Der Kia Ceed ist ein Kompakter gehobener Güte, der es durchaus mit dem Urvater des Segments aufnehmen kann. Preislich mittlerweile auch – wobei der Namensgeber der Golf-Klasse preislich der Alltagsmobilität immer mehr entrückt und zwischen 150 und 245 PS eine riesige Lücke klafft,so dass das Label der bezahlbaren Mobilität doch eher dem Südkoreaner angehängt werden kann. Gerade dann, wenn man den Kia Ceed als GT-Version etwas näher beleuchtet.
Der Kompaktklässler Ceed ist Kias Top-Seller an Fuhrparks. Dessen Verkaufszahlen lagen zwischen Januar und Oktober 2023 deutlich über dem des Sportage. Limousine schlägt also SUV. Das ist bei einem Importeur beileibe nicht selbstverständlich. Ungewöhnlich ist auch die Ausstattung des Ceed. Er rollt, wie erwähnt, als GT zum Test. Der GT/GT-Line ist ganz leicht länger (4,32 Meter) und minimal flacher (1,44 Meter) als der Basis-Ceed. GT ist dabei die sportliche und höchste von derzeit sechs Niveaus. Zum Grundpreis von 35.290 Euro (alle Preise brutto) kamen in unserem Fall das Komfort-Paket (elektrisch verstellbarer Fahrersitz samt Memory, Sitzheizung hinten; 690 Euro) sowie die Metallic-Lackierung (650 Euro) dazu. Macht 36.630 Euro für den Ceed 1.6-T-GDI-7DCT, der standardmäßig mit 18 Zöllern ausgestattet ist.
Kia Ceed (2023)
BildergalerieKia Ceed GT: Schneller als die Stromer
Die Leistung relativiert den Preis etwas. Denn der 1,6-Liter-Turbo-Benziner ist mit 204 PS die Speerspitze der „Konventionellen“. Ebenso viel Power besitzen die Kia Elektro-Modelle Niro EV oder e-Soul, deren Spurtvermögen (7,8 respektive 7,9 s) den Ottomotor aber nicht in die Schranken weisen. Ganz im Gegenteil. Mit 7,4 Sekunden ist der sich flach-wegduckende Kompakte den E-SUV gegenüber sogar im Vorteil.
So ist der Turbo-Benziner ähnlich laufruhig wie ein Stromer und bei der Beschleunigung kann der 265 Newtonmeter (Nm) starke Ceed also durchaus mithalten, auch wenn beim Stromer die Nm-Power sofort abrufbar ist und die Kraftentfaltung beim Ceed die siebenstufige Automatik übernehmen muss. Das kostet Kraft und Zeit, aber auch der Ceed vermittelt durchaus Fahrspaß – was ehrlicherweise auch das Kaufargument für die GT-Fans sein wird.
Am deutlichsten wird der Unterschied in der Stadt sowie beim Kurvenräubern in Serpentinen. Hier dreht die Siebengang-Automatik oft viel zu hoch, was dem GT einen sportlichen Sound verleiht, ohne dass er im Sport-Modus gefahren wird. Den gibt es zum Normal-Modus dazu, wählbar über die Wahltaste in der Mittelkonsole. In diesen Fahrsituationen sind die Lenkrad-Wippen als Gangwähler hilfreich, was aber – je nach Lenkeinschlag – nicht so einfach ist. So kann man leichter aus den Kurven raus beschleunigen und sorgt bei der Abwärtsfahrt für einen weniger geräuschvollen Einsatz der Motorbremse. Laut ist für einige Fahrer halt irgendwie out. Auch wenn die Optik mit dem Doppel-Endrohr etwas anderes suggeriert. Sobald man außerhalb des Stadttempos agiert, ist der Durchzug kräftig.
Kia Ceed GT bietet gut einstellbare Ledersitze
Die Ledersitze sind – dank des Komfort-Pakets – sehr gut einstellbar. Sie passen sich gut der Insassenform an und harmonieren mit der Leder-Veloursleder-Kombination an Bord, die sich mit aufwendigen Nähten und GT-Stickereien stimmig zeigt. Dank der Privacy-Verglasung sind die Scheiben ab der B-Säule dunkel getönt. Damit bei der GT-Fahrweise auch nichts im Kofferraum ins Rutschen kommt, sorgen zwei seitliche Netze sowie vier starke Zurrösen für genug Spannkraft. Im halbierten doppelten Ladeboden können zudem Kleinigkeiten untergebracht werden.
Wer sich neu ans Steuer des Ceed setzt, findet schnell einen guten Überblick – bis auf die breite C-Säule, die aber dennoch nicht stört. Die Bedienung ist einfach, da im Kia mittlerweile fast mehr Knöpfe zu finden sind als im aktuellen Golf. Einer der wichtigsten ist jener, um den Spur-Assistenten zu deaktivieren. Das ist nach dem Drücken des Startknopfes stets der zweite Handgriff an Bord. Die aufmerksame Armada an Helfern ist für den abgelenkten Lenker hilfreich, etwa wenn das Piepsen auf das Weiterfahren des Vordermannes hinweist, aber auch alarmistisch unpassend, wenn im Stau der Parkpiepser vorn ständig Rabatz macht.