Von Michael Gebhardt/SP-X
Vom Glück verfolgt wurde der VW-Konzern in letzter Zeit nicht, doch wenigstens der Wettergott hatte ein Einsehen. Denn pünktlich zur groß inszenierten Open-Air-Weltpremiere des neuen Audi A5 mit über eintausend geladenen Gästen haben die Meteorologen eigentlich sturzbach-ähnliche Regenfälle für die Region Ingolstadt vorhergesagt. Doch die Wassermassen blieben aus, und so konnte der neue Zweitürer, umrahmt von einer spätabendlichen Freilicht-Videoshow auf der Fassade des Audi-Forums, an seinen angetretenen Coupé-Ahnen vorbei defilieren und sich trockenen Rades in den Mittelpunkt stellen.
Neben dem obligatorischen Ah und Oh gab es im Publikum allerdings auch fragende Blicke: Ist das A5 Coupé, das die erste Generation nach nunmehr neun Jahren Bauzeit beerben wird, wirklich neu? Denn äußerlich hat sich, wie so oft bei Audi, wieder einmal nicht viel getan. Der Singleframe-Grill wirkt noch einmal etwas größer, die bekannt geschwungene Seitenlinie ist ein wenig muskulöser geworden und am Heck strahlen neue LED-Lichter durch die Nacht. Dass der A5 4,67 Meter misst, fällt dabei nicht auf. Wer nicht genau hinschaut, könnte ihn mit etwas Abstand auch für eine zweitürige A3-Limousine halten. Oder für einen A4. Oder, naja – das Problem haben ja viele Audis.
Neuheiten gibt’s dafür unter der Motorhaube zu vermelden, die jetzt mit einem angedeuteten Powerdome den sportlichen Anspruch des Coupés zum Ausdruck bringen will. Je drei Benziner und Diesel decken das Leistungsband von mindestens 140kW / 190 PS im 2.0 TFSI bis hin zu jetzt 260 kW/354 PS in der S-Variante ab. Letzterer hat den V8 in Rente geschickt und sprintet nun mit einem aufgeladenen V6 in 4,7 Sekunden auf Tempo 100. Nur beim S5 und dem stärksten Diesel ist der Allradantrieb Serie, den beiden Top-Aggregaten ist außerdem die Achstufen-Automatik vorbehalten. Alle anderen fahren als Handschalter oder mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe vor. Premiere im A5 feiert außerdem die Kombination aus Quattro-Antrieb und der spritsparenden ultra-Technik im 2.0 TDI. Dass die gesamte Baureihe um bis zu 22 Prozent weniger Sprit verbraucht, dürfte neben den neuen Motoren auch an rund 60 Kilogramm weniger Gewicht und einer nochmals verbesserten Aerodynamik liegen: Mit einem cW-Wert von 0,25 positioniert sich der A5 weit vorne.
Komplett neu entwickeltes Fahrwerk
Neben der aufgefrischten Motorenpalette will der zweite A5 auch mit einem komplett neu entwickelten Fahrwerk punkten, das nun für noch mehr Fahrspaß sorgen soll. Etwas mehr Radstand bringt zudem geringfügig mehr Platz im Innenraum und im Gepäckabteil (465 Liter). Wiederum nur für die beiden Spitzenaggregate gibt es auch ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse, alle Modelle profitieren dagegen von der ebenfalls neu konzipierten elektromechanischen Servolenkung. Alternativ steht eine noch sportlichere Dynamiklenkung in der Aufpreisliste und auch die adaptiven Dämpfer hat Audi weiterhin im Angebot.
Und natürlich fahren die Ingolstädter in ihrem neuesten Wurf auch das ganze Buffet an Technik-Gadgets auf: Virtuelles Cockpit, Online-Zugang, Apple CarPlay und Android Auto, Audi Phone-Box zum induktiven Laden des Smartphones, Ambientelicht mit 30 Farbtönen, Stau-, Ausweich- und Abbiegeassistent, und, und, und. Was das Konzernregal hergibt, wird – zumeist gegen Aufpreis – eingebaut. Zum Glück haben die Ingolstädter vor lauter Schnickschnack aber nicht ihre Paradedisziplin vergessen: Auch der neue A5 bietet höchste Verarbeitungspräzision und beste Materialien wohin das Auge reicht und die Hand fasst. Selber befühlen können die Kunden das Coupé ab Herbst beim Händler, und für voraussichtlich ab rund 32.000 Euro netto dann auch gleich mitnehmen.