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Dacia Bigster Hybrid 155 (Test): Rumänisches Neuland

03.04.2025 16:53 Uhr | Lesezeit: 5 min
Der Dacia Bigster überzeugt nicht nur mit seiner Größe für Packwillige. Der Rumäne hat auch noch andere Qualitäten in petto.
© Foto: Michael Blumenstein

Mit dem Dacia Bigster betritt Dacia das Segment der mittelgroßen SUV. Der Top-Motor ist ein Vollhybrid mit Automatik. Dieser überzeugt aber vor allem in der Stadt. Taugt der Bigster dennoch für Flotten?

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Optisch ist der 4,57 Meter lange Dacia Bigster in vielen Details dem 23 Zentimeter kürzeren Dacia Duster zum Verwechseln ähnlich. Auffällig auch beim Bigster: die robuste, aber schlichte Linienführung, die dem SUV eine praktische Note verleiht – auch eine Klasse über dem Duster. Noch nie hat Dacia ein so großes Fahrzeug produziert. Die Verkaufszahlen in Europa und speziell in Deutschland unterstreichen das Vorhaben der Renault-Tochter, in neuen Segmenten nachhaltig zu wachsen. Und dass Dacia „Wegwerf-Autos“ produziere, beantwortet Dacia-Deutschland mit der Info, dass seit Marktstart im Jahr 2005 noch immer 80 Prozent der jemals zugelassenen Modelle führen.


Dacia Bigster (Fahrbericht)

Dacia Bigster Hybrid 155 stehend auf einem Parkplatz mit blühenden Birken im Hintergrund Bildergalerie

Dacia Bigster: viel Platz und wenig zimperlich

Der Bigster soll dazu beitragen und macht sich in der verkaufsstärksten Fahrzeugklasse Deutschlands (und der EU) breit – dem C-SUV. In diesem geht es oft um das Platzangebot. Das im Innenraum und das im Kofferabteil. Der Dacia Bigster kann hierbei mit den Großen mitspielen und verbucht einen spürbaren Platzgewinn im Vergleich zum Duster. Zwar ist die Rückbank nicht verschiebbar, dafür aber erstmals dreiteilig umlegbar und sie bietet eine komfortable Mittelarmlehne samt Handy-Steckfächer und Becherhalter. Wer die drei Teile umlegt (per Schlaufe am Sitz oder Fernentriegelung aus dem Kofferraum), erweitert beim Hybrid das Volumen auf 1.851 Liter und hat im Bestfall eine Ladelänge von bis zu 2,70 Meter. Dass der Volumengewinn von 50–155 Litern im Vergleich zum Duster kleiner als erwartet ausfällt, steht auf einem anderen Blatt.

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Klar ist auch, dass in den Preisgefilden – der Startpreis des Dacia Bigster liegt bei 24.000 (für den Expression) Euro und damit 3.000 Euro über dem Duster – Premium nicht der Anspruch sein darf. Hartplastik dominiert das Interieur. Weiche Teile zum Anlehnen gibt es nur für das Knie an der Mittelkonsole, die Mittelarmlehne und die Armauflage in der Türverkleidung. Man kann es auch praktisch sehen und sich an der Abwaschbarkeit der Materialien erfreuen.

Foto durch die Beifahrertür auf das gesamte Cockpit
Einfach zu durchschauen und dennoch standesgemäß eingerichtet: Der Dacia Bigster besticht mehrfach mit seiner Einfachheit.
© Foto: Michael Blumenstein

„Der Bigster ist 15.000 Euro günstiger als ein VW Tiguan“

Der Sitzbezug ist aus wenig körperschmeichelndem Kunststoff, was gerade im Hinblick auf den „von Dacia“ immer wieder mit einem Seitenhieb erwähnten „15.000 Euro teureren“ VW Tiguan hervorgehoben werden muss. Da sieht man dann doch, wo (unter anderem) der Mehrpreis drinsteckt. Jedoch muss ehrlicherweise geschrieben werden: Schlecht macht es auch der Bigster nicht. Wenngleich die Sitze nicht genug Seitenhalt und Schenkelauflage bieten und die Lendenwirbelstütze mittels einfachem „Balken“ manuell per Hebel in den Rücken gerammt wird. Kann man so machen, erntet aber keinen Applaus. Dass der Bigster als erster Dacia über eine teilelektrische Sitzverstellung verfügen kann, ist eine Erwähnung wert, mehr aber auch nicht. Und täuscht nicht darüber hinweg, dass die Sitzposition nicht für alle Fahrer passen wird. Immerhin: Der Beifahrersitz lässt sich in der Höhe verstellen.

