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Test: Cupra Leon Sportstourer TDI

07.05.2024 05:57 Uhr | Lesezeit: 4 min
Der Cupra Leon Sportstourer TDI ist sehr günstig in der Versicherungseinstufung und es gibt mittlerweile fünf Jahre Garantie bei Cupra (Seat weiterhin nur zwei).
© Foto: Michael Blumenstein

Der Cupra Leon Sportstourer TDI ist eigentlich das ideale Langstreckenfahrzeug. Und eigentlich kann man das Eigentlich streichen. Dennoch stellt sich die Frage: jetzt zuschlagen oder warten?

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Kommen wir direkt zum Punkt: Der Cupra Leon bekommt dieser Tage das erste Facelift. Ob es sich „lohnt“, noch mit dem aktuellen Modell durchzustarten oder doch besser auf den „neuen“ Leon zu warten, haben wir mal abgeklärt.

Fakt ist: Der Cupra Leon Sportstourer ist ein verdammt gutes Automobil mit viel Platz und einem phänomenal guten Image angesichts dessen, dass es die Marke Cupra erst seit rund sechs Jahren gibt. Hilfreich war zu Anfang, dass die Cupra-Mutter Seat mit den Modellen Cupra Ateca und Cupra Leon starteten, also leicht modifizierten Derivaten mit hoher Leistung der gleichnamigen Seat-Modelle. Alle sind bis heute hier wir dort im Portfolio. So konnte sich die neue Marke in den Köpfen festsetzen und wurde zusehends als Seats Sport-Ableger wahrgenommen. Das erste eigenständige Cupra-Modell, der Cupra Formentor, wird zeitgleich zum Leon aufgefrischt. Cupras bislang einziger E-Flitzer, der Cupra Born, hat noch rund ein Jahr bis zur Auffrischung. In Kürze folgt das zweite E-Modell, der Cupra Tavascan.

Wir drehen derweil noch ein paar Runden im „alten“ Leon Kombi, der nach wie vor nicht alt wirkt. Selbst mit einem angeblich anachronistischen Dieselantrieb unter der Haube – unserer ersten Wahl bei diesem Modell – für Vielfahrer. Der TDI ist ein alter Bekannter und ein Guter zugleich. Der Zweiliter-Vierzylinder ist mit 150 PS nicht übermotorisiert, wie es auf dem Papier die meisten Elektrofahrzeuge sind. Dennoch kommt man mit ihm deutlich schneller ans weit entfernte Ziel, denn wer keine „Biopause“ einlegen muss, fährt mit einer Tankfüllung von Rosenheim nach Hamburg. Beim Cupra Born bedeutet das zwei Ladestopps, mit keinem E-Auto ist es bei TDI-Tempo mit nur einem Halt machbar. So hat auch anno 2024 der Diesel seine Berechtigung und ist zumindest für den genannten Anwendungsfall (und ähnlich gelagerte) der beste Antrieb. Für alle anderen könnte der E-Antrieb besser geeignet sein.


Cupra Leon Sportstourer TDI

Cupra Leon Sportstourer stehend auf parkplatz schräg von vorn fotografiert. Bildergalerie

Der ideale Reisewagen

Klack, die automatische Türverriegelung sperrt lautstark die Türschlösser, das Siebengang-DSG ruckelt sich in den ersten Gang und es geht geräuschvoll los. Genau in solchen Situationen vermisst man den fast lautlosen Direktantrieb eines E-Motors. Beim Durchtreten des Gaspedals sucht das Doppelkupplungsgetriebe hin und wieder nach dem richtigen Gang. Das hat früher niemanden gestört, jetzt eventuell schon. Ob das der erneuerte Leon TDI besser macht, darf bezweifelt werden. Denn an der Motor-Getriebeabstimmung des 150-PS-Diesels, dem einzigen TDI im Cupra-Programm, wird sich nichts ändern.

360 Newtonmeter befähigen den Spanier auf der Autobahn, im manuellen Schaltmodus stets im höchsten Gang zu fahren und dennoch aus Tempobeschränkungszonen souverän herausbeschleunigen zu können. Das Motorengeräusch bleibt dabei deutlich dezenter als beim Hochdrehen der Kurbelwelle. Fünf Liter gibt Cupra als WLTP-Wert an. Mit dem 50-Liter-Tank sind also theoretisch 1.000 Kilometer machbar. Wer es drauf anlegt, kann den 4,66-Meter-Kombi auch mit deutlich unter fünf Litern bewegen – dann aber eher im E-Auto-Tempo. Fleißige Vertriebler werden bei gut sechs Litern landen. Rechnet man mit einem Dieselpreis von 1,75 Euro pro Liter, macht das knapp elf Euro auf 100 Kilometer. Beim E-Auto entspricht das bei öffentlichen Ladepreisen einem Verbrauch von etwa 22 kWh – ist machbar, aber man ist langsamer unterwegs, falls das ein Entscheidungskriterium ist. Bei unserem Redaktions-Pool-Wagen – dem Cupra Born mit 58-kWh-Akku, den wir seit 20 Monaten im Einsatz haben –, liegt der Durchschnittsverbrauch nach rund 25.000 km bei 19 kWh mit sehr zurückhaltenden Gasfüßen der Kollegen.

