Sind wir mal ehrlich: Gerade beim SUV ist der Einheitsbrei beim Design kaum mehr auszuhalten. Nur Vollprofis erkennen auf den ersten Blick anhand einer (SUV-)Silhouette fehlerfrei Marke und Modell. Und dabei ist es egal, ob es sich um einen deutschen, französischen, japanischen oder chinesischen Hersteller handelt. Korea hat da eine eigenere Linie gefunden. Sowohl bei Kia als auch bei Genesis, Ssangyong (ist nur noch so halb koreanisch) und eben auch Hyundai. Beispiele: Hyundai Kona, Hyundai Inster und Hyundai Santa Fe. Aber auch Ioniq 5 und 6 sowie der Korea-Bus Staria sind sehr besonders.
Hyundai Santa Fe (2024)
BildergalerieAuffallend praktischer Hyundai Santa Fe
Wir schauen uns den neuen Santa Fe genauer an, der mit seinen Vorgängern nichts mehr gemein hat. Auf den ersten Blick wirkt das SUV massiv: 20-Zoll-Räder (Serie), knapp 18 Zentimeter Bodenfreiheit, markante Front, hohe Dachreling, kantiges Design und steile Heckklappe. Ein bisschen erinnert er an den Land Rover Discovery 3 – das gefällt. Genauer betrachtet geht er im Jahr 2024 aber vielleicht auch als neu interpretierter „Pampers-Bomber“ durch. Das hat auch etwas von Sozialkompetenz, denn SUV gelten ja als bäh – bei einigen. Richtige Vans, also quadratisch, praktisch, gut, gibt es nicht mehr als Neuware. Aktuelle SUV sollen den gleichen Nutzwert bieten, knüpfen aber längst nicht an die positiven Eigenschaften der aussterbenden Gattung an. Der Santa Fe in gewisser Weise schon.
Die beeindruckenden Eckdaten lauten: 711 bis 2.032 Liter Kofferraumvolumen (nach VDA-Messmethode) beim Fünfsitzer. Wer will, bestellt den Santa Fe aber auch „loungig“ als Sechssitzer oder raumfüllend, als Siebensitzer – ganz nach eigenen Bedürfnissen. Dass die fahrende Schrankwand dann mit einer Länge von lediglich 4,83 Metern exakt die Größe des neuen Audi A5 Avant besitzt, ist sehr erfreulich. Mit 1,90 Metern Breite ist er bloß vier Zentimeter breiter als ein Opel Astra und mit 1,72 Metern Höhe (1,77 mit Dachreling) knapp 20 Zentimeter niedriger als ein VW Multivan. Diese Zahlen werden sicherlich einige Neukunden überzeugen.
Wir steigen erst einmal ganz hinten ein und freuen uns, dass (ausschließlich) bei der Ausstattungslinie „Blackline“ die fantastischen Haltegriffe außen in den C-Säulen angebracht sind. Warum ist noch nie jemand auf die Idee gekommen? Der Einstieg ist zwar auch dann nicht kinderleicht, aber einfacher als ohne. Hinten im Sechs- oder Siebensitzer Platz genommen, können auch 190-Zentimeter-Gäste lange bis mittellange Strecken absolvieren, obwohl die mittlere Reihe nicht verschiebbar ist, und freuen sich über USB-C-Ports und eine Klimaregelung, die sie selbst steuern können. Da kommt das Kastenformat voll zur Geltung. Klar, Kofferraum ist dann keiner mehr vorhanden. Wer diesen benötigt und nicht mehr als fünf Plätze im Santa Fe nutzt, freut sich aber aufs Maximalpacken. Ähnlich viel (oder etwas mehr) schaffen dann nur noch Kaliber à la Land Rover Discovery 5, Mercedes GLS oder BMW X7, mit deutlich anderen Abmessungen und zu Kursen jenseits von Gut und Böse.
Drei Ausstattungslinien im Hyundai Santa Fe
Wir bleiben auf dem Boden, schwingen uns nach vorn und denken: Alles sehr schön und hochwertig gemacht. Auch dort sitzt es sich gut, wenngleich die Sitze wenig begeistern aber auch nirgends stören. Die einmal abgespeicherte Sitzpositionen werden bei Signature (Option) und Blackline per Tastendruck abgerufen, bei der Ausstattung Prime muss alles manuell erledigt werden. Vernünftige Tasten im Lenkrad, über dem linken Fahrerknie, in der Türverkleidung und einige im Dashboard vereinfachen das Zurechtfinden im Alltag und in den tiefen Tiefen der Menüs. Schön ist beim Thema Menütiefe, dass bei Hyundai sogar die Anzahl der Blinkimpulse beim Tippblinken selbst eingestellt werden kann, denn dreimal sind häufig einmal zu wenig. Nicht ganz gewöhnen wollen wir uns an die Position und die Nutzbarkeit des Gangwahlhebels über dem rechten Fahrerknie. Zu oft fährt man beim vermeintlich eingelegten Rückwärtsgang noch vorwärts. Die Displays lassen sich gut ablesen und das Head-up-Display erledigt in den beiden höherwertigen Linien eine guten Dienst (Prime nicht zu haben, Signatur gegen Aufpreis).
Den Schätzungen von Hyundai Deutschland nach wählen 55 Prozent der Santa-Fe-Käufer den Signature, für Blackline entscheiden sich 40 Prozent und nur fünf wählen den Prime, der mehr Zugriffe verdient hätte.