Positiv hervorzuheben sind die gut platzierten Fensterheber und die praktische Spiegelverstellung – also so, wie man es von jeher kennt. Ziemlich genial hingegen: die Tasten für Lautstärkeregulierung und Displaysteuerung. Diese befinden sich oben auf dem 10-Zoll-Display, sind für Fahrer und Beifahrer gleichermaßen gut erreichbar und auf Wunsch lässt sich der Touchscreen darüber komplett verdunkeln. Besondere Erwähnung verdient das geräumige Fach unter der beim Hybridantrieb deutlich zu massiv geratene Mittelkonsole. Das Fach wird über die Klimaanlage gekühlt. Und wo wir bei den Ablagen sind: Das Handschuhfach ist sogar beleuchtet.

Im Dacia Bigster ist alles drin, was man braucht

Ansonsten überrascht der Bigster beim Thema Infotainment wenig. Apple CarPlay ist kabellos, geladen wird das Handy induktiv (Option) und wer Apple Karten beim iPhone nutzt, kann sich die Kartenansicht auch ins Kombiinstrument holen. Das funktioniert besser als das integrierte Navigationssystem, das beim ersten Aufwecken eine Ewigkeit bis zur Einsatzbereitschaft benötigt. Navigiert wird intern mit Daten von Here.

Das Kombiinstrument besitzt in der Basisausstattung das 7-Zoll-Display vom Duster, in den höheren (Journey und Extreme) gibt es zum 10-Zoll-Touchscreen ein ebenso großes Kombiinstrument. Überraschend sauber klingt das Soundsystem des Bigster. Der Klang ist klar und kräftig, solange man es mit der Lautstärke nicht übertreibt. Wie beim Duster und auch bei Renault phänomenal gut gelöst: das Individualisieren der Assistenzsystem-Präferenzen und das Abrufen dieser mittels zweifachen Drucks auf den Knopf über dem linken Knie. So gehört das. Bei den Assistenten ist nun der adaptive Tempomat an Bord.

Foto vom Motorraum des Dacia Bigster Hybrid 155
Der Vollhybrid taugt vor allem für den Stadtverkehr und die Landstraße. Schönes Detail hier: Gasdruckdämpfer zum Anheben der Motorhaube – das gibt es bei vielen "Premiumherstellern" in dem Segment nicht mehr.
© Foto: Michael Blumenstein

Neuer Hybridmotor erstmals im Dacia Bigster

Im Bigster kommt ebenfalls erstmals bei Dacia der Vollhybrid mit 1,8-Liter-Verbrennungsmotor zum Einsatz. Konnte der bislang eingesetzte 1,6-Liter mit 94 PS wenig überzeugen, spürt man den Hubraumzuwachs beim Bigster und die PS-Steigerung des Verbrenners auf 109 PS. Im Zusammenspiel mit dem großen Elektromotor (49 PS) und dem Startergenerator (kleiner E-Motor) kommt der Bigster Full Hybrid auf eine Systemleistung von 155 PS und flott in Fahrt. Das Umschalten des Energiespenders ist spürbar und hörbar, da der Verbrenner kein Leisetreter ist. Im Stadtverkehr und auf der Landstraße ermöglicht das Konglomerat eine entspannte und vor allem sparsame Gangart – oft ist man im EV-Modus unterwegs, der im Tacho visualisiert wird. Der Normverbrauch liegt bei 4,7 Litern und im Alltag sind diese – je nach Fahrprofil – auch erreichbar. Definitiv nicht wohl fühlt sich der Bigster Hybrid auf der Autobahn. Der kleine 1,2-kWh-Akku (Bruttowert) ist in Kürze leergesuckelt und die Elektro-PS lösen sich in Luft auf. Was bleibt, sind magere 109 PS, die auf der Autobahn bestenfalls zum entspannten Mitschwimmen ausreichen. Überholvorgänge werden zum Geduldsspiel – auch für den Überholten – und zur akustischen Belästigung, der Vierzylinder ist dann ungewohnt präsent und macht die beim Bigster eingeflossenen zusätzlichen Dämmmaßnahmen (dickere Scheiben und erstmals Radhausverkleidungen aus Fasermaterial anstatt Plastik) zunichte. Bei Renault – Mutter von Dacia – gibt es noch immer den 1,6-Liter-Hybrid. Aber eben auch den 1,2-Liter-Turbo mit E-Unterstützung (Rafale und Espace, jeweils mit 200 PS Systemleistung). Schade, dass man Dacia nicht dieses Aggregat spendiert hat. Das würde – PS reduziert – hervorragend zum leichten (1,5 Tonnen) Rumänen-SUV passen.

