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BMW X3 20 xDrive im Test: Der feine Unterschied

11.10.2024 02:50 Uhr | Lesezeit: 4 min
Der BMW X3 fährt sich leicht und locker um die Kurven.
© Foto: Wolfgang Gröger-Meier

Es gibt viele Hersteller, die Autos bauen können. BMW zeigt beim neuen X3, was die Münchener besonders gut können: Fahrwerk und somit Langstreckenfahrzeug.

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Ja, es ist bemerkenswert, was neue Automobilanbieter mittlerweile für Erstlingswerke auf die Räder stellen. Da gibt es einige Automobilhersteller erst seit wenigen Jahren, und sie produzieren gute Fahrzeuge – in vielen Belangen. Viele neue Hersteller hinterlassen gar einen erstklassigen Eindruck. Die Materialien fassen sich exzellent an, die Serienausstattung ist allumfassend und die digitalen Möglichkeiten in der Theorie immens.

In der Praxis müssen sie jedoch noch beweisen, wie sich die Fahrzeuge nach fünf Jahren und 150.000 Kilometer fahren, aussehen und nutzen lassen. In der Praxis zeigen sich Unterschiede bei der Bedien-Philosophie. Europäer haben offensichtlich einige Schritte anders „erlernt“, als es viele Asiaten tun. In der Praxis muss sich zeigen, wie man mit einem dünnen oder keinem eigenen Werkstatt- und Händlernetz zurechtkommt, was im Fall einer Panne passiert und wie es mit den Ersatzteilen aussieht. Bei diesen Punkten sind zwar auch etablierte Hersteller häufig keine Paradebeispiele, aber es gibt einige gute Händler, die oft auch auf anspruchsvolle Flottenkunden treffen.


BMW X3 20 xDrive

BMW X3 20 xDrive fahrend im Kreisverkehr Bildergalerie

BMW X3: 3,5 Millionen produzierte Modelle seit 2003

Bei BMW als Marke macht man im ersten Moment nichts falsch. Seit 1929 bauen sie Automobile und der erste BMW „mit Niere“ war der BMW 303 im Jahr 1933. Die Bayern, die damals noch in Eisenach produzierten, haben also auch rund 85 Jahre Vorsprung vor vielen Neulingen. Dass sich diese Zeitdifferenz mittlerweile in wenigen Jahren aufholen lässt, merkt man dennoch. Und da fangen wir beim neuesten BMW X3 an, der vierten Generation seit 2003 und rund 3,5 Millionen verkauften Fahrzeugen. Der größte X3-Markt sind die USA. Mehr als 40 Prozent bleiben in dem einen Produktionsland (USA, Spartanburg) des nicht ganz so bayerischen Bayern, denn die Plug-in-Hybride rollen ausschließlich in Südafrika aus den Werkstoren. Deutschland bekommt nur 13 Prozent der X3 ab – erstaunlich. Kein Wunder, dass der vielleicht vorhandene „deutsche Geschmack“ nicht mehr ausschlaggebend ist.

BMW X3 mit etwas beliebigem Design

Designtechnisch ist das neueste Produkt der Baureihe, intern G45 genannt, das vielleicht belangloseste – zumindest aus der sehr subjektiven Sicht des Redakteurs. Wenn man kurz an Generation 1 des X3 (idealerweise das Faceliftmodell) denkt (E83) und beide gedanklich nebeneinanderstellt, verströmt der Uropa deutlich mehr Charme – heute noch. Und das bei exakt 20 Zentimetern weniger Material. Der neue „besticht“ mit glatten Formen (cW-Wert 0,27), mächtiger Front und nach wie vor langer Motorhaube. Wer es braucht, bestellt Iconic Glow (460 Euro Aufpreis) – also die illuminierte Niere. Beim Tagfahrlicht gibt es hingegen keine Linie mehr und generell ist die Grafik der Leuchtelemente austauschbar. Mit 4,76 Metern hat BMW den neuen X3 perfekt in der Mittelklasse platziert.

