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Tropos Able: Unter vier Euro auf 100 Kilometern

26.06.2020 10:08 Uhr
Der Tropos ist ein wendiges, kompaktes und durchdachtes L7E-Elektro-Transportfahrzeug, das auf 3,70 Metern Länge und 1,40 Metern Breite zwei Europaletten transportiert, die mit rund 550 Kilogramm beladen sein dürfen.
© Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Die Welt ändert sich und viele sehen die Krise als Chance, das Mobilitätverhalten zu ändern. Autoflotte sprach mit Tropos-Chef Markus Schrick und fuhr mit einem Anwärter des Wandels, dem Tropos Able.

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Markus Schrick ist ein gestandener Manager, der weltweit Erfahrungen bei Ford, Audi und Toyota sammelte, bis er 2012 Hyundai-Deutschland-Chef wurde. Dort blieb er bis Juli 2018, um im Frühjahr 2020 beim Automobillogistiker Mosolf zu starten. Mosolf hat seit rund einem Jahr die Rechte an Tropos Motors Europe und das erste Modell, der Tropos Able, ist erhältlich.

"Uns schwebt vor, dass wir der Innovator bei den kleinen elektrischen Nutzfahrzeugen werden und dass wir irgendwann einen USP am Markt haben, der den gesamten Markt schlägt", sagt Schrick am Mosolf-Hauptsitz in Kirchheim/Teck. Das "werden" ist eventuell etwas tiefstapelnd, denn tatsächlich gibt es laut Schrick nur fünf Wettbewerber, wovon Evum Motors, Goupil und ARI (nicht zu verwechseln mit dem Leasinganbieter) drei sind. Das Tropos-Paket wirkt stimmig und vor allem: zielgruppengerecht. Wir haben die erste Testfahrt auf Asphalt gedreht, wenngleich "der Able ja nicht nur auf der Straße fahren kann". Er fährt im Baumarkt, Hotel, Lagerhallen, Bauhöfen, fungiert als Food-Truck oder Paketdienst. Also Out- und Indoor.

Der Tropos ist ein wendiges, kompaktes und durchdachtes L7E-Elektro-Transportfahrzeug, das auf 3,70 Metern Länge und 1,40 Metern Breite zwei Europaletten transportiert, die mit rund 550 Kilogramm beladen sein dürfen. Damit wird der Hecktriebler mit einem Wendekreis von acht Metern interessant für viele B2B-Kunden, die Transportbedarf haben, sich im öffentlichen Raum meist in Metropolen befinden und auch daher eher wenige Kilometer am Tag zurücklegen. Wenngleich die größte der drei Batteriekonfigurationen (2x13- kWh-Akkus) unter Idealbedingungen 260 Kilometer ermöglicht. Aufgeladen wird mittels Steckdose, was leere Akkus über Nacht befüllt. "Ich kann mir vorstellen, dass viele Kunden auf die Lithium-Ionen-Batterie setzen. Das ist fortschrittlicher und das Fahrzeug hat dann ein paar Extras wie ABS, Energie-Rekuperation, Informationsdisplay und die Höchstgeschwindigkeit steigt von 40 auf 60 km/h. Nach oben ist noch Luft."

Bei 18.000 Euro geht es los

Die 40-km/h-Version bietet sich für Firmengelände an, auf denen auch "Publikumsverkehr" herrscht wie im Zoo, Bauhof oder Werksgelände. Die günstigste Version, der Able ST mit AGM-Batterie (Blei-Akku) beginnt bei 18.000 Euro netto, die Variante mit größtem Li-Ion-Akku (Tropos Able XT) kommt auf zirka 30.000 Euro. Das hängt von der Wahl der Transportlösung ab. Pritsche, Koffer-Varianten mit 3,5 und 4,5 Kubikmetern Kapazität, Laubgitter und -plane gab es von Anfang an. "Aufgrund der aktuellen Situation haben wir einen Desinfektionsaufbau entwickelt." Mit diesem können Bahnhöfe und Parks mit Trockendampf desinfiziert werden. "Unser Fahrzeug ist wendig und kompakt, kann somit fast überall eingesetzt werden." Der Aufbau kann innerhalb einer Viertelstunde getauscht werden – easy swap nennt Tropos das System.

Auch aufgrund der Flexibilität, die Schrick und sein Team bei Mosolf haben, geht der gebürtige Krefelder von einem Absatz von 3.500 Able in Europa aus. Dass der Marktstart ins Corona-Jahr fällt, ist Pech. Mindestens 800 Fahrzeuge sollen es 2020 aber werden. Primär verkauft in Deutschland, dem Herz von Tropos. Österreich, Schweiz, Frankreich und Italien starten zeitgleich. "Aktuell haben wir viele Anfragen aus Belgien und den Niederlanden. Auch wir sind da flexibel."


Tropos Able

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"Qualität geht immer vor. Nicht nur die Qualität der Fahrzeuge, sondern auch die in der Organisation.“ Daher will Schrick im Vertrieb nicht jeden haben, der gut Autos verkaufen kann. Der "E-Spirit" muss stimmen und er muss Elektromobilität leben. Auch bei der Wartung, denn es handelt sich um ein Hochvolt-System. "Die Qualität des Verkaufs muss hochwertig sein und das Unternehmen, das dahintersteht, solide. Denn wir sind hier, um zu bleiben. Mit der Solidität von Mosolf im Hintergrund ist das schon mal gegeben", lautet das Statement.