Wer Autobahnen oft im Anforderungsprofil hat, rollt mit dem 140-PS-Turbobenziner besser – jedoch muss der stets mit der Hand geschaltet werden. Der Hybrid ist der einzige Bigster mit Automatikgetriebe. Der in der Technik komplizierte Automat kann im Alltag bei gemächlicher Gangart überzeugen. Wer jedoch spontan Leistung abfragt, sollte dem Getriebe eine Sekunde zum Finden der passenden Übersetzung und Bereitstellen der vollen Leistung geben.

Klar ist: Wer Dacia kauft, ist kein Linke-Spur-Kracher und auch auf der Landstraße meist eher gemütlich unterwegs. Dieses Fahrverhalten unterstützt der Bigster Hybrid, der fahrwerksseitig mit einer gesunden Grundstraffheit überzeugt. Trotz der 19-Zoll-Räder (400 Euro, nur für Ausstattungslinie Journey) mit 205/55-R19er-Reifen ist das Ansprechverhalten für die Preisklasse gut. Beim Lenken kommen eher weniger Glücksgefühle auf als vielmehr die Gewissheit, dass die Bewegungsrichtung des Lenkbefehls grob folgt.


Dacia Bigster Hybrid 155 Journey

Testwagenpreis 31.690 € (brutto)
R4/1.793 ccm
115 kW/155 PS | 172 Nm
9,7 s | 174 km/h
6-Gang-Automatik
Akkukapazität 1,2 kWh (brutto)
WLTP-Verbrauch 4,7 l | 106 g/km
Maße 4.570 x 1.813 x 1.655 mm
Kofferabteil 546–1.851 Liter
Versicherung HK 20 | VK 23 | TK 19
Wartung jährlich/30.000 km
Garantie 3 Jahre



Da ist der Dacia Bigster unschlagbar

Die eigentliche und ureigene Domäne von Dacia ist der Preispunkt. So auch beim Dacia Bigster. Und der ist traditionell unverhandelbar. Egal, ob Privatkunde oder Großabnehmer. Das ist erfreulich und sollte nach nunmehr 20 Jahren Dacia in Deutschland Anreiz für alle anderen Anbieter sein, Ähnliches zu tun. Der Bigster startet für „smallste“ 23.990 Euro. In der Basis gibt es dafür bereits den kräftigen 1.2 Turbo mit 140 PS. Generell bewegt sich das Leistungsspektrum der vier angebotenen Antriebe im Bereich von 130 PS (4x4-Version) bis hin zu den hier gefahrenen 155 PS. Wer richtig viel Geld ausgeben möchte, wählt die „Outdoor“-Version Extreme, implantiert den Hybridantrieb, überzieht die Karosserie mit Indigo Blau (Metallic für 700 Euro), färbt das Dach schwarz (150 Euro) und packt das sinnvolle Notrad rein (190 Euro). Das große Glasschiebedach, Sitz- und Lenkradheizung, 2-Zonen-Klimaautomatik (erstmals bei Dacia), die 40:20:40 umklappbare Rücklehne (erstmals bei Dacia) und weitere Details sind inklusive und man landet bei rund 32.000 Euro. Und wenn die Kiste dann zu den 80 Prozent aller Daia in Deutschland gehört, rollt der Dacia Bigster auch in 20 Jahren noch – sicherlich jedoch nicht im Fuhrpark, aber auch da passt der große Rumäne gut rein und fühlt sich im Portemonnaie trotz Ein-Prozent-Versteuerung fast nach Elektroauto an.


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