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Innen spürt man das Wachstum geringfügig. Platz ist überall ausreichend vorhanden – den gab es zuvor aber ebenfalls. Mit seiner Breite von nun 1,92 Metern ohne Spiegel und 2,13 Metern mit Außenspiegel wird das Fahren in Altstädten eher zur Qual – gleiches gilt für Parkhäuser. Denn beides wächst nicht mit und wird es auch nicht. In der Basisversion kommt der X3 nun „lederfrei“ – Econner genannt. Was früher als Makel galt, wird nun hervorgehoben. Leder gibt es aber noch, in braun und schwarz für 3.300 Euro Aufpreis (brutto). Exzellente Sportsitze mit Lehnenbreitenverstellung und Heizelementen gibt ab Werk gratis. Hier bleiben kaum Wünsche der Fahrer offen. Auch ist die Sitzposition nun so variabel, dass sich die Lehne wirklich steil einstellen lässt, das war bei BMW nicht immer der Fall. So gibt es am arrangierten Arbeitsplatz keinerlei Kritikpunkte.

Und Schalt- und Wischerhebel sind noch immer dort, wo sie waren und ideal aufgehoben sind. Vor dem Schalthebel gibt es zwei Ablageflächen für Handys, links wird induktiv geladen. Eine Etage höher befindet sich eine beleuchtete Leiste – das ist Geschmackssache. Diese hat jedoch auch Funktionen: Warnblinkanlage, Heckscheibenheizung und Defrost-Funktion lässt sich dort aktivieren. Im Vergleich zu haptischen Tasten ist das nicht ideal, aber für BMW günstiger. Darüber, dann im Mittendisplay, befinden sich Touchfelder für die Heizungsregelung.

Detailfoto vom Türgriff innen des BMW X3 20 xDrive
Die Innengriffe zum Öffnen der Türen sollten in einem Premiumfahrzeug aus Metall sein – oder aus Plastik, das sich nicht nach solchem anfühlt. Auch schwierig: Das Drückelement zum Abspeichern der Sitzposition.
© Foto: BMW

BMW X3: Materialien verdienen Kritik

Kritik muss sich BMW allerdings sehr wohl bei den verwendeten Plastikmaterialien gefallen lassen. Diese fassen sich oft nicht hochwertig an, etwa der Türgriff, die Elemente fürs Speichern der Sitzposition und der beleuchtete Rahmen in der Mittelkonsole. Hinzu kommt der Mittelkonsolen-Controller, der früher mal an das Drehrad eines Safes erinnerte. Über diesen gelingt noch immer die Bedienung des Infotainmentsystems – für die Altgedienten unter den BMW-Piloten. Aber natürlich kann auch via Touchbefehl durch die Menüs navigiert werden. Wer toucht oder „drehtdrückt“, weckt „Android Open Source“ auf, das als technische Basis zur Verfügung steht. Die Apps wurden von BMW entwickelt – wie BMW betont.


BMW X3 20 xDrive

Preis ab 57.900 € (brutto)
R4/1.998 cm3 | 140 kW/190 PS (partiell vorhandener 208 PS mit E-Power)
310 Nm ab 1.500 U/min | 8-Gang-AT | 215 km/h | 7,8 s 
WLTP-Verbrauch 6,9 S | 157 g/km | Effizienz F
Abmessungen 4.755 x 1.92 x 1.660 mm
Kofferraumvolumen 570–1.700 Liter
Versicherungsklassen HK 18 | VK 28 | TK 25
Inspektionsintervall 2 Jahre/30.000 km
Gewährleistung 3 Jahre



