Der schaut schon ein bisschen bissig (aus): Dutzende Vertikale Lamellen im "Crystal Face“ genannten Kühlergrill, die – wenn illuminiert – wie gefletschte Zähne wirken, gewaltige 21-Zöller, eine sportliche Coupé ähnliche Silhouette. Keine Frage, das Skoda Enyaq Coupé schindet schon im Stand Eindruck. Bestätigt sich dieser auch in Fahrt?
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Auf den ersten Metern wird schnell klar: Das Fahrzeug gefällt. Die Materialien sind erlesen ausgesucht, fassen sich angenehmen an, geben keinen Anlass zur Klage. In den Leder-/Stoffsitzen lassen sich bequem längere Touren absolvieren, zudem sorgen Sitz- und Lenkradheizung für wohltemperierte Finger und Gesäße (vorne wie hinten in Serie). Obwohl Coupé-artig geschnitten, ist die Rundumsicht bei weiten nicht so mies, wie man es von einem Fahrzeug dieser Karosserie vielleicht erwarten würde, kurzum: Der Blick nach hinten erhascht tatsächlich die meisten Vorgänge, die sich am Heck abspielen. Für alles andere ergibt es die serienmäßige Rückfahrkamera.
Die Infotainment-Software MEB3 wurde individualisiert und bietet Anschlüsse für USB-C, kabelloses Laden und Android Auto / Apple CarPlay. Auch die Sicherheitsausstattung lässt kaum Wünsche offen – serienmäßig sind so gut wie alle wichtigen Helfer verbaut. Auch immer an Bord – um nur eine Auswahl zu nennen: Digitales Cockpit mit Augmented Reality, Head-up-Display, Induktiv-Ladefunktion, Appel CarPlay und Android Auto Konnektivität.
Skoda Enyaq Coupé RS iV Fahrbericht (2023)
BildergalerieSkoda Enyaq Coupé bietet viel Raum
Vorne ist mehr als genügend Platz, da können auch die Ellenbogen von Fahrer und Beifahrer gemeinsam auf der Mittelarmlehne ruhen, ohne sich zu anzustoßen. Tatsächlich finden auch normal groß gewachsene Erwachsene im Fond genügend Raum um sich; da muss niemand den Kontakt des Hauptes mit dem Dachhimmel fürchten. Das Panorama-Glasdach macht den Verzicht auf einige Zentimeter Dachhimmel möglich. Das Glas ist zudem beschichtet, um die Insassen vor zu viel Sonnenlicht zu schützen. Ein integriertes Rollo ist jedoch nicht vorhanden.
Zwei Motoren treiben das tschechische Coupé an – vorne eine E-Maschine mit 70 kW Leistung, hinten verrichtet ein 150-kW-Aggregat seinen Dienst. Kombiniert macht dies eine Systemleistung von 299 PS, die man sofort beim auch nur leichten Tritt spürt: Erstaunlich spritzig absolviert der Enyaq die ersten Mater aus dem Stand, die Elektromotoren haben überhaupt keine Mühe mit dem 2,3 Tonnen schweren Fahrzeug.
Die Beschleunigung gelingt in 6,4 Sekunden bis Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 180 wird auf der Autobahn spielend erreicht. Der Allradler liegt mit seinem 21-Zöllern satt auf der Straße, dank DCC findet jeder Fahrer seine präferierte Konfiguration – wenngleich die Abstimmung in jedem Modus doch tendenziell als "straff und stramm" beschrieben werden darf. Die Bremsen (vorne Scheiben, hinten Trommel) dürften allerdings einen Tick fester zupacken, das Fahrzeug schiebt ob seines Gewichtes doch spürbar.
Skoda Enyaq Coupé RS iV bestens ausgestattet
Über die Sicherheitsausstattung im Gepäckabteil freut sich sicher jeder Fuhrparkleiter, der es hinsichtlich Unfallverhütungsvorschriften und Sicherung von Transportgut ernst nimmt. Mittels Gepäcknetzen und Verzurrösen lassen sich Taschen, Koffer und Sonstiges mit wenigen Handgriffen unkompliziert sichern. In Tiefgaragen und Parkhäusern solle man ein Auge auf die Heckklappe haben: Die schwingt sehr weit nach oben, lässt sich aber während des Öffnungsvorgang leicht stoppen. Die Ladekante ist allerdings fast hüfthoch.
Unter der Boden öffnen sich weitere Fächer, wo man beispielsweise das Ladekabel unterbringen kann. 570 bietet 1.610 Liter Ladevolumen bietet das Skoda Enyaq Coupé RS iV. Anschaulich ausgedrückt: genug Platz, um auf Ebene eins sechs Getränkekästen nebeneinander unterzubringen.
"Der Enyaq ist ein gutes Beispiel dafür, weshalb der Funke bei der E-Mobilität einfach nicht flächendeckend überspringen mag, sofern man mit Vertrieblern spricht: Jenes Klientel, das moderne, platzgebende Kilometermacher braucht."
Rocco Swantusch, Autoflotte Redakteur
So schnell lädt das Skoda-Coupé
Skoda führte im Sommer das Software-Update ME3 für die Enyaq-Familie ein, welches eine höhere Ladeleistung und damit kürzere Ladezeiten bei den Versionen mit 82-kWh-Batterie ermöglicht. Mit maximal 135 kW soll das Coupé im DC-Modus zu laden sein – davon ist man aber bei diesen Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt doch recht weit entfernt. Mit 70 bis 80 kW und einem Akkustand von 40 Prozent funktioniert es zwar kurzzeitig, sobald der Akkus (Nettokapazität sind 77 KWh, brutto 82) allerdings den 80-Pozent-Füllstatus überschritten hat, ist viel Geduld vonnöten. Dann wird gemächlich mit eine Ladeleistung von um die 35 kW "getankt" – das heißt natürlich im Umkehrschluss: Besser den Vorgang abbrechen, weiterfahren und erneut bei geringerem Akku wieder neu laden. Die versprochen Maximal-Ladeleistung von 135 kW wurde zumindest an diesen kühlen Februar- und Märztagen nie annähernd erreicht.
Skoda Modellausblick
BildergalerieMit im besten Fall 23 kWh Verbrauch auf 100 Kilometer wurde der Enyaq im Mittel bewegt. Das ist zwar deutlich mehr als die 17 bis 18 versprochen WLTP-Kilowattstunden, geht aber dennoch angesichts der niedrigen Temperaturen, einer nicht ganz einschläfernden Fahrweise und des doch sehr stattlichen Gewichts völlig in Ordnung. Für die auf dem Datenblatt ausgewiesene Reichweite bedeutet dies: 500 Kilometer sind völlig illusorisch, bei 300 Kilometern sollte die Ladesäule allerspätestens da sein.