Der Leon TDI rollt auf Wunsch auch mal Tacho 230 und liegt dabei satt und sicher auf der Straße. Der Testwagen hatte das 950 Euro (brutto) teure Adaptivfahrwerk installiert, das im Zusammenspiel mit den montierten 18-Zoll(-Winter-)Reifen einen sehr harmonischen Eindruck hinterließ – speziell dann, wenn der Fahrwerks-Regler im „Individual-Fahrprofil“ voll auf Komfort gestellt wurde. Lediglich Querfugen regen die Vorderachse leicht zum Poltern an, was aber auch an den großen Winterpneus liegen kann und das Hinterteil wippt dann bei Bodenwellen schonmal nach. Eine zackige Lenkung rundet das Set-up positiv ab. Lediglich die Windgeräusche werden ab 160 km/h hörbarer als in manch anderen Kompaktwagen.

 


Cupra Leon Sportstourer TDI

Testwagenpreis: 52.438 € (brutto)
R4/1,968 cm3 | 110 kW/150 PS | 360 Nm ab 1.600 U/min
7-Gang-DSG | 213 km/h | 9 s
WLTP-Verbrauch: 5 D | 132 g/km
Maße: 4.657 x 1.799 x 1.439 mm |
Kofferraum: 600–1.600 Liter
Versicherung: HK 12 | VK 19 | TK 21
Wartung: 30.000/jährlich
Garantie: 5 Jahre | 150.000 km



Viel Platz im Cupra Leon Sportstourer

Wohl behütet sitzt man als Fahrer hinter dem Volant. Die Fahrerposition lässt sich sehr gut auf die eigenen Bedürfnisse einstellen, der Seitenhalt ist für ein dynamisch konnotiertes Fahrzeug ausreichend. Eine verstellbare Kopfstütze und eine ausziehbare Schenkelauflagen inklusive Neigungsverstellung wären das „Tüpfelchen auf dem I“, aber auch so sind die Fauteuils langstreckentauglich.

Bei der Bedienung scheiden sich hingegen die Geister. Zu viel Touch, zu wenig Haptik könnte die Kurzkritik lauten. Immerhin: Beim Leon gibt es im Lenkrad noch echte Tasten und sogar Drehrollen zum Bedienen der Lautstärke und scrollen durch diverse Funktionen. Das hat Seltenheitswert, ist aber nach wie vor erstklassig nutzbar. Auch gut: Zwei Handys sind parallel mit dem Cupra Leon koppelbar, eins auch kabellos mit Apple Carplay (285 Euro extra).

Bereits am Facelift des Golf 8 haben wir gesehen, dass die Neuerungen die Bedienung zwar verbessern, aber kein KO-Kriterium fürs alte System bedeuten. Hier wie dort wären echte Schalter für die Heizung und diverse andere Funktionen wünschenswert. Die Sprachbedienung funktioniert mal gerade so akzeptabel, an anderen Tagen inakzeptabel. Schön hingegen, dass es im Leon auch noch Details gibt, die bereits 20 Jahre exakt so existieren. Die Verstellung für die Außenspiegel zum Beispiel, versteht jeder. Gleiches gilt für die vier Taster der vier elektrischen Fensterheber – hier wird noch nicht gespart, wie im Cupra Born, den ID-Modellen und im Volvo EX30, die jeweils nur zwei Tasten für vier Fenster haben.

Beim Platzangebot dürfte im Leon Sportstourer niemand Grund zur Klage haben. Vorn, hinten und im Kofferraum passt jeweils überdurchschnittlich viel hinein. Die Umklappfunktion der Fondlehnen wird mechanisch eingeleitet und es ergibt sich eine dezent ansteigende Fläche nach vorn. Gepäcknetz (240 Euro) hinter Fahrer und Beifahrer geklemmt und das Gut im Heck an den groß dimensionierten Verzurrösen fixieren und die Fahrt kann sicher beginnen. Wer den Ladeboden anhebt, wird sich eventuell wundern. Zumindest all jene, die das Notrad für 115 Euro (brutto) bestellt haben – eine gute Geldausgabe, auch 2024. Platte Reifen gibt es selten, aber wenn, dann… In der Reserveradmulde des Cupra Leon verbirgt sich jedoch ein dürrer Reifen des chinesischen Herstellers Linglong. Besser als keiner, aber definitiv nicht die erste Wahl… Klappe zu.

50.000 Euro werden für den Leon TDI fällig

Das mit nur acht Segmenten pro Seite zwar recht grobe, aber dennoch gute Matrixlicht (805 Euro) gibt es derzeit nur bei Cupra, bei Seat sind‘s Voll-LED-Scheinwerfer (für teure 1.130 Euro). Preislich rangiert der Cupra Leon Sportstourer dezent über dem Seat Leon Sportstourer mit sehr ähnlicher Ausstattung. So oder so kratzen selbst sparsame Leon-TDI-Kunden an der 50.000-Euro-Marke. Im Seat gibt es noch den schwächeren TDI mit 115 PS, allerdings als Handschalter. Gut: Cupra bietet eine Garantiezeit von fünf Jahren respektive 150.000 Kilometern. Daran sollte sich Seat und die meisten anderen europäische Hersteller orientieren, die nach wie vor nur zwei Jahre anbieten.

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