Ja, es ist bemerkenswert, was neue Automobilanbieter mittlerweile für Erstlingswerke auf die Räder stellen. Da gibt es einige Automobilhersteller erst seit wenigen Jahren, und sie produzieren gute Fahrzeuge – in vielen Belangen. Viele neue Hersteller hinterlassen gar einen erstklassigen Eindruck. Die Materialien fassen sich exzellent an, die Serienausstattung ist allumfassend und die digitalen Möglichkeiten in der Theorie immens.
In der Praxis müssen sie jedoch noch beweisen, wie sich die Fahrzeuge nach fünf Jahren und 150.000 Kilometer fahren, aussehen und nutzen lassen. In der Praxis zeigen sich Unterschiede bei der Bedien-Philosophie. Europäer haben offensichtlich einige Schritte anders „erlernt“, als es viele Asiaten tun. In der Praxis muss sich zeigen, wie man mit einem dünnen oder keinem eigenen Werkstatt- und Händlernetz zurechtkommt, was im Fall einer Panne passiert und wie es mit den Ersatzteilen aussieht. Bei diesen Punkten sind zwar auch etablierte Hersteller häufig keine Paradebeispiele, aber es gibt einige gute Händler, die oft auch auf anspruchsvolle Flottenkunden treffen.
BMW X3 20 xDrive
BildergalerieBMW X3: 3,5 Millionen produzierte Modelle seit 2003
Bei BMW als Marke macht man im ersten Moment nichts falsch. Seit 1929 bauen sie Automobile und der erste BMW „mit Niere“ war der BMW 303 im Jahr 1933. Die Bayern, die damals noch in Eisenach produzierten, haben also auch rund 85 Jahre Vorsprung vor vielen Neulingen. Dass sich diese Zeitdifferenz mittlerweile in wenigen Jahren aufholen lässt, merkt man dennoch. Und da fangen wir beim neuesten BMW X3 an, der vierten Generation seit 2003 und rund 3,5 Millionen verkauften Fahrzeugen. Der größte X3-Markt sind die USA. Mehr als 40 Prozent bleiben in dem einen Produktionsland (USA, Spartanburg) des nicht ganz so bayerischen Bayern, denn die Plug-in-Hybride rollen ausschließlich in Südafrika aus den Werkstoren. Deutschland bekommt nur 13 Prozent der X3 ab – erstaunlich. Kein Wunder, dass der vielleicht vorhandene „deutsche Geschmack“ nicht mehr ausschlaggebend ist.
BMW X3 mit etwas beliebigem Design
Designtechnisch ist das neueste Produkt der Baureihe, intern G45 genannt, das vielleicht belangloseste – zumindest aus der sehr subjektiven Sicht des Redakteurs. Wenn man kurz an Generation 1 des X3 (idealerweise das Faceliftmodell) denkt (E83) und beide gedanklich nebeneinanderstellt, verströmt der Uropa deutlich mehr Charme – heute noch. Und das bei exakt 20 Zentimetern weniger Material. Der neue „besticht“ mit glatten Formen (cW-Wert 0,27), mächtiger Front und nach wie vor langer Motorhaube. Wer es braucht, bestellt Iconic Glow (460 Euro Aufpreis) – also die illuminierte Niere. Beim Tagfahrlicht gibt es hingegen keine Linie mehr und generell ist die Grafik der Leuchtelemente austauschbar. Mit 4,76 Metern hat BMW den neuen X3 perfekt in der Mittelklasse platziert.
- BMW i5 im Test: Flott gefahren, flott geladen, flottentauglich
- Brennstoffzelle: BMW kündigt Wasserstoffauto an
- BMW M5 Touring: Hybrid-Power für den High-Performance-Kombi
Innen spürt man das Wachstum geringfügig. Platz ist überall ausreichend vorhanden – den gab es zuvor aber ebenfalls. Mit seiner Breite von nun 1,92 Metern ohne Spiegel und 2,13 Metern mit Außenspiegel wird das Fahren in Altstädten eher zur Qual – gleiches gilt für Parkhäuser. Denn beides wächst nicht mit und wird es auch nicht. In der Basisversion kommt der X3 nun „lederfrei“ – Econner genannt. Was früher als Makel galt, wird nun hervorgehoben. Leder gibt es aber noch, in braun und schwarz für 3.300 Euro Aufpreis (brutto). Exzellente Sportsitze mit Lehnenbreitenverstellung und Heizelementen gibt ab Werk gratis. Hier bleiben kaum Wünsche der Fahrer offen. Auch ist die Sitzposition nun so variabel, dass sich die Lehne wirklich steil einstellen lässt, das war bei BMW nicht immer der Fall. So gibt es am arrangierten Arbeitsplatz keinerlei Kritikpunkte.
Und Schalt- und Wischerhebel sind noch immer dort, wo sie waren und ideal aufgehoben sind. Vor dem Schalthebel gibt es zwei Ablageflächen für Handys, links wird induktiv geladen. Eine Etage höher befindet sich eine beleuchtete Leiste – das ist Geschmackssache. Diese hat jedoch auch Funktionen: Warnblinkanlage, Heckscheibenheizung und Defrost-Funktion lässt sich dort aktivieren. Im Vergleich zu haptischen Tasten ist das nicht ideal, aber für BMW günstiger. Darüber, dann im Mittendisplay, befinden sich Touchfelder für die Heizungsregelung.
BMW X3: Materialien verdienen Kritik
Kritik muss sich BMW allerdings sehr wohl bei den verwendeten Plastikmaterialien gefallen lassen. Diese fassen sich oft nicht hochwertig an, etwa der Türgriff, die Elemente fürs Speichern der Sitzposition und der beleuchtete Rahmen in der Mittelkonsole. Hinzu kommt der Mittelkonsolen-Controller, der früher mal an das Drehrad eines Safes erinnerte. Über diesen gelingt noch immer die Bedienung des Infotainmentsystems – für die Altgedienten unter den BMW-Piloten. Aber natürlich kann auch via Touchbefehl durch die Menüs navigiert werden. Wer toucht oder „drehtdrückt“, weckt „Android Open Source“ auf, das als technische Basis zur Verfügung steht. Die Apps wurden von BMW entwickelt – wie BMW betont.