Dabei gibt es kaum etwas zu warten. Und das ist auch die Krux. Bei dieser Art von Fahrzeugen geht in der Regel nichts kaputt und verschleißt wenig. Die Reifen sind wohl das beanspruchteste Bauteil am Tropos, wie wir auf unserer Fahrt feststellen können. Zwar hat der Minilaster lediglich 14 PS, doch die reichen aus, um beim Ampelstart die ersten Meter durchaus dynamisch an Fahrt aufzunehmen. So ist es auch aufgrund der direkten (Servo-)Lenkung und des durchaus nicht erwarteten Fahrkomforts kein Wunder, dass "Leute, die sich ohne Vorwissen ins Fahrzeug setzen und eine Runde drehen, mit einem Lächeln aussteigen". Scheibenbremsen an allen Rädern sind Ehrensache und stoppen selbst ohne Bremskraftunterstützung und ohne ABS (Einstiegsversion) vertrauenerweckend.

Flottenmanagement möglich

Aber wie will Tropos dann nachhaltig Geld verdienen? Das Stichwort lautet Services. Und davon gibt es neben den klassischen wie Leasing oder Miete – wo die Kunden immer wiederkommen, weil sie stets am Technologie-Puls der Zeit sein wollen – weitere. Flottenmanagement ist ein Baustein, der gerade im Hinblick auf den Logistiker Mosolf naheliegend ist. So beteuert Schrick: "Wir bieten mit unserem Tropos  nicht nur ein Fahrzeug, sondern ein ganzes Ökosystem. Ein emissionsfreies, leises, kostengünstiges und innerhalb von nicht einmal 15 Minuten flexibel umbaubares Gefährt mit der größten Ladefläche in seinem Segment." Tatsächlich gibt es die Databox fürs Flottenmanagement inklusive Routenplanung, Fahrtenbuch usw. in dem Segment sonst nicht. Sogar die Anbindung an Predictive Data Hubs, Internet of Things oder Transport-as-a-Service-Funktionen sind möglich.

Aber Schrick ist sich auch im Klaren, dass es Kunden geben wird, die ihren Tropos zehn oder mehr Jahre fahren wollen und werden, "und ganz ehrlich, was Besseres kann es doch eigentlich nicht geben. Dann können wir sagen: Schaut mal, der fährt zehn Jahre und nichts ist dran. Und wenn wir von allen Gruppierungen einen Teil haben, passt das für uns."

Qualität hat stets Priorität

In jedem Fall ist sich Schrick sicher, dass der Tropos ein Fahrzeug ist, das den Anforderungen der deutschen Kunden genügt – "das war uns wichtig". Und wenn widererwarten die Qualität nicht vollends überzeugen sollte, könnten es die TCO. Denn welches andere Fahrzeug hat eine TCO von unter vier Cent pro Kilometer? Diesen Wert hat Tropos mit einem Gewerbestrompreis von 22 Eurocent pro kWh errechnet. Wobei auch der Able unbedingt mit Ökostrom bewegt werden müsste, um das Ökopotenzial ausspielen zu können. Denn nicht nur die Emissionen sind auf null, auch der Platzbedarf in den Innenstädten dezimiert sich ohne oder mit wenig Einschränkungen beim Stauraum. Staus werden vermindert oder vermieden.

Aktuell arbeiten 30 Personen im Werk in Herne, 15 von ihnen montieren dort die von Tropos in Auftrag gegebenen SKD-Sätze (Semi Knocked Down). Und Schrick unterstreicht: "Wir montieren nicht nur zusammen, wir haben viele Teile, die aus Deutschland gesourct werden", wie beispielsweise Lenkrad, Räder, Pritsche, Radio und einige Teile unter dem "Blech".

Entwickelt wurde der Tropos in den USA. Eigentlich ist er eine Weiterentwicklung. Denn die Ursprungsidee wurde 2013 in Frankreich mithilfe von Magna zum Produkt geformt. Gute Voraussetzung, denn so gehört Magna als Fahrzeugentwickler und -produzent zu den besten Optionen in der Automobilindustrie. Tropos Motors fungiert als Hersteller und trägt damit auch die gesamte Herstellerverantwortung. So bedeutet "gefertigt in Deutschland" auch ein Versprechen. Ein Versprechen an Qualität, was Schrick unbedingt einlösen will. Denn "das ist für die Kunden noch immer etwas Wert". Schrick rechnet damit, bis Ende 2020 zirka 50 Kolleginnen und Kollegen zu haben. Jedoch ist der Manager so klar, dass er keine Visionen für die kommenden drei Jahre nennt. Oder besser: "Kann ich aktuell nicht sagen. Sprechen wir in einem halben Jahr nochmal." Das werden wir. (mb)

Markus Schrick von Tropos/Mosolf

Tropos-Chef Markus Schrick führte lange Zeit die Geschäfte von Hyundai Motor Deutschland. (Bild: Michael Blumenstein/Autoflotte)

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