren können, vor denen andere kapitulierten. Und mit seiner 1948 gegründeten Honda Motor Co. Ltd avancierte er in nur zehn Jahren zum global größten Motorradhersteller – nicht zuletzt dank rascher Bekanntheit durch Rennsiege. Aber das vielleicht größte Bravourstück gelang ihm vor 60 Jahren: Honda etablierte sich als erster fernöstlicher Autobauer in Deutschland.
60 Jahre Honda in Deutschland
BildergalerieHonda 1964 beim Großen Preis von Deutschland
Mit einem neu gegründeten Formel-1-Team startete Honda 1964 beim Großen Preis von Deutschland und gewann auf Anhieb Bewunderung, während frühe Serienautos wie der Typ T360 noch belächelt wurden. Aber schon 1965 errangen die Japaner ihren ersten F1-Sieg, und der winzige Streetracer Honda S800 debütierte selbstbewusst unter dem Werbeslogan „Sohn eines Grand-Prix-Siegers“.
Honda Prelude Concept
BildergalerieTatsächlich toppte der als Fastback-Coupé und Roadster erhältliche Zweisitzer in den Fahrleistungen alle Rivalen wie Fiat 850 Sport, MG Midget oder Triumph Spitfire, vor allem aber war es die Zuverlässigkeit, die Honda Respekt verschaffte. Kurz darauf kamen weitere kreative Automobile hinzu, die Honda treue Fans sicherten – ob als Cityflitzer, Hybrid-Pionier oder Supersportler. Heute zählt der in Tokio ansässige Konzern hierzulande zu den heimlichen Helden: kleine Verkaufszahlen in Deutschland, aber global ein Gigant.
Mutige Modelle wie der kompakte Honda Civic
Von der Karriere eines Shootingstars waren die Minis „Made in Japan“ hierzulande damals weit entfernt. Anders als im Motorradgeschäft hatte Honda mit heftigem Gegenwind zu kämpfen. Kuriose Citycars wie die Typen N360/600 und das Coupé Z ernteten auch Häme und Spott in der Ära kleiner Rallyestreifen-Volksautos à la Rallye-Kadett.
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Immerhin zählten in den 1970ern mutige Modelle wie der kompakte Honda Civic (er nahm die Idee des VW Golf vorweg) und das Familienauto Accord zu den Bestsellern im Importranking der Bundesrepublik. Zwischen Hamburg und München kämpfte der Accord mehrere Jahre mit dem Mazda 626 um die Pole Position in den Mittelklasse-Importcharts, in Nordamerika avancierte er 1989 sogar zum meistverkauften Pkw.
Honda ZR-V Test (2024)
BildergalerieDie USA machten den größten Motorradhersteller auch im Autogeschäft zum Riesen, SUV-Modelle wie der Honda CR-V zählen deshalb längst zu den meistgekauften Autotypen weltweit, während sie sich in Deutschland bis heute mit einer Nischenrolle bescheiden müssen.
Honda Coupé Honda Prelude
Mit kleinen Stückzahlen startete 1979 in Mitteleuropa auch das Coupé Honda Prelude, großes Aufsehen erregte der Sportler durch Innovationen wie Allradlenkung (ab 1987), heute bringt ihn die technikverliebte Marke mit raffiniertem Hybridantrieb zurück. Das heißblütige CRX-Coupé bescherte den kleinen Coupés in den 1980ern ein Revival, der Jazz etablierte sich als cooler Cityflitzer, und mit dem NSX zeigte Honda Modena und Maranello, was Supercars aus Nippon können.
Honda Civic Test (2024)
BildergalerieDer Honda Insight schob 1999 den Hybridtrend an, der nicht nur durch Toyota, sondern auch durch den insgesamt bereits 27,5 Millionen Mal gebauten Civic beschleunigt wurde und in den 2010er Jahren das Coupé-Segment vom kleinen CR-Z bis zum großen NSX erreichte. In der Gegenwart sind es dann vollelektrische Typen wie Honda e und e:Ny1, die den Weg in die Zukunft zeigen sollen. Die seit Jahren kleinen Marktanteile in Deutschland lassen leicht vergessen, welchen Kultstatus die Marke des Motoren-Magiers Soichiro Honda global genießt.