Wenig Motorenauswahl zum Start des BMW X3

Bei den Motoren gibt sich BMW noch bescheiden. Ein Diesel, zwei Benziner und ein Plug-in-Hybrid eröffnen das Rennen um die Gunst der Kunden. Bei 190 PS geht es los, bei knapp 400 endet der Leistungswahn. Wir haben uns den Zweiliter-Benziner mit Twinscroll-Turbo und Mildhybrid-Unterstützung geschnappt. Das 48-Volt-Konglomerat soll nochmals – sofern der 0,9-kWh-Akku voll ist – 18 Extra-PS und 200 Extra-Newtonmeter bescheren. Spürt man, vor allem beim Anfahren und es geht geschwind voran – auch mit den 190-Verbrenner-PS. Der Turbo drückt ab 1.500 Kurbelwellenumdrehungen voll. Damit ist das 1.930 Kilogramm schwere SUV gut motorisiert (siehe technische Daten) – mehr ist mehr Luxus. Der Vierzylinder bleibt lange sehr zurückhaltend, hängt auch im Komfort-Modus gut am Gas und soll sich mit knapp sieben Litern Superbenzin begnügen. Für die Vollgasfraktion bleibt aber nach wie vor der Diesel erste Wahl, ebenfalls mit zwei Litern Hubraum 197 PS leistend. Und für alle Freunde des geschmeidigen Sechszylinder-Selbstzünders: auch der kommt, nächstes Jahr.

In Deutschland soll auch der Phev eine Rolle spielen – Versteuerungsvorteilen sei Dank. 299 PS sammeln sich bei diesem unter der Haube und es werkelt ein Zweiliter-Benziner dazu. 90 E-Kilometer verspricht BMW nach WLTP, die der 19,7-kWh-Akku unter der Rückbank schaffen soll. Dreiphasiges Laden ist an Bord, ein Schnelllader, wie andere es beim Phev nun anbieten, nicht. Der gefahrene BMW X3 20 xDrive hatte zudem das Adaptivfahrwerk an Bord (1.100 Euro extra).

Das Kurzfazit: Phänomenal. Der vergleichsweise leichte Vorderwagen spricht herzig auf Querfugen an, steckt mit den 20 Zoll großen Reifen (1.250 Euro Aufpreis, Serie 18 Zoll) aber auch grobe Schläge weg. Satt und komfortabel macht der X3 Kilometer, eine wahre Freude ist das. Hinzu kommt die Agilität, die jeder in schnell gefahrenen Autobahnauf- und -ausfahrten spüren kann. Das SUV bleibt lange neutral und vermittelt dank einer nahezu perfekt agierenden Lenkung das Gefühl von „vor 20 Jahren“, als Fahrwerk und Lenkung noch rein analog funktionierten und eine perfekte Rückmeldung gaben, da sie oft bis zum Ende entwickelt wurden und ESP nur dann eingriff, wenn man es wirklich übertrieben hat. Da merkt man dann in jedem Fall die vorhandene Kompetenz in der Fahrzeugentwicklung, wie sie heute selten noch nachgefragt wird. Apropos heute: Videospiele könnte man auch im X3 zocken …


BMW i5 Test (2024)

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Wiederum oldschool ist die Anhängelast: 2.400 Kilogramm dürfen an den Haken (1.150 Euro extra). Davon können Hyundai-Santa-Fe-Fahrer nur träumen (1.100 Kilogramm). Und in den Kofferraum passen 570 Liter, die samt allem anderen im Auto 645 Kilogramm schwer sein dürfen.

Der Grundpreis des BMW X3 20 xDrive startet bei 57.900 Euro. Viel Geld, aber die Grundausstattung ist bereits umfangreich: Induktivladen, elektrische Sitzverstellung der Sportsitze inklusive Sitzheizung, schlüsselloser Zugang und Gepäckraumnetz sind serienmäßig an Bord, um die eher außergewöhnlichen zu erwähnen. Und wer sinnvoll konfiguriert, bekommt auch für 62.000 Euro ein sehr gutes Fahrzeug mit den notwendigen Elementen, die man einem Premiumautomobil dieser Klasse zuspricht – Leder allerdings noch nicht. Vielleicht macht auch das den feinen Unterschied.


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